Miami GPJunges Glück mit alten Problemen: Die Formel 1 in Amerika

Miami GP / Junges Glück mit alten Problemen: Die Formel 1 in Amerika
Mit Logan Sargeant ist seit langem wieder ein Amerikaner in der Formel 1 unterwegs – in seinem Heimatland ist der dennoch weitgehend unbekannt Foto: AFP/Angela Weiss

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Die Formel 1 kommt am Sonntag nach Miami, es ist das erste von drei US-Rennen in diesem Jahr, der amerikanische Markt ist endlich erobert – so richtig unbelastet ist das Verhältnis aber immer noch nicht.

Jetzt ist die Formel 1 also wirklich angekommen – im Herzen des amerikanischen Sports. Zumindest räumlich. Denn wo sonst der Football durch die Luft eiert, schlägt an diesem Wochenende die Königsklasse ihre Zelte auf. Mitten im Stadion der Miami Dolphins nämlich steht das Fahrerlager für den ersten US-Grand-Prix des Jahres, und das hat durchaus Symbolkraft.

Den liebsten Sport der Amerikaner wird die Formel 1 zwar nicht verdrängen, aber sie ist doch schon ganz schön weit gekommen: Auf das Rennen am Sonntag (21.30 Uhr/RTL Zwee) folgen in dieser Saison noch zwei weitere in den Staaten, das hat es noch nie gegeben. ESPN freut sich auf Millionen-Quoten, auch die Tribünen sind voll.

Nach Jahrzehnten des vergeblichen Werbens hat die ur-europäische Formel 1 den riesigen US-Markt also zweifellos geknackt, beide Seiten zeigen großes Interesse aneinander – völlig unbelastet ist dieses junge Glück aber nicht. Wer wissen will, wo Streitpunkte liegen, muss Menschen wie Graham Rahal zuhören. „Die Formel 1 ist ein elitärer Sport, sie wollen uns nicht, ließ er die Welt schon im vergangenen Jahr wissen: „Sie wollen das Geld der US-Firmen, sie wollen das Geld der reichen Amerikaner. Aber der Rest ist ihnen egal, so war es immer, so wird es immer sein.“

Nun gehört Rahal nicht zur Zielgruppe der Formel-1-Macher, zu den Millionen von halbwegs sportinteressierten Amerikanern. Rahal ist selbst Rennfahrer. Seit 2008 schon ist er in der IndyCar-Serie aktiv, dem amerikanischen Pendant zur Formel 1. Und in diesen Kreisen, beim harten Kern des US-Motorsports, ist seine Sicht der Dinge durchaus verbreitet.

Ruf des elitären Klubs aus Europa

Erzürnt hatte Rahal im vergangenen Jahr das Hin und Her um seinen Landsmann Colton Herta. Der 23-Jährige ist ein Star in den USA, der jüngste Sieger in der Geschichte der IndyCar-Serie, und Red Bull zeigte großes Interesse an einer Verpflichtung. Dies scheiterte letztlich aber an den Regularien: Für einen Start in der Formel 1 ist die „Superlizenz“ nötig und diese außerhalb des Nachwuchssystems aus Formel 2 und Formel 3 zu erwerben, ist ein schwieriges Unterfangen.

Auch deshalb schaffen es kaum einmal Amerikaner in die Startaufstellung, in dieser Saison gibt es mal wieder einen, erstmals seit 15 Jahren: Logan Sargeant spielt im Williams aber kaum eine Rolle, er entwickelte sich zudem in den europäischen Nachwuchsserien und ist in den Staaten weitgehend unbekannt.

Dass die Formel 1 ihren Ruf als elitärer Klub aus Europa in den USA nur schwerlich loswird, hat auch ganz aktuelle Gründe. Die US-Motorsportgröße Michael Andretti will mit Cadillac ein „echt amerikanisches“ Team stellen, ab 2025 am liebsten. Die Rennserie und viele der bisherigen Rennställe sind aber nicht begeistert. Andretti sieht vor allem „Gier“ als Grund für diese Haltung.

„Ihnen würde ein Zehntel der Preisgelder entgehen“, sagte der 60-Jährige zuletzt, „und dann denken sie noch darüber nach, dass wir ihnen alle amerikanischen Sponsoren wegnehmen.“ Auch da schwingt dieser Vorwurf mit: Sie wollen unsere Dollars, aber uns wollen sie nicht.

Es gibt sie also durchaus noch, die über Jahrzehnte gewachsenen Meinungen über diese exklusive Formel 1. Lange hat man ihr daher die kalte Schulter gezeigt im Land der IndyCar- und Nascar-Fans – mittlerweile ist aber doch ziemlich viel Platz für Max Verstappen und Co. Manchmal sogar im Football-Stadion.