Als Exoten auf dem Weg nach Südkorea

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Seit 2002 ist Heinz Thews Technischer Direktor beim „Comité olympique et sportif luxembourgeois“ (kurz gesagt COSL). Auch bei den diesjährigen Olympischen Winterspielen wird Thews vor Ort sein. Zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier hat sich Thews mit dem Tageblatt unter anderem über den luxemburgischen Wintersport und die Rahmenbedingungen in Südkorea unterhalten.

Von unserem Korrespondenten Pascal Gillen

Ich werde immer gefragt, welche Spiele die schönsten waren, aber das kann ich einfach nicht beantworten. Alle Spiele haben ihren eigenen, besonderen Charakter. Und daran denkt man immer gerne zurück“, erzählt Heinz Thews, der seit 16 Jahren Technischer Direktor beim COSL ist. Auch bei den Olympischen Winterspielen in Asien wird der Deutsche für die organisatorischen Dinge zuständig sein. „Ich reise morgen schon nach Pyeongchang. Es muss viel Administratives erledigt werden, da sollte man mindestens zehn Tage vorher da sein.“

Ein Sportler aus dem Großherzogtum wird dieses Jahr an den Olympischen Winterspielen teilnehmen. Für Thews ist es wichtig, überhaupt in Südkorea vertreten zu sein. „Olympische Sommer- oder Winterspiele sind ein großes Highlight, da will man immer jemanden hinschicken.“

Erleichterung

Zuletzt konnte das luxemburgische Olympische Komitee 2010 keinen Winterolympioniken stellen. Nach der Teilnahme von Kari Peters 2014 in Sotschi ist man beim COSL erleichtert, dass Matthieu Osch die Norm geschafft hat und in Südkorea antreten wird. „Traditionsgemäß haben wir immer Schwierigkeiten, bei Winterspielen vertreten zu sein. Der Wintersport kann eben nicht in allen Ländern so intensiv betrieben werden.“

Dennoch besteht für luxemburgische Sportler sowohl bei Sommer- als auch bei Winterspielen dieselbe Chance. „Die Philosophie ist bei Sommer- und Winterspielen identisch. Wir wollen jungen Sportlern in allen olympischen Sportarten eine Plattform bieten.“ Dass bei der Eröffnungsfeier der 23. Winterspiele die luxemburgische Fahne mit ins Stadion getragen wird, ist wieder mal etwas ganz Besonderes. Doch die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele waren für Thews auch mit Enttäuschungen verbunden. „Wir hatten drei Athleten, die in Pyeongchang starten wollten. Leider haben es Kari Peters und Fleur Maxwell nicht geschafft.“ Kari Peters kam nach langwierigen Verletzungen sowie Operationen und einer damit verbundenen kurzen Vorbereitung nicht an die Olympia-Norm heran. „Wir wussten natürlich über seine Situation Bescheid. Er hatte zu viele Verletzungen und somit zu wenig Zeit, zu trainieren. Die Norm war sehr anspruchsvoll, aber Kari hat alles versucht. Letztendlich hat es nicht gereicht.“

Die Eiskunstläuferin Fleur Maxwell, die bereits 2006 in Turin bei Olympischen Winterspielen startete, versäumte die Qualifikation zu den Olympischen Spielen ebenfalls wegen Verletzungen. Von der Entwicklung des einzigen Olympioniken in diesem Jahr ist Thews positiv überrascht. „Matthieu hat einen Riesenschritt nach vorne gemacht, der so nicht absehbar war. Er hat in Österreich viel bessere Bedingungen. Er hat mehr Schneetage, bessere Konditionen und die Integration zwischen Schule und Sport haben das alles ermöglicht.“ Gestern war Osch noch beim berühmten Nachtslalom in Schladming am Start, kam aber im ersten Durchgang nicht ins Ziel. Ab jetzt kann sich Osch voll auf Pyeongchang konzentrieren.

Überblick über die Anlagen

Vergangenes Jahr verschaffte sich Thews schon einen Überblick über die Anlagen in Südkorea. Bei seinem Aufenthalt bestätigten sich die medial verbreiteten Infos über die guten Bedingungen. „Die Sportstätten sind top präpariert, einiges wurde auch renoviert. Aber kleine Probleme gibt es überall. Leider wird dort wenig Englisch gesprochen, das erschwert die Kommunikation.“ Schwierig ist ebenfalls, dass die Autofahrt vom Flughafen nach Pyeongchang dreieinhalb Stunden beträgt, was vor allem den Transport nicht einfacher macht. Positiv ist jedoch, dass die Sportstätten sehr nah am Olympischen Dorf liegen. „In rund 20 Minuten kann man zu den Wettkampforten fahren. Das war in Sotschi erheblich länger.“

Bedenklich war auch die politische Lage. Große Verbände, wie jene aus Frankreich oder Österreich, drohten mit einer Olympia-Absage. „Man behält natürlich immer Risikofaktoren im Auge. Bei den European Youth Olympics in der Türkei war die politische Situation auch schon angespannt. Aber wir erhalten sehr viel Unterstützung vom Außenministerium. Da arbeiten Fachleute, die die Situation sehr gut einschätzen.“ In den letzten Wochen gab es Annäherungen zwischen Nord- und Südkorea. Die Nordkoreaner planen nun, nicht nur eine leistungsfähige Delegation nach Südkorea zu schicken. „Ich habe in letzter Zeit von interessanten Gesprächen gehört. Nordkorea will Cheerleader nach Südkorea schicken, das ist doch viel interessanter als Soldaten. Letztendlich bin ich schon gespannt, wie es in der Praxis aussieht. Ich weiß von auswärtigen Quellen, dass es momentan entspannt ist. Aber natürlich diskutiert man so etwas aus.“

Viel Arbeit

Für einen „Chef de mission“ steht schon vor den Olympischen Spiele einiges an Arbeit an. Auch wenn Luxemburg nur einen Sportler stellt, ist die Arbeit von Thews vielfältig. „Rio war deutlich stressiger, besonders am ersten Wochenende. Da muss erst mal die gesamte Grundlogistik sichergestellt werden. In Pyeongchang geht es für uns am 8. Februar los. Da wird es für die Offiziellen eine ‚Welcome Ceremony‘ geben. Einen Tag später ist dann die Eröffnungsfeier, die auch sehr viel Organisatorisches benötigt. Dann werde ich den ganzen Tag beschäftigt sein.“

Sollte an einem der Tage weniger zu tun sein, will sich Thews aber auch mal die Topwettbewerbe ansehen. Jeden Morgen steht für ihn zumindest ein wichtiges Meeting an. „Täglich haben wir ein ‚Chef-de-mission-Meeting‘ um halb acht. Dort werden Verantwortliche aus jedem Land sein, die über alles reden können. Da wird dann alles angesprochen. Manchen Sportlern gefällt das Essen nicht, andere haben nachts zu laute Musik in einem anderen Zimmer gehört.“

Nordkorea will Cheerleader nach Südkorea schicken, das ist doch viel interessanter als Soldaten

Thews wird noch bis 2020 Technischer Direktor beim COSL bleiben. Bis dahin wird er dann noch die Olympischen Spiele in Pyeongchang, die Europaspiele 2019 in Minsk und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten können. Olympische Spiele sind für ihn das absolute Highlight. „Wenn man sich mit anderen Sportlern, Trainern oder Journalisten noch mal trifft, erinnert man sich gerne an die Zeit bei Olympischen Spielen zurück. Das verbindet und man hat immer was zu erzählen.“