Donnerstag6. November 2025

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Alle drei Kandidaten hoffen noch

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München hat ein Hindernis im Bewerbungsmarathon um die Winterspiele 2018 gemeistert. Die Stadt liegt in einem IOC-Bericht fast gleichauf mit Pyeongchang und vor Annecy.

München 2018 hat den Olympia-Check erfolgreich bestanden. Fast gleichauf mit dem südkoreanischen Favoriten Pyeongchang geht die bayerische Kandidatur in den Endspurt des Bewerbungsmarathons um die Winterspiele. Der am Dienstag veröffentlichte Bericht der IOC-Evaluierungskommission sei „eine Bestätigung für alles, was wir präsentieren“, erklärte die Münchner Chefrepräsentantin Katarina Witt strahlend bei einer Pressekonferenz in München. Die IOC-Prüfer hätten „kein Haar in der Suppe“ gefunden, urteilte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. „Das gibt uns Mut“, betonte Bewerbungschef Bernhard Schwank.

Der 119-Seiten-Bericht der IOC-Tester bescheinigte allen drei Kandidaten, „erfolgreiche Spiele“ ohne Sicherheitsbedenken veranstalten zu können. Der französische Außenseiter Annecy wurde in dem Report über die technischen Voraussetzungen der Bewerber in 14 Rubriken am niedrigsten eingestuft. Die Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees entscheidet den Dreikampf am 6. Juli im südafrikanischen Durban. „Wir sind alles andere als siegessicher. Wir sehen aber, dass wir gute Chancen haben“, so Ude.

Positiver Bürgerentscheid

Nach dem positiven Bürgerentscheid am Sonntag in Garmisch-Partenkirchen gab es für das deutsche Großprojekt die erwarteten Einschränkungen für die mäßige Zustimmung in der deutschen Öffentlichkeit bei einer IOC-Umfrage im Dezember vergangenen Jahres und die ungeklärte Grundstücksfrage in Garmisch-Partenkirchen. Nach wie vor weigern sich am Schauplatz der Ski-Wettbewerbe einige Bauern, ihr Land für Olympia zur Verfügung zu stellen. Die IOC-Tester unter der Leitung der Schwedin Gunilla Lindberg fordern „Alternativen“.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, versuchte diese Mängel zu entkräften. „Die Grundstücksfrage spielt keine Rolle wegen der vorhandenen Alternativplanungen“, meinte der IOC-Vizepräsident. Bach verwies mit Blick auf den bestandenen Bürgerentscheid zudem darauf, dass München der einzige Bewerber sei, „der ein Referendum hatte – und das erfolgreich“. Ude räumte trotzdem ein, dass es eine Aufgabe bleibe, weiter um noch höhere Zustimmungswerte zu kämpfen.

Viele Erfahrung

Neben der „bewiesenen Erfahrung Deutschlands als Gastgeber von internationalen Großereignissen“, der Wintersportbegeisterung und dem „starken Transportsystem“ lobte das IOC vor allem die „starke und innovative Nachhaltigkeitsstrategie“ im Umweltkonzept der Münchner. Der Plan habe „sehr niedrige, permanente Auswirkungen auf die Umwelt“.

Das Budget des Organisationskomitees sei „gut unterstützt“ und demonstriere Sachkunde, das Investitionsbudget zeuge von einem „guten Verständnis“ aller beteiligten Parteien. Alle finanziellen Garantien für die geplanten Winterspiele vom 9. bis 25. Februar und die Paralympischen Spiele vom 9. bis 18. März 2018 seien erfüllt. Die IOC-Analyse gilt bestenfalls als Orientierungshilfe für die 103 stimmberechtigten Mitglieder.

Olympiakritiker

Das Bündnis „NOlympia“ sieht sich in seiner Kritik an München 2018 bestätigt. Die Bewerbungsgesellschaft habe von den IOC-Experten „ein Zeugnis ausgestellt bekommen, mit dem der Übertritt akut gefährdet ist. Vom anvisierten Jahrgangsbesten ist man meilenweit entfernt“, erklärte der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann.

Die vom IOC ermittelten Zustimmungsraten von 60 Prozent in München, 53 Prozent in Bayern und 56 Prozent deutschlandweit ließ die Kommission weitgehend unbewertet. Überhaupt hielt sich das IOC entgegen der Forderungen beim olympischen Kongress 2009 in Kopenhagen mit eindeutigen Bewertungen und klaren Einstufungen der Kandidaturen vornehm zurück. Das potenzielle Problem durch die im Bericht erwähnte Opposition der „NOlympia“-Fraktion“ hatte die Bewerbungsgesellschaft durch den Bürgerentscheid neutralisiert.

Südkoreas dritter Anlauf

Südkorea baut beim dritten Anlauf, mit Pyeongchang Olympia-Gastgeber zu werden, in seinem Konzept „neue Horizonte“ besonders auf den ungesättigten Wintersportmarkt im bevölkerungsreichsten Kontinent Asien und die kompakteste Bewerbung der Geschichte. Das IOC attestierte den Südkoreanern ein „sehr kompaktes Konzept“ mit „sehr kurzen Reisezeiten“. Es sei „bedeutsam, den Wintersport in Asien weiterzuentwickeln. Auch die „starke nationale, regionale und lokale“ Unterstützung bekam sehr gute Noten.

Die Untersuchungen des IOC bestätigten die hohe Zustimmung. Ein unabhängiges Institut hatte von 92 Prozent Zuspruch unter Pyeongchangs Bevölkerung ermittelt. Die „signifikanten Auswirkungen“ auf Wälder wurden dagegen moniert. Die unmittelbare Nähe zum Krisenherd Nordkorea schien für die Evaluierungskommission keine ernsthafte Bedrohung darzustellen. Spannungen zwischen den beiden Ländern gebe es bereits seit 60 Jahren, argumentierten die Asiaten.

Man glaubt an seine Chancen

Im Dreikampf um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2018 zeigte sich auch Münchens französischer Konkurrent Annecy sehr zufrieden mit der „exzellenten Bewertung“ im am Dienstag veröffentlichten IOC-Prüfbericht. „Wir sind sehr glücklich, weil der Bericht unsere Vorstellung und unser unterschiedliches Konzept stärkt“, sagte Annecys Bewerbungschef Charles Beigbeder. Die Evaluierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) habe „richtig verstanden, dass es sich um Spiele im Herzen der Berge handelt, die für die Sportler und für die Zukunft sind“.

Die negativeren Punkte Annecys spielte er herunter. Die im Bericht erwähnten längeren Verbindungswege seien, so Beigbeder, zugunsten eines „authentischen Unterkunftsangebots“ und des Komforts für die Sportler“ in Kauf genommen worden. Die geringe Unterstützung des Volkes bei einer IOC-Umfrage sei seinerzeit „im schlechtesten Moment der Kandidatur“ ermittelt worden, betonte er. Nur 51% der Bevölkerung in Annecy befürworten demnach die Spiele.

Der Evaluierungsbericht gibt dem Milliardenpoker eine weitere Nuance. Alle Bewerber haben jetzt acht Tage Zeit, ihre Ausrichtungen für die wohl entscheidende technische Befragung am 18. und 19. Mai im IOC-Hauptquartier in Lausanne zu modifizieren. IOC-Vize Bach hält die 45-minütige Präsentation in der Schweiz und das Frage- und Antwort-Spiel mit den IOC-Mitgliedern sogar für wichtiger als den finalen Auftritt in Durban. „Unsere Präsentation steht“, verkündete die im Schaulaufen erprobte Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Witt.