SegelnWarum Axel Holderbeke bereits „einen See leergetrunken“ hat

Segeln / Warum Axel Holderbeke bereits „einen See leergetrunken“ hat
Axel Holderbeke und Co. sind es gewohnt, sich auf offenem Meer gedulden zu müssen  Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Sie gehören definitiv zu den unbekannten Gesichtern der Luxemburger Delegation. Die drei Segler, mit Axel Holderbeke als großer Nachwuchshoffnung, haben am Dienstag erste maltesische Meeresluft geschnuppert. Die Reaktionen vom ersten Wettkampftag, die Ambitionen sowie das ganz große Ziel der Karriere: ein Gespräch mit einem Jungen, den eigentlich nichts aus der Ruhe bringen kann.

Dass Segler Axel Holderbeke in zwei Wochen seine Abschlussexamen in Arlon schreiben muss, sah man dem 18-jährigen Sportler hinter seiner Sonnenbrille auf Malta nicht an. Die Anspannung vor dem sportlichen Event war größer, wie er verriet. „Was die Schule anbelangt, so mache ich mir wirklich nicht viele Sorgen“, meinte er mit einem Schmunzeln. Vielmehr war es die JPEE-Premiere, die in diesen Tagen die ganze Aufmerksamkeit genoss. „Ich kann mich voll und ganz auf Malta konzentrieren.“

Das Hier und Jetzt ist die Priorität des Athleten. Mit einer guten Leistung im Mittelmeer könnte sich nämlich auch eine andere Tür bei der Karriereplanung öffnen: Holderbeke könnte sich vorstellen, im September der Sportelite-Sektion der Armee beizutreten. Denn er hegt einen Traum, den sich bisher nur ein anderer Luxemburger Segler erfüllen konnte – eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. Marc Schmit (2008) schrieb damals diese nationale Premiere.

Der letzte Feinschliff erfolgte um 8.30 Uhr, bevor die Boote ins Wasser gelassen wurden
Der letzte Feinschliff erfolgte um 8.30 Uhr, bevor die Boote ins Wasser gelassen wurden Foto: Editpress/Mélanie Maps

Dass seine Heimat für diese Sportart nicht unbedingt die besten Trainingsvoraussetzungen zu bieten hat, ist er sich bewusst. Seine Wochenenden verbringt er daher meist im Ausland. Geboren wurde Holderbeke in Brüssel, als er einen Monat alt war, zog die Familie nach Luxemburg. Regatten in den Niederlanden, Frankreich, Belgien oder Italien gehören seit mehreren Jahren zum klassischen Programm der sonnengebräunten Fraktion der COSL-Delegation. Stets an seiner Seite ist Vater Gaëtan, der inzwischen Sportdirektor des Verbands ist. Der segelte früher wohl auch, aber nur aus Spaß. Und auch die Gesprächigkeit hat Axel von ihm geerbt. „Wir haben da ganz klare Abläufe, wenn wir irgendwo ankommen. Mein Vater macht die Runde, erkundigt sich und redet immer mit jedem, den er sieht, während ich das Material startklar mache.“ 

15 Kilogramm zu wenig

Ein eingespieltes Team demnach, das selbst die holprige Informationspolitik auf Malta nicht aus der Ruhe bringen konnte. So stand bis wenige Tage vor der Abreise nicht fest, ob die eigenen Boote eingeflogen werden müssten. Es gab Entwarnung. Weshalb nur 70 Kilogramm Material – inklusive der eigenen Segel – im Bauch des Charterflugs verstaut worden waren. Selbst den Defekt am Leihboot, der noch ausgebügelt werden musste, steckte das Team locker weg.

Wir haben lange warten müssen, selbst die zweite Runde wurde dann noch abgesagt. Bei so wenig Wind geht es dann vor allem um die Taktik und die Position innerhalb des Bootes.

Axel Holderbeke, Segler

Danach war bei allen Teilnehmern allerdings Geduld und Anpassungsvermögen gefragt. Denn die Wetterbedingungen machten den Seglern einen Strich durch das Wochenprogramm: Am Dienstag konnte nur eine der drei geplanten Runden durchgeführt werden. Da es zu wenig Wind gab, stachen die Athleten erst am Nachmittag zum ersten Mal ins Meer, viel später als geplant. „Wir haben lange warten müssen, selbst die zweite Runde wurde dann noch abgesagt. Bei so wenig Wind geht es dann vor allem um die Taktik und die Position innerhalb des Bootes.“

Der 18-Jährige, der eigentlich 15 Kilogramm zu wenig auf die Waage bringt, um in der Kategorie der Senioren (ILCA-7) anzutreten, war zufrieden mit der ersten Fahrt übers offene Meer an der St. Paul’s Bay. „Ich habe eine gute Runde gemacht. Leider ist mir aber ein einziger Fehler unterlaufen, der mich vier Plätze im Ranking gekostet hat.“ Nach dem ersten Durchgang lag er auf Platz 12. Der erfahrene Mann im Team, Charles Baillie, war Achter und Tim Ferber Schlusslicht (18.). „Heute (am Mittwoch) gibt es mehr Wind. Ich weiß schon, wie ich mich anlege. Ich weiß schon, wo ich hinmuss.“ Unter normalen Bedingungen sind die Segler mit zehn Knoten, also 28 Kilometer/Stunde, unterwegs. Da kommt es eben schon mal vor, dass der eine oder andere über Bord geht. „Ich denke, dass ich in meinem Leben schon einen ganzen See leergetrunken habe“, scherzte der Athlet. „Aber je besser man wird, umso weniger oft kommt das vor.“ Je trockener, umso besser. Da bildet Malta keine Ausnahme – und sein großes Ziel, die Olympischen Spiele, sicher auch nicht.

Wellen und Wind waren am Mittwochmorgen in Ordnung
Wellen und Wind waren am Mittwochmorgen in Ordnung Foto: Editpress/Mélanie Maps