Samstag25. Oktober 2025

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Buchhalter in Manndeckung

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Mit einem Fehlbetrag von 197 Millionen Pfund aus dem Geschäftsjahr 2010/11 hat Manchester City Schlagzeilen geschrieben, denn es handelt sich um den größten Verlust, den je ein britischer Verein aufzuweisen hatte.

Bei City sind sie besonders stolz darauf, Nachbar ManU nun auch auf diesem Gebiet übertroffen zu haben. Citys Gesamtumsatz belief sich 2010/11 auf 153 Mio. Pfund. Dem gegenüber stehen Spielergehälter von 174 Mio., Spielereinkäufe im Wert von 156 Mio. sowie Abschreibungen von 34 Mio. Pfund. Die restlichen Ausgaben waren Anwalts- und Gerichtskosten für Verkehrsdelikte von Balotelli und Friseurkosten für Manager Mancini.

Vereinsbesitzer Scheich Mansour Bin Zayed, der seit seiner Machtübernahme 800 Mio. Pfund in den Verein gepumpt hat, weiß, dass er mit einem Buchhalter die Champions League nicht gewinnt, wohl aber mit gut bezahlten Topstars, die man mit viel Geld bei Laune halten muss.

Platinis Märchenstunde

City dürfte mit diesen Finanz-Resultaten gar nicht erst in der Champions League antreten, wenn ab 2014 die Vorschriften der UEFA in Sachen „Financial Fair Play“ in Kraft treten. Die sehen vor, dass Vereine in den drei Geschäftsjahren von 2011 bis 2014 insgesamt nicht mehr als 45 Mio. Euro Verlust machen dürfen. Bei City, wo allein schon die Weihnachtsfeier so viel kostet, rechnet man jedoch frühestens in 2015 wieder mit positiven Zahlen. Die Citizens täten besser daran, sofort die Champions League zu gewinnen, danach wird Schluss mit lustig sein. Vorausgesetzt, die UEFA setzt ihre Drohungen in die Tat um.

Platini, der gerne Forbach oder Nancy als CL-Sieger sehen würde, will finanzschwache Vereine in Europa konkurrenzfähiger machen, indem er die Topvereine finanziell einbremst. Wenn City seinen Spieler Silva oder Chelsea seinen Star Drogba nicht mehr bezahlen dürfen, steigen natürlich die Chancen von Aarhus, Trondheim, Thionville, Virton, F91 und Beromünster in der Champions League. Ist ja logisch.

Zuvor müssen die Kleinen allerdings erst gegen Vereine mit unaussprechlichen Namen antreten. Dafür treffen sie dann in der Hauptrunde auf Barça, welches sich Messi, Xavi und Co. nicht mehr leisten darf und deshalb eine Mannschaft aus Jugendspielern, Putzfrauen und dem Stadiongärtner aufs Feld schickt.

Einfallsreichtum gefragt

Die Spitzenvereine werden sich allerhand einfallen lassen, um die UEFA-Regeln zu umgehen. Spieler könnten von Sponsoren bezahlt werden, die Gehälter verschwinden aus den Vereinsbilanzen und die reichen Vereine werden sich untereinander die Buchhalter abjagen wie einst die Spitzenspieler. Eine Riesenchance für alle, die etwas von Föhnen, Frisieren und Tunen von Zahlen verstehen und für Neapel oder Marseille mit ihrer hohen Dichte an taubstummen Buchhaltern.

Und im Champions-League-Finale 2020 spielt Dudweiler gegen Palermo. Dort weiß jeder seriöse Buchhalter im Voraus, wie ein Spiel auszugehen hat.