FIFA-Präsident Joseph Blatter hat UEFA-Boss Michel Platini scharf attackiert und Andeutungen über Stimmabsprachen bei den umstrittenen WM-Vergaben 2018 und 2022 gemacht. „Mindestens 140 Verbände können ohne die FIFA nicht überleben. Und diese Leute wollen jemanden, der mit der gleichen Idee vorangeht, dass der Weltfußball nicht nur die Champions League ist“, sagte Blatter mit Blick auf den Wahlkampf um seine Nachfolge in einem gestern veröffentlichten Interview der russischen Staatsagentur TASS. „Ich denke, die meisten Kandidaten wollen das auch so, mit Ausnahme von Platini.“
Damit bezog Blatter klar Position, obwohl er derzeit 90 Tage lang für alle Tätigkeiten im Fußball gesperrt ist – pikanterweise wegen einer dubiosen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an den ebenfalls suspendierten Platini aus dem Jahre 2011. „Die Ethikkommission verfolgt grundsätzlich die Berichte in der Presse mit Interesse“, teilte ein Sprecher der Untersuchungskammer auf Anfrage generell mit.
Blatter will Platini verhindern
Blatters vielleicht letztes Ziel in seiner am 26. Februar zu Ende gehenden Präsidentschaft ist offensichtlich: Platini als seinen Nachfolger zu verhindern. Das Verhältnis der beiden wichtigsten Fußball-Funktionäre basiert nur noch auf tiefer Abneigung. Der Franzose habe den FIFA-Skandal provoziert, behauptete Blatter. „Von Anfang an war ich das Ziel der Attacken. Und arrangiert hat das alles Michel Platini. Es ist etwas Persönliches.“ Er selbst sei beurlaubt worden, weil die Presse und „diejenigen, die meinen Platz einnehmen wollen“, Druck ausgeübt hätten, sagte Blatter mit Blick auf Platini.
Und der Schweizer erhob weitere schwere Anschuldigungen gegen Platini. Innerhalb der FIFA-Exekutive habe vor der Vergabe der umstrittenen WM-Endrunden 2018 und 2022 Einigkeit darüber geherrscht, die Turniere an Russland und die USA zu vergeben.
„Alles war gut…“
„Alles war gut, bis Nicolas Sarkozy (Frankreichs Ex-Präsident) ein Treffen mit dem heutigen Emir von Katar hatte. Nach dem anschließenden Essen hat Michel Platini gesagt, es wäre gut, nach Katar zu gehen. Dies hat alles geändert. Bei einer geheimen Abstimmung gingen vier Stimmen aus Europa von den USA an Katar. So kam es zum Ergebnis von 14:8 für Katar, sonst wäre die Abstimmung 12:10 für die USA gewesen und wir würden über eine wunderbare WM 2018 in Russland sprechen und nicht über irgendwelche Probleme bei der FIFA“, behauptete Blatter.
Der 79 Jahre alte Schweizer betonte, es sei wichtig für sein Erbe, dass sein Nachfolger die Entwicklung des Fußballs vorantreibe. Das könne auch nicht der ebenfalls zur Wahl stehende UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino.
Blatters größter Wunsch ist es, nach seiner Suspendierung ins Amt zurückzukehren und den außerordentlichen Wahl-Kongress am 26. Februar zu leiten. Er bedauerte, dass er nicht im Sommer 2014 zurückgetreten sei. „Ich hätte den Mut aufbringen und mich nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zurückziehen sollen. Aber mich haben fünf der sechs Kontinentalverbände angefleht, zu bleiben (…). Sie hatten Angst, dass jemand aus Europa an die Macht kommt und die UEFA dann den gesamten Weltfußball kontrolliert.“
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können