Mittwoch26. November 2025

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Portugal und Spanien streiten über Wasser

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Portugiesische Bauern beschweren sich, dass Spanien aus ihrer Sicht aus dem Tajo – in Portugal Tejo genannt – zu viel Wasser entnimmt. Das wird von Mittelspanien zur Bewässerung bis Murcia umgeleitet. Die ganze iberische Halbinsel leidet unter Wassermangel.

Von unserem Korrespondenten Heinz Krieger

Um 16.03 Uhr kam eine Warnmeldung, die in Portugal jubelnd begrüßt wurde. Der Zivilschutz (ANPC) kündigte am Donnerstagnachmittag Regenfälle an, die lokal sehr stark sein würden. Besonders betroffen sollten die Städte Leiria, Lissabon, Setúbal und Santarém sein, bis zu 30 Liter in einer Stunde könne es regnen, wurde die Bevölkerung alarmiert.

Was immer da an Wassermassen runterkommen sollte – man war froh darüber. Denn Portugal ebenso wie der Nachbar Spanien leidet unter einer lang anhaltenden Trockenperiode. Im Frühjahr, normalerweise eine regenreiche Phase im Jahresablauf, fiel nur wenig Niederschlag. „Vier Tropfen, schlecht gezählt“, sagte man in Spanien dazu.

Bauernpräsident erwartet Preiserhöhungen

Die Folge sind auf der gesamten iberischen Halbinsel leere Stauseen, kleine Rinnsale in breiten Flussbetten, stundenweises Abdrehen der Wasserleitungen und Klagen über Klagen der Landwirte vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Und selbst die Fische leiden. Denn mit dem geringen Wasserzufluss vom Land bleiben auch viele Nährstoffe aus, die die Meeresbewohner brauchen, sagen Fischer, aber auch Wissenschaftler.

Der Präsident des portugiesischen Bauernverbandes CAP, Eduardo Sousa, sieht steigende Preise für Lebensmittel aufgrund der Trockenheit und deshalb zurückgehender Agrarproduktion kommen. „Es wird sicher bald Preiserhöhungen für einige Produkte geben“, sagte Sousa. „Und die Produzenten werden nichts mehr daran verdienen.“ Aus seiner Sicht ist die gegenwärtige Trockenheit die schlimmste, die Portugal je erlebt hat. Die Ernteausfälle lägen im Landesdurchschnitt Portugals bei 25 Prozent. Und in manchen Regionen, wie dem Alentejo, erreichten sie sogar 100 Prozent. Sollten bis zum Jahresende die sonst üblichen Winterregen auch dieses Mal wieder ausfallen, dann werde 2018 noch schlimmer.

Leere Stauseen

Auch Spanien stöhnt unter dem Wassermangel. Die Stauseen des Landes waren am 20. November laut der staatlichen Verwaltung nur noch zu 37,04 Prozent gefüllt. Im vergangenen November waren es 48,02 und vor zehn Jahren noch 53,83 Prozent.

Tajo, Miño und Guadiana

Besonders erbost sind viele Landwirte darüber, dass ihnen Spanien das Wasser abdreht. Das stimmt zwar nach Einsicht von Umweltminister João Pedro Matos Fernandes nicht, aber die Betroffenen im Lande sind davon überzeugt. Und auf der spanischen Seite der Grenze wird geklagt, dass man den Nachbarn im Westen viel zu viel Wasser abgebe. Im vergangenen Jahr hatte sich die Regierung in Lissabon auch energisch in Madrid beschwert. In diesem Jahr komme die mit dem spanischen Nachbarn vereinbarte Wassermenge, versichert Matos Fernandes im portugiesischen Fernsehen RTP. Es geht um den längsten Fluss der iberischen Halbinsel, den 1.007 Kilometer langen Tajo, der von seiner spanischen Quelle einen langen Weg durch Portugal macht und dann bei Lissabon in den Atlantik fließt. Und im Norden geht es um den Grenzfluss Rio Miño, der nördlich von Braga das Meer erreicht. Ganz im Süden ist der Guadiana umstritten.

Spanien erfüllt Verpflichtung

Der portugiesische Minister wird in der kommenden Woche seinen spanischen Kollegen zu einer Aussprache treffen. Dabei soll das Wasserabkommen zwischen beiden Staaten einer Überprüfung wegen der neuen Situation unterzogen werden. Die „trasvases“ – die Ableitungen aus dem Tajo – sieht Matos Fernandes im Moment nicht als Problem. Die Wasser-Umleitung aus dem Tajo in das Becken des ständig zu trockenen Flusses Segura in der Region Murcia machten nur 2,5 Prozent des Wasseraufkommens des Tajo aus, sagte er. „Spanien ist verpflichtet, sieben Kubikhektar (70.000 Kubikmeter) Wasser pro Woche im Tajo für Portugal sicherzustellen. Und das hat es getan. Ich habe nicht eine Woche ausgemacht, in der das nicht erfüllt worden wäre“, sagte der portugiesische Umweltminister. Dennoch sprach er sich dafür aus, die Mengenprüfung nicht mehr wöchentlich, sondern täglich zu machen, damit Portugal wirklich genügend Wasser aus Spanien erhält.