Montag17. November 2025

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Contador: Droht zweiter „Fall Valverde“?

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RADSPORT - Toursieger Alberto Contador ist am Boden zerstört, doch der spanische Radsport-Boss macht seinem gefallenen Star Hoffnung auf ein Happy End: „Ich hoffe, dass sich der Fall zugunsten von Contador entscheidet. Ich kenne ihn seit seiner Kindheit. Er stammt aus Madrid, und ich habe gewisse Sympathien für ihn.“

Dies und mehr sagte Carlos Castano im staatlichen Radio RNE – der Präsident des spanischen Verbandes RFEC ließ trotz positiver A- und B-Probe jegliche kritische Distanz zum Toursieger vermissen.

Nachdem der Weltverband UCI die Angelegenheit am Montag an die RFEC weitergeleitet hat, droht dem Sport offenbar ein neuer „Fall Alejandro Valverde“.

Contadors Landsmann war durch einen DNA-Abgleich während der Tour 2008 nachgewiesen worden, dass er Blutbeutel bei Dopingarzt Eufemiano Fuentes gelagert hatte. Der spanische Verband leitete jedoch kein Verfahren ein, sodass Valverde erst zwei Jahre und zahlreiche Siege später vom Internationalen Sportgerichtshof CAS aus dem Verkehr gezogen wurde. Castanos Aussagen lassen nun einen ähnlichen Verlauf vermuten. „Es kann alles passieren. Es kann sein, dass das Verfahren eingestellt wird oder dass es bei einer simplen Abmahnung bleibt“, sagte der Funktionär. Es könne aber auch eine Sperre von maximal zwei Jahren ausgesSiehe auch:

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Contador: Entscheidung nahtprochen werden.

Der Verband hat unterdessen die Unterlagen an das Wettkampfkomitee weitergeleitet, das sich nun mit dem Fall befassen wird. „Das sind vier Personen, die unabhängig vom Radsport sind. Das Gremium hat am Mittwoch eine Sitzung, dann sehen wir weiter“, sagte Castano, der eine Sonderbehandlung seines Freundes ausschloss: „Die Regeln gelten für alle. Wenn Alberto einen Fehler gemacht hat, muss er dafür die Verantwortung übernehmen.“

Ein oder drei Monate?

Über den Zeitraum der Ermittlung sagte Castano: „Wenn wir ein Verfahren eröffnen, kann der Athlet seine Argumente vortragen. Für einen Fall wie diesen haben wir maximal drei Monate Zeit.“

Dem gegenüber steht schon mal das internationale Regelwerk, das für die Prozedur einen maximalen Zeitraum von einem Monat vorsieht … Der RFEC-Präsident kritisierte dennoch vorsorglich die geringe Bearbeitungszeit. Man habe von der UCI sechs E-Mails mit umfangreichen Dokumenten erhalten. Man werde es in diesem Zeitraum nicht schaffen, alle Akten zu lesen. Die Dokumentation sei einfach zu umfangreich.

Verweigern die Spanier übrigens erneut die Einleitung eines Verfahrens, können UCI und die Welt-Antidoping-Agentur WADA, wie im Fall Valverde, vor den CAS ziehen. Bis dieser eine Entscheidung fällt, dürfte Contador vermutlich munter weiter in die Pedale treten. Ein Start bei der kommenden Tour ist in dem Fall keineswegs ausgeschlossen.

Glaubt man Castano, muss sich Contador erst mal wieder mental aufrappeln. „Er war niedergeschlagen. Das ist aber normal bei einer solchen Geschichte“, sagte er nach einem Treffen mit dem Toursieger: „Ich würde mir wünschen, dass der Fall gut ausgeht. Aber nun muss sich das Wettkampfkomitee der Sache annehmen und eine faire Entscheidung treffen.“

A. Schleck Toursieger?

Sollte Contador gesperrt werden, dürfte ihm sein dritter Toursieg aberkannt und dem Luxemburger Andy Schleck zugesprochen werden. Es wäre das zweite Mal nach Floyd Landis 2006, dass die Siegerliste des größten Radrennens der Welt wegen eines Dopingfalls korrigiert werden muss.

Schleck hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt gesagt, dass er einen nachträglichen Toursieg nicht annehmen wolle: „Ich bin nicht im Gelben Trikot nach Paris gefahren. Ich bin immer noch Zweiter.“

Schlecks früherer und Contadors zukünftiger Teamchef Bjarne Riis geht derweil davon aus, dass Contador nicht bestraft wird. „Ich glaube, dass Contador entlastet wird“, sagte der Buch-Autor der Zeitung Politiken. Er sei überzeugt, dass Contador ein sauberer Fahrer sei. 

Präzedenzfall Ovtcharov

Nach Angaben der spanischen Zeitung „El País“ stützt Alberto Contador seine Verteidigungsstrategie und seine Hoffnung vor allem auf den Fall des Tischtennis-Profis Dimitrij Ovtcharov. Der deutsche Nationalspieler war ebenfalls positiv auf Clenbuterol getestet, später aber vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) freigesprochen worden. Ovtcharov konnte mit einer Haarprobe glaubhaft machen, das Clenbuterol durch verseuchtes Fleisch in China zu sich genommen zu haben.

Contador war am zweiten Ruhetag der Tour positiv auf Clenbuterol getestet worden. Alle vorherigen und späteren Proben wiesen kein Clenbuterol auf. Contador führt den Befund auf verseuchtes Fleisch zurück.