KunstturnenCéleste Mordenti kommt bei der EM mit einem blauen Auge davon

Kunstturnen / Céleste Mordenti kommt bei der EM mit einem blauen Auge davon
Céleste Mordenti leistete sich an allen vier Geräten zu viele kleine Fehler Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Lange war am Mittwoch für Céleste Mordenti Zittern angesagt. Doch nach einem durchwachsenen Mehrkampf dürfte sie sich als letzte Turnerin für die WM im Herbst in Antwerpen qualifiziert haben.

Nachdem Quentin Brandenburger am Dienstag bei seinem ersten EM-Auftritt im Konzert der Großen Lehrgeld zahlen musste, ruhten die Hoffnungen der luxemburgischen Delegation einen Tag später auf Céleste Mordenti. Die FLGym-Turnerin ist bei Europa- und Weltmeisterschaften inzwischen bei Weitem kein Neuling mehr und eigentlich bei Mehrkämpfen dieses Niveaus eine sichere Bank. Einzig im letzten Jahr, bei den European Championships in München, erlaubte sich die 20-Jährige einen Ausrutscher und fiel mit einer Wertung von 43,932 deutlich hinter ihren bisherigen Leistungen zurück. Im vergangenen Sommer war die Europameisterschaft jedoch der erste Wettkampf, den Mordenti nach ihren Abiturprüfungen und einer achtmonatigen Wettkampfpause bestritt. Damals war man sich bewusst, dass es in der bayrischen Hauptstadt auch weniger gut laufen könne.

Knapp zwei Monate später, nachdem sie als erste Reserveturnerin doch noch ihren Startplatz bei der WM ergattert hatte, meldete sich die junge Athletin dann in Liverpool eindrucksvoll zurück und kratzte mit 47,566 sogar an ihrer Bestmarke von 47,791 Zählern, die sie bei der WM ein Jahr zuvor aufgestellt hatte. Der Wechsel an die Universität nach Amsterdam und das dortige Trainingszentrum des lokalen Klubs TurnZ zeigten in den letzten Monaten zudem noch einmal eine große Weiterentwicklung, wie man auch im Februar bei den Luxembourg Open sehen konnte, wo die FLGym-Turnerin direkt zwei Silbermedaillen – am Stufenbarren (12,050) und Schwebebalken (12,500) gewinnen konnte. Mit ähnlichen Leistungen am Mittwoch in Antalya wäre die Qualifikation für die WM im Herbst in Antwerpen locker drin gewesen. Doch auch Céleste Mordenti erwischte in der Türkei keinen Glanztag.

Qualifikations-Krimi

Bereits am Sprung gab es die ersten Abzüge, da die 20-Jährige mit beiden Füßen außerhalb der markierten Fläche gelandet war. Dennoch waren 12,566 Punkte noch absolut in Ordnung und wären an sich kein großes Problem gewesen, um wieder eine hohe 47er-Wertung oder mehr zu erhalten. Dann kam der Stufenbarren, das Lieblingsgerät der Luxemburgerin. Beim Wechsel von der großen auf die kleine Stange klappte der Richtungswechsel jedoch nicht und Mordenti musste vom Gerät absteigen. „Gerade am Stuffenbarren wiegt so ein Fehler extra schwer, da man wieder neu ansetzen muss. Dann turnt man neue Elemente, bei denen es dann automatisch auch Abzüge gibt“, erklärt Gilles Andring, der sich beim Verband um den Elitesport kümmert. Für Mordenti, die bei den Luxembourg Open an diesem Gerät noch 1,5 Punkte mehr erhalten hatte, gab es dieses Mal am Stufenbarren 10,666 Punkte und einen 89. Platz unter 118 Teilnehmerinnen.

Auch am Stufenbarren gab es anschließend einen Sturz, der jedoch nicht so schwer wog wie am Gerät davor, dennoch blieb Mordenti auch hier rund 1,5 Zähler unter der Wertung bei den Luxembourg Open (11,033 – Platz 62 unter 121 Turnerinnen). Somit kam es in Antalya auf das letzte Gerät, den Boden, an und auch hier schlichen sich viele kleine Fehler ein: „Es waren einige Elemente, die nicht sauber waren, und das summiert sich dann. Im Endeffekt wurde dadurch auch der Schwierigkeitsgrad heruntergestuft, womit sie dann quasi doppelt bestraft war“, meint Andring. Hier gab es am Ende 10,966 Punkte, was Rang 98 unter 119 Turnerinnen bedeutete. Mit einer Gesamtwertung von 45,231 blieb die junge Athletin, die in der Vorbereitung durch einen Zehbruch zurückgeworfen wurde, schließlich deutlich unter ihren eigenen Erwartungen zurück, war selbst am meisten von sich enttäuscht und nun begann das große Zittern. 

Warten auf die Bestätigung

Denn ob sich Céleste Mordenti doch für die WM im Herbst qualifizieren würde, wurde nach der dritten Subdivision entschieden und nach dieser begann das große Rechnen, das sich auch noch zu einem richtigen Krimi entwickeln sollte. Für die WM qualifizieren sich nämlich 13 Mannschaften, die Turnerinnen dieser Nationen werden aus der Mehrkampfwertung gestrichen. Für Europa bleiben damit 23 Einzelplätze übrig, jedoch maximal zwei pro Nation. Rechnet man nun das Klassement neu, belegt Céleste Mordenti … Rang 24. Wie in München schien sie erst einmal auf dem ersten Reserveplatz zu landen. Doch dann kam Andring doch noch mit einer überraschenden Nachricht. „Als Organisator der WM hat Belgien eine Wildcard sicher, falls sich keine dieser Turnerinnen qualifizieren sollte. Belgien ist jedoch als Mannschaft dabei und somit fällt dieser zusätzliche Platz sozusagen zurück in den Topf.“ In diesem Fall würde er dann an die 24. Turnerin und somit Mordenti gehen. Noch ist alles aber inoffiziell und bei der FLGym wartet man nun auf die Bestätigung des europäischen Verbandes, die in den kommenden Wochen kommen dürfte. „Die Erleichterung ist natürlich, vor allem bei Céleste, riesengroß. Es ist eine zweite Chance, die sie wohl erhalten wird.“ Das Verpassen der direkten Qualifikation wäre für Mordenti umso ärgerlicher gewesen, da sie gerade einmal eine Tausendstel hinter den beiden Turnerinnen lag, die vor hier gelandet sind. 

Die WM in Antwerpen ist für Turner kleiner Nationen bekanntlich die einzige Chance, sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren. Nach dem Auftritt von Quentin Brandenburger am Dienstag, der als 36. dieses Einzelklassements weit an der WM-Quali vorbeischrammte, also doch noch eine positive Nachricht für die FLGym bei dieser EM. „Beide Turner sind enorm ehrgeizig und ihre größten Kritiker. Von ihren Leistungen hier in Antalya waren sie schon sehr enttäuscht.“ Für Brandenburger war es jedoch eine wertvolle Erfahrung, wie Andring zum Abschluss betont. „Man hat hier gesehen, dass sich alle Turner, die aus dem Juniorenbereich kamen, richtig schwer getan haben. Man stellt sich nicht von heute auf morgen auf dieses Niveau ein, der Unterschied ist schon enorm. Bei Quentin muss man einfach auch realistisch bleiben. Er ist jung und die Routine, Stabilität und Reife werden mit der Zeit kommen.“ 

Resultate

Céleste Mordenti:
Mehrkampf:
45,231 Punkte
Sprung: 12,566
Stufenbarren: 10,666
Schwebebalken: 11,033
Boden: 10,966