Fußball„Bin offen für meine Zukunft“: Nationalspielerin Kylie Merlevede könnte bald ins Ausland wechseln

Fußball / „Bin offen für meine Zukunft“: Nationalspielerin Kylie Merlevede könnte bald ins Ausland wechseln
Kylie Merlevede an der Seite ihres Vereinstrainers Claudio Oliveira www.paulkrier.lu

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Die 19-jährige Stürmerin Kylie Merlevede will nach zwei Kurzeinsätzen in Georgien und gegen Litauen langfristig einen Platz im Aufgebot der „Roten Löwinnen“ einnehmen – und auch auf Vereinsebene stehen entscheidende Wochen bevor. Da sie das Rückspiel in Albanien im Juni aufgrund der Abschlussexamen verpassen wird, ist die Vorfreude auf das Auftaktspiel am Freitag im Stade Emile Mayrisch umso größer, zumal ihre jüngere Schwester Gwendy erstmals nominiert wurde.

In dieser Woche steht für die Damennationalmannschaft von Trainer Dan Santos das erste Qualifikationsspiel für die anstehende Europameisterschaft auf dem Programm. Im Tageblatt-Interview spricht Kylie Merlevede, Abiturientin des „Sportlycée“, über ihre ersten Versuche im Fußball, Zukunftspläne und das besondere Verhältnis zu ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Gwendy, die ihre Premiere im Aufgebot des Nationaltrainers feiert.

Tageblatt: In dieser Woche beginnt die EM-Qualifikation der Frauen im Nations-League-Modus mit einem Heimspiel gegen Albanien. Mit welchen Erwartungen geht die FLF-Auswahl in dieses Spiel und wie stark ist der Gegner einzuschätzen?

Kylie Merlevede: Als Absteiger der Gruppe B ist es natürlich der stärkste Gegner in unserer Gruppe. Wir sind uns bewusst, dass es nicht einfach werden wird. Wir haben aber die ganze Woche gut trainiert und sind fokussiert. In diesen Einheiten haben wir uns gut auf diesen Gegner eingestellt. Unser Trainer hat uns mit Videomaterial gezielt die Stärken und Schwächen des Gegners aufgezeigt. In der Offensive sind sie individuell sehr stark aufgestellt. Wir werden versuchen, unser Bestes zu geben. Wir haben ein Heimspiel und es sollte von Vorteil sein, wenn wir unsere Familie und unsere Fans im Rücken haben.

Man kannte Sie früher in Tennis-Kreisen – wie und wann sind Sie zum Fußball gekommen?

Mit dem Fußballspielen habe ich erst mit 14 Jahren begonnen. Ich war als Kind sehr aktiv und aufgedreht … Daher bin ich mit drei Jahren auch zum Mini-Tennis und später zum Tennis gekommen. Natürlich habe ich immer mit den Jungs während der Schulpausen Fußball gespielt. Ich war immer daran interessiert, aber meine Hauptsportart war Tennis. Mit 14 Jahren habe ich gemerkt, dass etwas fehlt. Tennis war mir zu einseitig. Ich spielte immer gegen dieselben Gegner, war immer allein mit meinen Trainern unterwegs, auch ins Ausland. Ich wollte etwas Neues erleben. Natürlich gab es dann zuerst einmal Gespräche mit den Eltern. Nach einer Testbegegnung mit den „Jeunes filles“ von Junglinster war es für mich klar, mit dem Fußball fortzufahren. Mir hat am Fußballspielen sofort gefallen, dass man als Kollektiv auftreten muss, dass man neue Freunde findet und dass man einen Mannschaftsgeist aufbauen muss, um erfolgreich zu sein.

Was haben Sie in diesen fünf Jahren Fußballausbildung gelernt?

Ich bin mir natürlich bewusst, dass ich ziemlich viel in der Ausbildung zur Fußballerin verpasst habe, da ich erst sehr spät mit dem Fußballspielen begonnen habe. Daher gehört zu meinen Schwächen mit Sicherheit die taktische Ausbildung. Ich muss mein Stellungsspiel verbessern, wann und wie ich meine Gegenspielerinnen anlaufen soll. In dieser Woche habe ich bereits in den wenigen Tagen Trainingslager gemerkt, was ich alles dazu gelernt habe. Es sind also hauptsächlich taktische Defizite, dich ich aufarbeiten muss, da ich die gesamte Ausbildung, wie sie heutzutage von klein auf stattfindet, nicht genossen habe. Das Verständnis der taktischen Aspekte bereitet mir keine Probleme und die Umsetzung verläuft auch immer besser. Meine Stärken sind sicherlich die Technik, wo ich mich auf einem gleichen Level mit den anderen Spielerinnen sehe.

Sie sind Stürmerin in der 1. Liga bei den Damen und gehen für Ihren Heimatverein Jeunesse Junglinster auf Torejagd. Wie ist die bisherige Saison verlaufen?

Bis zur Winterpause hatten wir eine sehr schwierige Phase, wir sind in ein Loch gefallen und es dauerte lange, bis wir dieses Tief überstanden hatten. Seit dem Trainerwechsel (Rose Settani folgte auf Seraphin Ribeiro, Anm. d. Red.) läuft es ziemlich gut. Sie macht eine hervorragende Arbeit. Unter dem vorherigen Trainer fehlte es bei mir am Selbstvertrauen, seit dem Wechsel geht es bergauf. Es ist natürlich schade, dass wir in der Tabelle weit unten stehen. Viele Leute verstehen die Tabellensituation nicht, weil wir einen guten Kader und gute Spielerinnen in unseren Reihen haben. Allerdings haben wir hier und da den einen oder anderen Punkt liegen gelassen. Wir sind wieder zu einer richtigen Einheit zusammengewachsen, worüber ich mich persönlich sehr freue.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Schon seit meiner Kindheit war es der Plan, Sportlehrerin in der Grundschule werden. Allerdings liegt mir seit kurzer Zeit ein Angebot eines Vereins aus einer ausländischen zweiten Liga vor. Es handelt sich um ein Angebot, das man nicht alle Tage bekommt und meine Pläne ein wenig über den Haufen wird. Eigentlich wollte ich hier in Luxemburg studieren. Ich will mich aber auf jeden Fall im Fußball weiterentwickeln und natürlich weiterspielen. Ich bin sehr hartnäckig und akribisch und will mich ständig verbessern. Ich bin auf jeden Fall offen für meine Zukunft und versuche auch, auf mein Bauchgefühl zu hören. Eine Entscheidung über die nähere Zukunft habe ich aber noch nicht getroffen.

Mit 19 Jahren stehen Sie am Anfang Ihrer Karriere in der Nationalmannschaft. Wie groß ist die Konkurrenz innerhalb des Kaders?

Es handelt sich um die Nationalmannschaft, natürlich ist der Konkurrenzkampf unter den besten Spielerinnen des Landes enorm groß. Alle Spielerinnen haben es sich durch ihre Leistungen verdient, vom Nationaltrainer berufen zu werden. Alle haben mehr Erfahrung als ich sammeln können, einige von ihnen auch auf internationaler Ebene. So weit bin ich noch nicht. Ich gebe immer Vollgas im Training und versuche natürlich, mich weiterzuentwickeln. Ich merke auch selbst, dass ich ständig dazulerne. Am Freitag wird auf jeden Fall die bestmögliche Mannschaft auf dem Platz stehen, um das bestmögliche Resultat zu erreichen.

Die Erwartungshaltung im Frauenfußball in Luxemburg hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Spürt man einen gewissen Druck und wie gehen Sie damit um?

Ich kann eigentlich gut mit Druck umgehen. Aufgrund meiner Tennisvergangenheit bin ich es gewohnt. Anders als beim Fußball hat man beim Tennis nicht die gesamte Mannschaft hinter sich. Im Eins-gegen-eins im Tennis war der Druck mindestens genauso groß. In verschiedenen Situationen ist man natürlich angespannt, man verspürt ein Kribbeln im Bauch. Auf so eine Begegnung mit der Nationalmannschaft ist man immer ein wenig aufgeregt, zumal es für mich erst die dritte Berufung bei den „Roten Löwinnen“ ist. 

Ihre jüngere Schwester Gwendy wurde zum ersten Mal in den Kreis der Nationalmannschaft berufen. Was bedeutet das im Hause Merlevede?

Gwendy hatte ebenfalls zuerst mit dem Tennis begonnen. Wir haben viel zusammen im Sport erlebt. Wir sprechen ständig über Sport. Überhaupt wird bei uns zu Hause fast nur über Sport geredet (lacht). Wir bereiten uns zusammen auf die Spiele vor. Ich persönlich hatte nicht damit gerechnet, dass meine Schwester nominiert wird, da sie erst 16 Jahre alt ist. Sie hat sich die Nominierung aufgrund ihrer Leistungen auf jeden Fall verdient, denn sie hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wir versuchen, uns gegenseitig aufzumuntern und uns verschiedene Taktiken zu überlegen, wie wir uns gegenseitig pushen und aufmuntern können, wenn es mal nicht so gut läuft.

Das Programm

EM-Qualifikation (Nations-League-Modus):
Gruppe C5:
Luxemburg, Estland, Albanien
Spieltag 1 am Freitag (5. April):

Um 19.30 Uhr im Stade Emile Mayrisch in Esch: Luxemburg – Albanien
Spieltag 4 am 4. Juni: Albanien – Luxemburg
Spieltag 5 am 12. Juli: Luxemburg – Estland
Spieltag 6 am 16. Juli: Estland – Luxemburg

Das FLF-Aufgebot

Tor: Joy Jung (Sporting Charleroi/B), Lisi Oberweis (Union Mertert/Wasserbillig), Lucie Schlimé (First Vienna/AUT)
Verteidigung: Ana Barbosa (Standard Liège/B), Isabel Albert (Wormeldingen/Münsbach/Grevenmacher), Eva Fernandes (Jeunesse Junglinster), Emma Kremer (Junglinster), Rita Leite (FC Tirsense/P), Andreia Machado (FC Mamer 32), Gwendy Merlevede (Junglinster), Ella Schmit (Junglinster)
Mittelfeld: Marta Estevez (RFCUL), Laura Miller (Standard Liège/B), Charlotte Schmit (SC Freiburg/D), Leila Schmit (SV Elversberg/D), Marisa Soares (FC Déifferdeng 03), Catarina Lavinas (RFCUL)
Sturm: Caroline Jorge (Standard Liège/B), Joana Lourenco (Diekirch), Nathalie Ludwig (RFCUL), Eva Marinelli (FC Mamer 32), Letitia Mateus (Junglinster), Kylie Merlevede (Junglinster), Amy Thompson (FC Mamer 32)