Kommt ein Niederländer in die Berge – und ist zu Hause. Das ist zumindest in der Formel 1 schon seit Jahren ganz normal. Der Grand Prix von Österreich ist ein Heimspiel für Max Verstappen, weil er ein Heimspiel für Red Bull ist. Und so wurde es auch vor dem Spielberg-Doppel an den kommenden beiden Sonntagen volkstümlich für den WM-Spitzenreiter.
Verstappen schmiss sich in eine Lederhose, schipperte im Plätte-Boot über den Grundlsee und warb ausführlich für die beiden Rennen in Spielberg. „Es ist immer schön, in Österreich zu starten“, sagte der 23-Jährige – in diesem Jahr ist es allerdings noch etwas schöner als sonst.
Denn lange war Verstappen ja bloß Außenseiter in der „Heimat“, höchstens ein Geheimtipp auf den Sieg. Nun allerdings kommt er erstmals als WM-Favorit in die Steiermark.
Zwölf Punkte Vorsprung auf Weltmeister Lewis Hamilton bringt er mit zum achten Saisonrennen (Sonntag, 15.00 Uhr), Gründe für Optimismus gibt es allerdings auch abgesehen von diesen nackten Zahlen reichlich.
Am vergangenen Sonntag gewann Verstappen in Le Castellet, auf einer der „Mercedes-Strecken“ im Kalender. Und das war so etwas wie der letzte Beweis dafür, dass Red Bull die Serienweltmeister in diesem Jahr nicht bloß ein bisschen ärgern wird. Die lange Zeit geradezu versteinerten Machtverhältnisse bröckeln.
„Sieben Jahre sind wir Mercedes hinterher gehechelt“, sagt Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko, „jetzt läuft es.“ Im Gespräch mit der Tageszeitung Österreich gibt er das höchstmögliche Ziel für die beiden Heim-Rennen aus. „50 Punkte“ sollen es für Verstappen sein, zwei Siege also, die Marko aus drei Gründen für realistisch hält.
„Mercedes schwächelt, dem Max liegt die Strecke. Und unser Honda-Motor funktioniert hier besonders gut“, sagt der 78-Jährige. In der Tat gelten in dieser Saison ja umgekehrte Vorzeichen: Red Bull, eigentlich der Kurven-Spezialist der Formel 1, tut den Silberpfeilen neuerdings besonders auf den Geraden weh. „Mercedes ist das nicht gewohnt, weil ja sie immer die Reserve im Motor hatten“, sagt Marko.
Drei sehr schnelle Abschnitte bietet die Strecke in den Hügeln der Steiermark, Red Bull darf hoffen, hier das überlegene Paket zu haben. Das freie Training stütze diese Vermutung: Verstappen war der Schnellste, Hamilton zeigte sich allerdings konkurrenzfähig.
Und neben diesen harten Faktoren spricht auch der emotionale Rahmen für Verstappen. 15.000 Zuschauer sollen es an diesem Wochenende sein, beim zweiten Rennen will man die Tribünen dann füllen: 140.000 Fans sollen an drei Tagen kommen.
Möglich ist das, weil Österreich ab dem 1. Juli bundesweit wieder aufmacht: Auch Sport- und Großveranstaltungen sind dann in großem Rahmen erlaubt. Spätestens die zweite Ausgabe des Großen Preises von Österreich wird sich also wieder sehr nach Heimspiel anfühlen für den Niederländer. (SID)
De Maart
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