Streit um Roboter eskaliert in Kalifornien

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Roboter sind als Sicherheitskräfte in Kalifornien keine Seltenheit mehr. Doch nun verbietet San Francisco den Einsatz.

Roboter sind als Sicherheitskräfte in Kalifornien keine Seltenheit mehr. Sie werden vom Jungunternehmen Knightscope aus dem Silicon Valley angeboten. Doch nun hat die Stadt San Francisco genug und verbietet den Einsatz.

Von unserem Korrespondenten John Dyer*

In San Francisco ist man auf moderne Technik versessen. Doch ausgerechnet in der kalifornischen Metropole sind jetzt private Sicherheitsroboter verboten worden. Konkret ging es um Roboter, die die Society for the Prevention of Cruelty to Animals, die Gesellschaft zur Verhinderung von Grausamkeiten gegenüber Tieren, losgeschickt hatte. Die sollten Obdachlose davon abhalten, im feinen Mission District auf der Straße zu kampieren.

Auch das Büro der Gesellschaft liegt dort. Der Bezirk war einst eine Enklave der eingewanderten mexikanischen Arbeiterfamilien und einiger Künstler, wurde aber durch den Zuzug von gut bezahlten Mitarbeitern der Technologieunternehmen in den vergangenen 15 Jahren zum teuersten Wohnviertel der Stadt.

Bürgersteige zugemüllt

„Wir waren gar nicht mehr in der Lage, die Bürgersteige zu benutzen“, klagt Jennifer Scarlett, die Präsidentin der Gesellschaft, der jetzt der Robotereinsatz verboten wurde. Überall hätten gebrauchte Drogenspritzen herumgelegen, Zelte und Fahrräder. Für die Roboter sei es da leichter gewesen durchzukommen. Die sollten die Gegend wieder sicherer machen. Jetzt werden die Roboter zurückgezogen, andernfalls droht eine Strafe durch die Stadtverwaltung von 1.000 Dollar pro Tag. San Francisco ist einer der reichsten Städte der USA, doch leben dort 7.000 Obdachlose auf der Straße.

Sensoren mit Sauce zugeschmiert

Die Obdachlosen haben sich den Robotern nicht einfach ergeben. Sie stülpten ihnen Säcke über den Kopf und schmierten die Sensoren mit Barbecuesauce zu. Dabei sind die Roboter recht stattlich: Der kegelförmige Roboter ist 1,4 Meter hoch und 181 Kilogramm schwer. Hergestellt wird er von der Firma Knightscope. Jedem Roboter wird ein bestimmter Bereich zugewiesen und den patrouilliert er dann mit gemächlichen fünf Stundenkilometern. In Anlehnung an einen Roboterhund in der Fernsehserie Dr. Who nennen ihn Sozialarbeiter K9.

Der Roboter ist mit Lautsprechern ausgestattet, um Fußgänger anzusprechen und zu warnen. Er hat Videokameras mit Gesichtserkennung und zur Feststellung von Autokennzeichen und kann diese an Verbrecherkarteien senden. Und er kann die Polizei und andere Sicherheitsdienste herbeirufen.

Sieben Dollar pro Stunde

Knightscope aus dem Silicon Valley vermietet die Roboter an Kunden zu einem Stundensatz von sieben Dollar, halb so viel wie der Mindestlohn in San Francisco. Das Jungunternehmen meldete, dass es im vergangenen Monat 29 Millionen Dollar von Investoren erhalten habe.

Die Roboter haben schon einige Zwischenfälle verursacht. So stolperte in Washington im Juli einer davon eine Treppe hinunter und landete in einem Springbrunnen. Und im vergangenen Jahr rammte eine der Maschinen ein 16 Monate altes Kleinkind in einem Einkaufszentrum im kalifornischen Palo Alto.

Strengere Regeln

Die Gesellschaft zum Tierschutz könnte jetzt in San Francisco den Antrag auf Zulassung von Robotern stellen. Aber die Behörden haben strikte Regeln erlassen. So auch für Roboter, die zur Warenauslieferung auf den Straßen von San Francisco eingesetzt werden. Das ist nur zu Testzwecken erlaubt und eine Betreuungsperson muss im Abstand von höchstens neun Metern folgen. Eines Tages werde es viele Roboter geben, die von einer Zentrale aus gesteuert würden, sagt Norman Yee von der Stadt San Francisco. Aber derzeit berge der Einsatz noch die Gefahr von Zusammenstößen mit Passanten.

Eine ganze Reihe von Firmen in den USA ist dabei, den Einsatz von Robotern und Drohen auszuweiten, um Waren auszuliefern. So hat im März eine Firma 20 selbst gelenkte Essenszusteller in Washington auf die Straßen geschickt. Sie waren niedrig, wogen nur 16 Kilogramm, fuhren 6,4 Stundenkilometer langsam und warnten Passanten mit einer roten Fahne.

*John Dyer schreibt von Boston aus über Politik, Wirtschaft und Technologie in Nordamerika. Außer für das Tageblatt schreibt er auch für Newsday, den Boston Globe und andere Medien in Amerika und Europa.