COSL-ElitesportlerAthleten trainieren fast wieder wie in alten Zeiten

COSL-Elitesportler / Athleten trainieren fast wieder wie in alten Zeiten
 Foto: LIPHS

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Aufgrund der Lockerungsmaßnahmen können die meisten der luxemburgischen Elitesportler wieder fast wie in alten Vor-Corona-Zeiten trainieren. Auch die Coque öffnete ihre Türen wieder für die COSL-Kaderathleten, sodass diese von einem Großteil der Einrichtungen des LIHPS („Luxembourg Institute of High Performance in Sports“) profitieren können. Triathlet Bob Haller, Tennisspielerin Mandy Minella und Leichtathlet Charel Grethen geben Eindrücke ihres neuen Trainingsalltags.  

Triathlet Bob Haller: „Wie in einem Krankenhaus“

„Für mich kamen die Lockerungsmaßnahmen zum genau richtigen Zeitpunkt. Am Anfang kam ich gut mit der Situation zurecht. Doch so langsam, aber sicher wurde es immer schwieriger – vor allem auf mentaler Ebene“, sagt Bob Haller. Obwohl Wettkämpfe weiterhin noch lange – oder auf eine ungewisse – Zeit tabu sind, können viele Sportler wieder ihrem ganz normalen Trainingsablauf nachgehen. Das ist auch bei Haller der Fall. Sein Trainingspensum hat sich seit der letzten Woche intensiviert. Während des kompletten Lockdowns trainierte der Triathlet zwischen 21 und 23 Stunden. Vergangene Woche schuftete er wieder 29 Stunden, in dieser stehen sogar 32 Stunden auf dem Programm. „Das Ganze erinnert mich eher an eine intensive Vorbereitung im Winter“, sagt Haller.

Dass seine Trainingszeit dermaßen in die Höhe ging, hat damit zu tun, dass er wieder in der Coque  im Kraftraum arbeiten und im Schwimmbecken schwimmen darf. Diese beiden Aktivitäten musste der FLTri-Athlet während des Lockdowns zum großen Teil vernachlässigen. In dieser Zeit standen für ihn aufgrund der Umstände das Radfahren und das Laufen deutlich im Vordergrund. Zu seinem Glück bekam er während der Quarantäne Unterstützung von seinen Sponsoren. „Sie stellten mir das nötige Material zur Verfügung. So konnte ich zu Hause auf einem Laufband und einer Rolle fürs Fahrrad trainieren“, verrät Haller.

Um das Schwimmtraining nicht gänzlich auslassen zu müssen, griff der Elitesportler auf eine etwas ungewöhnliche Methode zurück. Er hatte die Möglichkeit, einige Runden in privaten Schwimmbädern aus der Nachbarschaft zu schwimmen. „Auf diese Weise konnte ich wenigstens 30 Minuten trainieren. Das war wichtig, damit ich das Gefühl des Schwimmens nicht gänzlich verlieren würde“, erklärt er.

Körper war müder

Die Trainingseinheiten im Schwimmen, die seit vergangener Woche wieder auf der Tagesordnung stehen, sind aber viel intensiver. Durch die Anstrengungen fühlte sich sein Körper sehr müde an. „Ein gewisser Muskelkater machte sich in den Schultern und Armen bemerkbar. Diese Woche geht es schon besser“, sagt Haller. Trotzdem wartet noch viel Arbeit auf den Triathleten. Vor allem in den Bereichen Ausdauer, Kraft und Geschwindigkeit büßte der 27-Jährige zuletzt vieles ein. Die Technik bereitete ihm weniger Probleme: „Obwohl wir die Schnelligkeit derzeit noch nicht ausdrücklich trainieren, merke ich, dass ich ein gutes Stückchen langsamer als vorher bin.“

An diesen Trainingsrhythmus muss sich Haller dann erst einmal wieder gewöhnen. Ebenso an die neuen Vorsichtsmaßnahmen, die während der Trainingseinheiten eingehalten werden müssen. „Am vergangenen Montag hatten wir Triathleten ein Meeting mit LIHPS-Präsident Alwin de Prins, der uns die neu geltenden Regeln erklärte, wie wir uns zu benehmen haben“, erklärt er. Um die gesundheitlichen Vorkehrungen einhalten zu können, müssen die Sportler auf dem Weg zu den einzelnen Bereichen wie Schwimmbad oder Kraftraum Masken tragen. Außerdem wird ihnen das Fieber gemessen. „Man kommt sich ein wenig wie in einem Krankenhaus vor. Doch jeder von uns Athleten hält sich strikt an die Vorgaben“, sagt der Triathlet. 

Damit nicht zu viele Leute sich gleichzeitig in der Coque aufhalten, wurden die Athleten der einzelnen Sportarten in Trainingsgruppen unterteilt. So wurde z.B. Haller mit den anderen Triathleten des COSL-Kaders zusammengebracht. Die LIHPS hat für jede Sportart Pläne ausgearbeitet, wann und wo sich jede einzelne Trainingsgruppe in welchem Bereich der Coque aufhalten darf. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass keine der Räumlichkeiten überlastet ist. „Der Fitnessraum ist ohnehin groß genug, sodass jeder ohne Probleme die Vorschriften einhalten kann“, sagt Haller. Ansonsten schränken ihn die Sicherheitsmaßnahmen keineswegs in seinem Trainingsablauf ein. Im Fitnessraum gelten sowieso streng hygienische Regeln. Im Schwimmbad wird nicht auf jeder Bahn trainiert. „Es wird immer eine Bahn dazwischen ausgelassen. Der Trainer steht am Beckenrand mit einer Maske“, verrät Haller.

Wie man sieht: Es steht Haller nichts mehr im Weg, um wieder voll in Form und auf ein gutes Niveau zu kommen. 

Tennisspielerin Mandy Minella: „Nichts gleich überstürzen“

 Archivfoto: AFP

Die Nachrichten der vergangenen Tage können Mandy Minella glücklich stimmen. Seit Montag vor einer Woche kann die Tennisspielerin nämlich wieder in der Coque trainieren. Doch für sie vielleicht noch viel wichtiger war die Meldung, dass sie ab diesem Montag wieder auf einem Tennisplatz trainieren darf.

Im Lockdown versuchte sie, sich zu Hause so gut wie möglich fitzuhalten, doch der Fitnessraum in der Coque gibt ihr mehr Spielraum zum Trainieren. Deshalb geht es für sie zweimal pro Woche ran an die Geräte. „Vor allem für den Aufbau der Ausdauer und der Muskulatur sind diese Sportgeräte vonnöten“, sagt Minella. Normalerweise benutzt die 34-Jährige noch den „Speed Court“ des LIHPS, doch dies tut sie aus reiner Vorsichtsmaßnahme in der jetzigen Phase des Aufbautrainings nicht. „Ich stand seit zwei Monaten nicht mehr auf einem Spielfeld. Deshalb will ich jetzt nicht gleich wieder alles überstürzen“, sagt sie. Doch nicht nur für die eigene Physis ist der Gang zurück ins Fitnessstudio wichtig, sondern auch für den mentalen Aspekt. „Man geht mit einer ganz anderen Einstellung wieder an die Sache heran. Dieses Umfeld gibt mir einen Extra-Motivationsschub“, sagt sie.

Einen moralischen Auftrieb verleiht ihr sicherlich auch, dass sie ab heute zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder zum Schläger greifen wird. Zusammen mit ihrer neuen Vereinskollegin Eléonora Molinaro stehen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm. Die nicht optimalen Wetterbedingungen sind dafür verantwortlich, dass sie nicht früher wieder anfing. „Eine Fußverstauchung oder eine Erkältung wollte ich vermeiden. Jetzt freue ich mich einfach nur darauf, endlich wieder ein paar Bälle schlagen zu können. Doch ich werde nicht gleich wieder hundert Prozent geben, schließlich weiß man noch nicht richtig, wann die Tournee wieder losgehen wird (bis Mitte Juli ist der Spielbetrieb annulliert; d.Red.)“, sagt sie.

Bis dahin hat sich die FLT-Spielerin vorgenommen, drei- bis viermal Tennis zu spielen und nebenbei Fitness zu betreiben. Mit diesem Plan wird sie sicherlich in Bestform sein, wenn es in einige Wochen oder Monaten darauf ankommen wird.

Leichtathlet Charel Grethen: „Training in der Gruppe hat gefehlt“

 Foto: Privat

Charel Grethen war in puncto Training nicht so eingeschränkt wie viele Athleten aus anderen Sportarten. Der Leichtathlet konnte draußen weiterhin wie gewohnt an seiner Fitness und Ausdauer arbeiten. Doch war es ihm nicht möglich, z.B. in der Gruppe zu trainieren. Dieser Aspekt ist für ihn sehr wichtig. „Ich musste immer allein laufen. Das nagte schon an der Moral. Das Training in der Gruppe hat gefehlt“, sagt Grethen. Ebenfalls fehlten ihm die Einheiten im Kraftraum. Deshalb besucht er jetzt seit Kurzem wieder einige Male die Woche den Fitnessbereich der Coque. „Man ist zwar nur zu zwei oder drei Leuten im Saal. Trotzdem motiviert das einen, sich zu pushen“, sagt er.

Der CSL-Athlet hätte im Sportzentrum aber auch die Möglichkeit, die Indoor-Bahn zu benutzen. Doch dies hat er bisher nicht in Betracht gezogen. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Es ist eine 200-m-Bahn. Die vielen Kurven sind nicht gerade optimal für meine Achillessehne. Würden jedoch Sprint-Einheiten auf meinem Trainingsplan stehen, würde ich wohl diese Piste in Anspruch nehmen“, sagt er.

Doch er wartet lieber noch gute zwei Wochen ab. Dann steht das Stade Josy Barthel wieder für Trainingseinheiten zur Verfügung, wenn die Arbeiten im Stadion abgeschlossen sind. Bis dahin wird der 27-Jährige weiterhin mit den anderen Leichtathletik-Kollegen im Baumbusch trainieren.