BGL Ligue40.000 Euro stehen auf dem Spiel: Aufarbeitung eines UEFA-Lizenzen-Fiaskos

BGL Ligue / 40.000 Euro stehen auf dem Spiel: Aufarbeitung eines UEFA-Lizenzen-Fiaskos
Die Escher Jeunesse wird die nächsten Hebel in Bewegung setzen, doch den freigewordenen Platz werden wohl die Strassener einnehmen Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Wie kann es sein, dass gleich vier BGL-Ligue-Vereine die Mindestanforderungen der UEFA nicht erfüllen? Swift Hesperingen, Jeunesse Esch, UT Petingen und dem FC Schifflingen wurde die internationale Lizenz für die anstehende Saison verwehrt. Damit verlieren diese Klubs das Anrecht auf 40.000 Euro UEFA-Subsidien. Marc Theisen, Präsident des Rekordmeisters, reagierte im Gespräch mit dem Tageblatt auf die Missstände bei der Jeunesse. 

Bei Swift Hesperingen sind nach einem externen Audit drei UEFA-Kriterien nicht erfüllt worden, die zu der Entscheidung geführt haben: verspätete Lohnauszahlungen der Angestellten (Kriterium F.04.1 A) sowie verspätete Einzahlungen an die Krankenkassen und die Steuerbehörde (F.04.02 A), die nicht bis zum Stichdatum am 31. März nachgezahlt worden sind. Bei der Escher Jeunesse fehlte ein Urteil eines externen Audit-Unternehmens, sodass die FLF-Juristen und -Buchhalter dem Verein keine UEFA-Lizenz ausstellen konnten.

Für Klubpräsident Marc Theisen ist dies nicht nachvollziehbar, da es sich seiner Meinung nach (wie im Fall der Hesperinger) um Rechts- und Interpretationsfragen handelt. „Laut Buchhalter standen nach der Analyse der Dokumente noch einige Fragen offen.“ Dabei soll die Escher Jeunesse im vergangenen Dezember (was also noch durchaus im Zeitrahmen gelegen hätte) eine Zusage des Sozialamts erhalten haben, die im Detail definierte, in welchen Raten die Schulden bis 2025 abgezahlt werden müssten. „Die Rückstände beim ‚Centre commun’ sind im Zeitrahmen abgeklärt worden – was man bei der FLF nicht anerkennt. Dabei haben wir die Zusage im Dezember erhalten und am 6. Mai eine schriftliche Bescheinigung. Zudem wurde uns erklärt, dass Zahlungsbescheinigungen fehlen würden“, berichtete Theisen.

Dabei hatten die Schwarz-Weißen den Gürtel im vergangenen Jahr enger geschnallt und durch „Crowd-funding“ der Anhänger für eine erste Verbesserung der finanziellen Lage gesorgt: „Der Buchhalter sagt, dass verschiedene Elemente in den Büchern nicht nachvollziehbar und durchsichtig seien. Wir sind der Meinung, dass wir mit unseren Gläubigern gut zusammengearbeitet haben, um Übereinkommen zu treffen, damit wir die Schulden über einen Zeitraum von mehreren Jahren zurückzuzahlen können. 2023 hat die Escher Jeunesse es geschafft, 170.000 Euro Schulden abzubauen und gleichzeitig alle Verpflichtungen gegenüber den Spielern erfüllt.“

Die finanzielle Situation war schlecht, denn die Jeunesse hat über ihre Verhältnisse gelebt

Marc Theisen, Jeunesse-Präsident

Inzwischen sind die BGL-Ligue-Vereine verpflichtet, ihre Jahresbilanzen online zu publizieren – weshalb alle Zahlen auf den jeweiligen Internetseiten einsichtbar sind. Das Loch in der Jeunesse-Kasse geht auf seine Vorgänger zurück, sagt Theisen: „Unsere Probleme stammen aus der Saison 2021/22, als unter der griechischen Präsidentschaft verschiedene Zahlungen ignoriert und verpasst worden sind. Damals wurden Entscheidungen über die Köpfe des Vorstands hinweg getroffen. Die finanzielle Situation war schlecht, denn die Jeunesse hat über ihre Verhältnisse gelebt. Die Schulden stammen aus dieser Zeit.“

„Werden in Berufung gehen“

Zwar würde der Verein auch ohne UEFA-Lizenz Anrecht auf einen Teil der internationalen Subsidien haben, allerdings nicht auf die komplette Summe. Insgesamt werden 1,6 Millionen Euro unter den Klubs aus der BGL Ligue und der Ehrenpromotion aufgeteilt. Eine UEFA-Lizenzenprozedur spült immerhin 40.000 Euro in die Kassen: Das ist demnach auch der Anteil an UEFA-Subsidien, der den vier Vereinen unter den aktuellen Umständen verwehrt bleiben würde. „Wir werden in Berufung gehen“, schickte Theisen voraus. „Beim ‚Conseil de réconciliation’ der FLF riskiert man allerdings, nicht viel zu erreichen. Uns geht es um das Prinzip: Wir haben die Lizenz im vergangenen Jahr unter schlechteren Bedingungen erhalten. Finanziell stehen wir heute besser da. Es geht um Gerechtigkeit und darum, dass die Arbeit unser freiwilligen Helfer Anerkennung findet.“ Deshalb führt der Weg danach vor das nationale Sportgericht CLAS („Commission luxembourgeoise d’arbitrage pour le sport“). Dort wird wohl auch der Swift Hesperingen versuchen, seine missliche Lage zurechtzubiegen – oder sogar auf finanziellen Schadensersatz zu klagen.

Die Zeit drängt, denn schon am 18. Juni wird die Auslosung der Conference League stattfinden. „Es wird zeitlich eng werden. Ich zähle auf das CLAS und hoffe, dass unser Dossier schnell analysiert wird. Dass sie in der Lage sind, schnell zu reagieren, haben sie schon mehrfach unter Beweis gestellt“, sagte Theisen. 

Die FLF teilte zudem mit, dass die betroffenen Vereine nur von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen worden sind, aber weiterhin an allen nationalen Terminen startberechtigt sind.

UEFA: Neuer Zyklus

Die Lizenzen-Prozedur der UEFA wird bei der Auszahlung der europäischen Subsidien diesmal noch mit 40.000 Euro vergütet. Das macht etwa 40 Prozent der Summe aus (gebunden an diverse Schlüssel, etwa die Anzahl von Jugendmannschaften und ausgebildeten Trainern), die ein BGL-Ligue-Verein im Normalfall erhält. Ab der Saison 2024/25 beginnt bei der UEFA ein neuer internationaler Zyklus, mit Änderungen der Europapokal-Strategie, was den Solidaritätsfonds noch einmal deutlich ansteigen lassen wird – weshalb die Vereine dann wiederum etwas mehr Geld erhalten werden. Tageblatt-Informationen zufolge würden die Subsidien mehr als zweimal so hoch ausfallen. Ausgezahlt werden diese dann aber erst 2025/26. (chd)