Raumstation verpasst Friedhof nur knapp

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Lange wurde über den Absturzort der chinesischen Raumstation Tiangong-1 gerätselt. Dass sie am Montag nun aber ganz in der Nähe des "Friedhofs der Raumschiffe" im Pazifik eintauchte, ist ein Zufall.

Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Lange wurde über den Absturzort der chinesischen Raumstation Tiangong-1 gerätselt. Dass sie am Montag nun aber ganz in der Nähe des „Friedhofs der Raumschiffe“ im Pazifik eintauchte, ist ein Zufall. Denn der sogenannte Point Nemo gilt als der abgelegenste Ort der Erde.

Tiangong-1 ist Geschichte. Als die letzten Bruchstücke des chinesischen Raumlabors in die Weiten des Pazifischen Ozeans stürzten, war das Kwajalein-Atoll im Herzen der Marshallinseln noch am nächsten dran. „Es würde mich nicht wundern, wenn jemand es dort gesehen hat“, schrieb Jonathan McDowell, ein Astronom des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, auf Twitter. Der exakte Absturzort sei 860 Kilometer von Samoa und 1.700 Kilometer von Tahiti entfernt. „Es ist ihm gelungen, den ‚Weltraumfriedhof‘ zu verpassen, der weiter südlich liegt“, schrieb der Astronom.

So nah am offiziellen Weltraumfriedhof einzuschlagen, obwohl die Station außer Kontrolle geraten war, ist jedoch ein ziemlicher Zufall. Denn der einsam gelegene Meeresbereich, der als letzte Ruhestätte für Weltraummüll benutzt wird, ist ideal dafür geeignet: Der sogenannte Point Nemo gilt als der abgelegenste Ort der Erde. Zwischen Chile und Neuseeland gelegen, sind die nächstgelegenen Inseln das zu den Pitcairninseln gehörende Ducie Island, Motu Nui (Osterinsel) und das antarktische Maher Island. Sie sind jeweils knapp 2.700 Kilometer entfernt.

Seit den 70er Jahren sollen bis zu 300 alternde Satelliten oder Raumstationen am Point Nemo versenkt worden sein. Darunter sind die 120 Tonnen schwere, sowjetische Raumstation MIR, die im März 2001 gezielt zum Absturz gebracht wurde, sowie Versorgungsschiffe, Raketen und andere Weltraumfahrzeuge.

Das meiste verglüht beim Atmosphäreneintritt

„Nemo“ ist dabei ein passender Name. Nicht nur hieß Jules Vernes U-Boot-Kapitän in „20.000 Meilen unter dem Meer“ so, auf Lateinisch bedeutet das Wort zudem „niemand“. Dass die NASA diesen einsamen Ort zum Weltraumfriedhof ernannt hat, liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass er eben so weit entfernt von jeder menschlichen Zivilisation ist. Seine genauen Koordinaten lauten übrigens 45°52.6S, 123°23.6W.

Auch die Internationale Raumstation wird ihr Ende eines Tages am Point Nemo nehmen. Derzeit ist geplant, dass sie 2024 in der Region zum Absturz gebracht wird. Obwohl der Point Nemo als Weltraumfriedhof gilt, sollte man sich die Region nicht wie einen überfüllten Schrottplatz vorstellen. Die meisten Teile von Raumfahrtstationen oder Satelliten schaffen es nicht mal bis in die Tiefen des Pazifiks, da sie beim Eintritt in die Atmosphäre der Erde verglühen. Denn dabei kann es bis zu 1.600 Grad Celsius heiß werden.

In der Zukunft könnte es im All voller werden

Weltraumorganisationen wie die amerikanische NASA oder die europäische ESA planen in der Zukunft zudem, ihre Materialen so anzupassen, dass das gesamte Material beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht und keinerlei Müll zurückbleibt. Denn je mehr Länder und Unternehmen Raumfahrt betreiben, umso mehr Materialien landen in den kommenden Jahren im All. SpaceX-Gründer Elon Musk möchte beispielsweise für sein geplantes, globales Internet fast 12.000 Satelliten in den Weltraum entsenden.

Letztendlich werden aber natürlich auch nicht alle Weltraumobjekte wieder in Richtung Erde gesteuert. Manche werden auch einfach weiter in den Weltraum geschickt und driften ins Unendliche. Für die Erde stellen sie somit keine Gefahr dar.