China und der Sport in Europa

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Drei Unterschriften in Schanghai in Europas Nacht zum Mittwoch verändern die Welt des Sportmarketing. China kauft sich für über eine Milliarde in Europa ein.

Wang Jianlin ist je nach Betrachtungsweise der zweit- oder der viertreichste Mann in China. Er ist eigentlich Immobilien-Magnat. Aber als er feststellte, dass man in der letzten Etage seiner Einkaufszentren sehr gut Kinos unterbringen konnte und sich dies als segensreich herausstellte, stieg er in die Unterhaltungsbranche ein. Er wurde sehr schnell nicht nur der größte Kinobetreiber in China sondern der Welt. Denn: Er kaufte im Jahre 2012 für umgerechnet 2,3 Milliarden Euro die US Kinokette AMC.

Das deutliche Abflauen der Immobilienkonjunktur hat ihn über die grenzen Chinas hinweg nach Europa blicken lassen. Der spanischen Regierung hat der chinesische Immobilien-König angeboten, am Rande von Madrid auf einem Militärgelände eine Luxus-Siedlung zu bauen. Gut drei Milliarden Euro ist Wang Jianlin bereit in Spanien zu investieren. Das hat er dem spanischen Ministerpräsidenten Rajoy bei dessen Besuch in China zugesichert. „Der Ball liegt nun bei den Spaniern“, sagt er und wartet auf die politische Entscheidung. Dass er von einem Ball spricht, hat seine Bedeutung. Um den Spaniern zu zeigen, dass er es ernst meint, hat er vor einem Monat seine Geldbörse ein wenig geöffnet und für 45 Millionen Euro 20 Prozent des Fußballclubs Athletico Madrid gekauft.

Der zweitgrößte Sportvermarkter

Schien es bisher so, als ob Wang Jianlin Spanien zu seiner Plattform für Europa ausbauen wollte, so hat sich seit der der Nacht zu Mittwoch vieles geändert. Wang Lianjin hat sich den zweitgrößten Sportvermarkter in Europa zugelegt. Mit seinen fast unbegrenzten Mitteln hat er die Chance, die Sportwelt von Europa aus aufzurollen und das weltweite Sportmarketing zu verändern.

Wang Jianlin hat 68,2 Prozent des Unternehmens Infront für 1,05 Milliarden Prozent gekauft. Das heißt, dass Wang Jianlin zukünftig die deutsche und die italienische Fußball – Nationalmannschaften betreuen wird. Denn die sind Kunden bei Infront, wie der AC Mailand, Lille OSC oder FC Toulouse. Oder wie deutsche Klubs. Schalke04 soll sich von ihnen vermarkten lassen, der 1. FC Köln, SC Freiburg oder auch Hansa Rostock gehören zu den Kunden, zukünftig auch 1860 München.

Robert Louis Dreyfuß gründete Infront

Infront ist von den ehemaligen Adidas Manager Robert Louis Dreyfuß gegründet worden. Nach zweimaligem Verkauf ist der zweitgrößte Rechtevermakter in der Sportwelt bei dem Investmentfonds bridgepoint gelandet, der es für 550 Millionen Euro kaufte und ausbaute. Der Umsatz soll bei etwa 800 Millionen Euro liegen. Bridgepoint kassierte jetzt das Doppelte seines ursprünglichen Einsatzes, ein schöner Zugewinn. Infront traf bei seinem zukünftigen Mehrheitsaktionär, auf einen Fußballfreund. Der nämlich hatte in einer ersten Phase einen Fußballclub besessen. Und Infront besitzt intime Fußball-Kenntnisse: Der Präsident des Unternehmens heißt Philippe Blatter, Neffe des Fifa-Präsidenten Josef Blatter.

Irgendwie erstaunt es nicht, dass Infront die Medienrechte der FIFA verwaltet. Andererseits sitzt im Vorstand ein Mann mit einem unangefochtenen Fußball-Ruf: Günter Netzer, 70, Europameister, Weltmeister, Manager des Hamburger Sportvereins, den er zur deutschen Meisterschaft und zum Europa-Titel der Landesmeister führte, gleichzeitig legendäre Figur von Borussia Mönchengladbach.

Infront hatte die Kontakte über einen besonderen Erfolg knüpfen können. Basketball ist mit ihnen bei der chinesischen Jugend zu einem beliebten Sport geworden. Wang Jianlin seinerseits macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Kauf von Infront einen Hintergedanken verbindet. Über die Schweizer soll versucht werden, mehr große internationale Sportereignisse nach China zu holen.