RennsportCassidy hat bereits stark einkassiert: Zwischenbilanz der Formel-E-Saison 2024

Rennsport / Cassidy hat bereits stark einkassiert: Zwischenbilanz der Formel-E-Saison 2024
„Mister Beständigkeit“ Nick Cassidy hat schon einen großen Vorsprung, doch das will in der Formel E nichts heißen Foto: Formula E/Alistair Staley

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Die Formel-E-Saison läuft seit Januar wieder auf Hochtouren. Mittlerweile sind schon drei Rennen gefahren: das Auftaktrennen in Mexiko-City und ein Doppelevent im saudi-arabischen Diriyya. Am Sonntag geht es dann in São Paulo weiter. Zeit für einen Blick auf die bisherige Saison.

Seit letzter Saison ist in der Formel E nicht viel beim Alten geblieben. Nicht weniger als neun Piloten haben das Team gewechselt. Nick Cassidy ist zu Jaguar gestoßen, Robin Frijns ist zu Envision zurückgekehrt, Nyck de Vries und Edo Mortara sind nun bei Mahindra, Lucas di Grassi ist wieder bei seinem früheren Meisterschaftsteam Abt, Oliver Rowland ist zurück bei Nissan, Sam Bird tritt bei McLaren an, Norman Nato geht für Andretti an den Start und Maserati hat den Rookie Jehan Daruvala verpflichtet. André Lotterer ist nicht mehr dabei, er konzentriert sich voll auf die Langstreckenrennen mit Porsche. Beim WEC-Auftakt in Katar war er mit seinen Teamkollegen Laurens Vanthoor und Kevin Estre gleich erfolgreich.

Wann kommen die Auflade-Boxenstopps?

Eigentlich sollten bereits von Anfang der Saison an die Autos während der Rennen mit einem Schnellladesystem bei einem Boxenstopp neu aufgeladen werden. Da es jedoch bei den winterlichen Tests in Valencia ein Feuer mit einer Batterie gab, wurde dies erst einmal verschoben. Voraussichtlich werden die ersten Auflade-Boxenstopps nun beim Doppelevent in Italien eingeführt werden oder vielleicht gar erst bei den Tempelhof-Rennen in Berlin im Mai.

Wie bereits in den vergangenen neun Jahren bleiben die Formel-E-Rennen auch weiterhin unvorhersehbar. So gab es bei den ersten drei Rennen drei verschiedene Pole-Sitter: Wehrlein, Vergne, Cassidy und drei verschiedene Sieger: Wehrlein, Dennis und Cassidy.

Pascal Wehrlein und sein Porsche scheinen sich in Mexiko besonders wohl zu fühlen. Nach einem Sieg 2022 und einem zweiten Platz 2023 waren sie auch dieses Jahr erfolgreich. Nach einem längeren Hin und Her mit Sébastien Buemi setzte sich Wehrlein am Schluss souverän durch und siegte überlegen. Der Porsche-Sieg wurde lediglich durch den Verdacht getrübt, dass man eine Traktionskontrolle verwendet habe. Dies konnte jedoch von den Kommissaren nicht bewiesen werden und somit gab es weder eine Strafe noch eine Disqualifikation. Hinter den ersten zwei schien es lange, als könne Maximilian Günther im Maserati-DS die dritte Stufe des Siegerpodiums erklimmen. Am Schluss verwies der neue Jaguar-Pilot Nick Cassidy den Deutschen auf Platz vier vor dem zweiten Jaguar von Stammpilot Mitch Evans.

Bei den zwei nächsten Läufen, die beide bei Nacht im saudi-arabischen Diriyya stattfanden, sah das Bild schon ganz anders aus. Hier waren die Werks-Porsche nicht mehr so gut in Form – ob das vielleicht doch mit dem Traktionskontrollen-Verdacht zu tun hatte? Beim ersten der zwei Rennen war es Jean-Eric Vergne, der sowohl im Training als auch im Rennen stark auftrumpfte. Im Quali-Duell hatte er vor Mitch Evans und dem amtierenden Champion Jake Dennis die Nase vorn. Im Rennen entbrannte ein erbitterter Dreikampf zwischen Vergne, Evans und Dennis.

Nach mehreren Führungswechseln erwiesen sich zuletzt Jake Dennis und das Andretti-Team als die Cleversten, nicht zuletzt durch eine hervorragende Strategie. So siegte der amtierende Champion mit einem für die Formel E enormen Vorsprung von mehr als 13 Sekunden. Mitch Evans erwies sich mit etlichen, zu waghalsigen Überholversuchen als der Kampfwilligste des Rennens. Da aber zwei dieser Attacken ins Leere gingen, musste er sich zum Schluss mit Rang fünf begnügen, zwei Plätze hinter seinem neuen Teamkollegen Nick Cassidy. Dieser fuhr ein kluges, abwartendes Rennen, nachdem er sein Qualifying verhauen hatte. Beim zweiten Diriyya-Lauf waren es Mitch Evans und Jake Dennis, die ihr Qualifying vermasselten und dadurch im Rennen nicht über eine Statistenrolle hinauskamen. Dominator bei diesem Rennen war Nick Cassidy, der aus der ersten Reihe startete und im Rennen niemandem nur die geringste Chance auf den Sieg überließ. Mit Robin Frijns, Oliver Rowland, Jake Hughes, Stoffel Vandoorne und Sacha Fenestraz belegten lauter Piloten die Ehrenplätze, die sich bis dorthin nicht viel gezeigt hatten.

Enges Starterfeld, aber bislang weniger Überholmanöver als in der Vergangenheit
Enges Starterfeld, aber bislang weniger Überholmanöver als in der Vergangenheit Foto: Formula E/Sam Bagnall

Das erste Fazit

Diese Erkenntnisse kann man nach den ersten drei Rennen der diesjährigen Saison festhalten:

– Antonio Felix da Costa (Porsche) kam bisher überraschender- und unerklärlicherweise überhaupt nicht zurecht, weder in den Qualis noch in den Rennen;

– die Porsche- und Jaguar-Motoren mischen, wie bereits 2023, ganz vorne mit;

– die DS- und Nissan-Motoren rücken immer näher an die Spitze heran;

– Mitch Evans hat, ganz im Gegensatz zu seinem neuen Teamkollegen Nick Cassidy, erneut einen schwierigen Saisonanfang;

– Abt, Mahindra und ERT fahren erneut in den Rennen hinterher, auch wenn ihren Piloten manchmal ein Trainings- oder Quali-Erfolg gelingt.

Auch wenn „Mr Regular: Nick Cassidy“ jetzt schon einen beachtlichen Vorsprung auf seine Verfolger hat, so muss dies noch gar nichts bedeuten. Vor einem Jahr lag auch Pascal Wehrlein anfangs mit einem großen Vorsprung vorn. Am Saisonende reichte es aber nur noch für Gesamtrang vier.

Nur noch wenige Stadt-Rennen

Etwas bedauerlich ist die Tatsache, dass es dieses Jahr mit Monaco und Tokio nur noch zwei echte Stadtkurse im Terminkalender gibt. Dies ist hauptsächlich auf politische und organisatorische Probleme zurückzuführen. Mexiko, Shanghai, Portland und Misano sind regelrechte Rundkurse, Berlin ist ein Flugplatzrennen und in London benutzt man einen Teil der städtischen Ausstellungshallen. Mitch Evans drückt am besten die Auffassung der meisten Formel-E-Piloten aus: „Persönlich liebe ich enge Stadtkurse. Ich kenne die Ursachen, weshalb wir immer weniger dort fahren, aber ich finde, dass unsere Gen3-Renner genau für solche Strecken ideal sind!“

Am Sonntag geht es in Brasilien weiter. Bis dahin konnten alle „neue Energie tanken“ und versuchen nun dort die bestehende Rangordnung erneut auf den Kopf zu stellen. In Luxemburg kann man die E-Prix nur noch live bei Eurosport-Frankreich verfolgen.

Die Formel-E Teams 2024

Abt-Cupra: Nico Müller/Lucas di Grassi
Andretti: Jake Dennis/Norman Nato
DS Penske: Stoffel Vandoorne/Jean-Eric Vergne
Envision: Robin Frijns/Sébastien Buemi
ERT: Sergio Sette Câmara/Dan Ticktum
Jaguar: Mitch Evans/Nick Cassidy
Mahindra: Nyck de Vries/Edo Mortara
Maserati: Maxi Günther/Jehan Daruvala
McLaren: Jake Hughes/Sam Bird
Nissan: Sacha Fenestraz/Oliver Rowland
Porsche: Antonio Felix da Costa/Pascal Wehrlein

Zwischenstand nach drei Rennen

1. Nick Cassidy 56 Punkte
2. Pascal Wehrlein 38
3. Jean-Eric Vergne 33
4. Jake Dennis 30
5. Mitch Evans 21
6. Maxi Günther 20
7. Robin Frijns 19
8. Sébastien Buemi 18
9. Oliver Rowland 18
10. Jake Hughes 18

Der weitere Kalender

16.3. São Paulo (BRA)
30.3. Tokio (JPN)
13./14.4. Misano (ITA)
27.4. Monaco
11./12.5. Berlin (D)
25./26.5. Schanghai (CHN)
29./30.6. Portland (USA)
20./21.7. London (GBR)