Beim Riesenslalom der Frauen drehte sich alles um US-Superstar Mikaela Shiffrin und die Frage, ob sie nach den Olympischen Spielen 2021, wo sie ohne Medaille ausging, den Fluch überwinden und endlich wieder bei einem der ganz großen Wettkämpfe oben auf dem Podium stehen könnte. Im Riesenslalom hatte sie das bereits bei den Olympischen Spielen 2018 geschafft, zudem hat die erfolgreichste Skirennfahrerin der Historie in diesem Winter bereits fünf von acht Riesenslaloms im Weltcup gewonnen. Weltmeisterin war sie schon sieben Mal, aber noch nie im Riesenslalom. Nach dem ersten Durchgang lag sie auf Kurs, aber nur knappe zwölf Hundertstel vor Tessa Worley und 31 Hundertstel vor der italienischen Kombinationssiegerin Federica Brignone.
Auch aus luxemburgischer Sicht konnte man nach dem ersten Durchgang zufrieden sein. Zwar verpasste die große Nachwuchshoffnung Gwyneth ten Raa als 43. mit 5:43 Sekunden Rückstand die wichtige erste Startgruppe um über zwei Sekunden. Allerdings war das auch nicht wirklich zu erwarten, da alleine die zwölf Weltbesten und auch 30 Fahrerinnen aus den Top 40 der Welt am Start waren. Auch nicht unbedingt zu erwarten war, dass die ältere Schwester Joyce ten Raa im Riesenslalom mit Startnummer 75 in die Top 60 vorfahren würde. Hatte sie in dieser Disziplin doch vor einem knappen Jahr einen schweren Trainingssturz erlitten. „Ich bin megazufrieden, dass ich über 15 Plätze gutmachen und mich für den zweiten Lauf qualifizieren konnte“, freute sich die 57. trotz 11:57 Sekunden Rückstand – fügte aber auch an, dass sie vor dem zweiten Durchgang ziemlich nervös war.
Im zweiten Durchgang zeigte sich auch die 27-jährige Shiffrin ungewohnt nervös und machte es wie ihre Mitstreiterinnen noch einmal spannend. Keine Läuferin blieb fehlerlos. Außer vielleicht die junge Neuseeländerin Alice Robinson, die nach einem schlechten ersten Durchgang als 28. im zweiten Bestzeit fuhr. Vor zwei Jahren hatte die diesjährige Vierte des ersten Durchgangs Lara Gut-Behrami in Cortina noch zweimal Gold und einmal Bronze gewonnen. Nach einem kleinen Fehler im Schlussteil musste die Schweizerin diese Hoffnung diesmal vorzeitig aufgeben und sogar die Norwegerin Ragnhild Mowinckel um neun Hundertstel vorbeiziehen lassen. Federica Brignone leistete sich gleich im ersten Abschnitt ihren Patzer, aber da Mowinckel im zweiten ihren Schnitzer hatte, lag sie deutlich vorne und hatte eine Medaille sicher.
Tessa Worley schied vorzeitig aus und so blieb nur Shiffrin noch neben Brignone als Goldkandidatin übrig. „Ich habe unglaublich gepusht in diesem zweiten Lauf. Es war immer einer meiner größten Träume, Weltmeisterin im Riesenslalom zu werden“, beschrieb sie ihre Gefühle während des zweiten Laufs. Tor für Tor baute Shiffrin ihren Vorsprung aus, doch dann unterlief auch ihr ein kleiner Ausrutscher: „Der Fehler unten war heftig, ich dachte, jetzt habe ich es vergeben. Als ich durchs Ziel fuhr, konnte ich es nicht glauben, dass ich gewonnen habe. Mein Herz schlug unfassbar schnell. Das ist richtig emotional für mich.“ Im Ziel sank sie überwältigt zu Boden. Am Ende gewann sie mit zwölf Hundertsteln vor Brignone und 22 vor Mowinckel.
Osch 21. in der Qualifikation
Im zweiten Lauf wollte es Gwyneth ten Raa noch besser machen. Doch auch diesmal klappte nicht alles ganz wie gewollt. Am Ende freute sich die junge Luxemburgerin aber über den 37. Platz (+10:37 Sekunden) bei ihrem zweiten großen Ski-Wettbewerb, mit dem sie etwas Zählbares über die Ziellinie gebracht hatte. Glücklich war vor allem ihre ältere Schwester Joyce, trotz eines groben Patzers. Die 19-Jährige erzählt: „Im Steilhang wollte ich es besser als im ersten Lauf machen, aber überkreuzte irgendwann die Ski. Ich rutschte ziemlich weit weg, aber wenigstens habe ich es ins Ziel geschafft. Bei einer Weltmeisterschaft!“ Im zweiten Lauf wurde sie so mit zwanzig Sekunden Rückstand Letzte, verbesserte sich trotzdem aufgrund einiger Ausfälle noch bis auf Platz 51.
Zeitgleich, aber auf einer anderen Strecke war auch Matthieu Osch im Einsatz. Unter 105 Startern, die um die 25 direkten Qualifikationsplätze für den heutigen Riesenslalom kämpften, war der Sportsoldat nach dem ersten Lauf als 20. gut im Rennen und sicherte sich schließlich nach den zwei Durchgängen als 21. souverän mit 3,7 Sekunden Rückstand und 61,27 FIS-Punkten seinen direkten Startplatz fürs heutige Finale. Auf dieses hatte der COSL-Promotionskaderathlet Joachim Keghian eigentlich keine Chance. Mit Startnummer 51 fuhr er zwar am Ende bis auf den 42. Platz mit 13,63 Sekunden Rückstand vor, was aber nicht für die Qualifikation reichte.

De Maart
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