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VerkehrWeltweit einmalig: Norweger kaufen mehr Elektroautos als andere Antriebstypen

Verkehr / Weltweit einmalig: Norweger kaufen mehr Elektroautos als andere Antriebstypen
Der gewaltige Unterschied zu anderen Ländern in Europa hat vor allem mit der staatlichen Förderpolitik zu tun Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Über 50 Prozent aller im Jahr 2020 in Norwegen neu zugelassenen Autos sind reine Stromer. Steuererleichterungen haben zum E-Boom geführt. Der deutsche Hersteller VW ist beim Neukauf beliebter als der US-Konzern Tesla.

In keinem anderen Land weltweit ist man so weit wie in Norwegen mit der Umstellung von klimaschädlichen Benzin- und Dieselautos auf Elektroautos. Erstmals überhaupt hat der Straßenverkehrsverband (OFV) nun für das Jahr 2020 gemeldet, dass im Königreich mehr reine Elektroautos zugelassen wurden als Benzin-, Diesel- und die teilweise auf Strom setzenden Hybridautos zusammen. Das ist weltweit einmalig.

54,3 Prozent machte die Anzahl der Neuzulassungen von reinen Elektroautos aus (2019: 42,4 Prozent). Hybridautos kommen auf 20 Prozent, Benziner und Dieselautos auf je unter zehn Prozent.

Im Vergleich: Deutschland kommt bei den E-Auto-Neuzulassungen auf schlappe 12,6 Prozent für 2020 laut dem Center of Automotive Management (CAM). Auch in Luxemburg wurden 2020 so viele Elektroautos verkauft wie nie zuvor. Mit fast acht Prozent an den Neuzulassungen erreichte ihr Anteil im September einen neuen Monatsrekord. Ihr Anteil am gesamten Fuhrpark hierzulande bleibt jedoch verschwindend gering, steigt aber in Prozent ausgedrückt: von 2,7 Prozent der Neuzulassungen im September 2019 über 4,54 Prozent im Juni 2020 bis auf 7,93 Prozent aller Neuzulassungen in diesem September.

Bis 2025 will Norwegen erreichen, dass nur noch Elektroautos neu zugelassen werden, also 100 Prozent. In Deutschland wird für dasselbe Jahr mit nur 27 Prozent Stromer-Neuzulassungen gerechnet. Am beliebtesten waren bei den Norwegern Stromer vom deutschen Hersteller VW, der damit den US-Pionier Tesla überholt hat. Zu den am häufigsten verkauften reinen E-Modellen zählte der Audi e-tron, das Model 3 von Tesla, der Volkswagen ID.3 und der Nissan Leaf.

Frage der Förderung – und des Wohlstands

Der gewaltige Unterschied zu anderen Ländern in Europa hat mit dem Wohlstand Norwegens, aber vor allem auch mit der staatlichen Förderpolitik zu tun. Schon seit Langem wird der E-Auto-Kauf indirekt subventioniert. Bei Stromern fallen bis heute fast keine Steuern an, die bei Verbrennern bis zu 10.000 Euro liegen können.

Schon in den 2010ern fielen Zulassungs-, Import-, Zollabgaben und gar Mautgebühren ganz weg. Zudem durften E-Autos zeitweise in Städten die Busspuren benutzen und auch das öffentliche Parken war umsonst – samt Aufladung der Akkus. Hier gibt es aber inzwischen Einschränkungen, weil immer mehr Stromer unterwegs sind.

Doch auch Norwegen, das vor allem von klimaschädlichen Erdölexport lebt, hat noch einen weiten Weg zu gehen bei der Elektrifizierung. Auch wenn die Anzahl der Neuzulassungen von einer bedeutenden Trendwende zeugt.

In absoluten Zahlen gerechnet überwiegen weiterhin die klimaschädlichen Benzin- und Dieselautos. „2020 rollten auf Norwegens Straßen rund 2,8 Millionen Autos. Davon waren 337.183 elektrisch betrieben“, sagt Pal Bruhn, Statistikchef des Straßenverkehrsverbands dem Tageblatt. Das heißt faktisch: Nur rund zwölf Prozent aller im Einsatz befindlichen Autos in Norwegen sind Stromer. Der Anteil dürfte sich jedoch bald vervielfachen.