Larry Fink hat mit BlackRock den größten Vermögensverwalter der Welt aufgebaut. Nun fordert der Milliardär in einem Brief, dass Unternehmen etwas für die Gesellschaft tun müssten und nicht nur ihren Profit maximieren dürften.
Von unserem Korrespondenten John Dyer
Geld verdienen ist in der Finanzwelt nicht alles. Das sagt einer, der Geld genug hat und dessen Firma BlackRock als der größte Vermögensverwalter der Welt gilt. Larry Fink, Gründer und CEO des Finanzimperiums, hat in seinem Jahresbrief an Kunden mehr soziale Verantwortung angemahnt. Die Fixierung allein auf maximales Gewinnstreben hält er für nicht mehr angemessen. An der Wall Street, im Silicon Valley und in Washington hat diese Bemerkung über die soziale Verantwortung von Eigentum hohe Wellen geschlagen. Auch, dass Fink Finanzgeschäfte transparenter machen will.
Hohe Gewinne und viel Angst
„Die Gesellschaft verlangt, dass Unternehmen, private wie staatliche, einem sozialen Zweck dienen“, schrieb Fink. „Um auf Dauer zu florieren, muss jedes Unternehmen nicht nur finanziell erfolgreich sein, es muss auch zeigen, wie es einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leistet. Unternehmen müssen für das Wohl aller ihrer Anteilseigner da sein, einschließlich der Aktionäre, der Beschäftigten, der Kunden und der Gesellschaft, in der sie arbeiten.“
Die Maxime, dass Konzentration auf das Gewinnstreben dann schon Wohlstand und Glück für die Massen mit sich bringen werde, stellt Fink infrage. „2017 haben Aktien einen außergewöhnlichen Lauf gehabt – mit Rekordhochs in einem weiten Fächer von Branchen – aber gleichzeitig haben Enttäuschung der Menschen und Zukunftsängste neue Höhen erreicht. Wir erleben das Paradox hoher Gewinne und hoher Ängste.“
Öffentliche Dienste stützen
Mit einem Seitenhieb auf die Politik schrieb Fink, Unternehmen müssten auch öffentliche Dienste vor dem Niedergang bewahren. „Wir sehen auch, dass viele Regierungen sich nicht auf die Zukunft vorbereiten, auf Fragen von den Pensionen bis Infrastruktur bis Automatisierung und Weiterbildung der Beschäftigten“, schrieb Fink. „Als Ergebnis wendet sich die Gesellschaft immer mehr dem Privatsektor zu und fordert, dass sich die Unternehmen immer weiteren sozialen Herausforderungen stellen.“
Wirtschaftsprofessor Jeffrey Sonnenfeld von der Yale University nannte es ein „gewaltiges“ Unterfangen für Investoren, diese Position der sozialen Verantwortung in das eigene Portfolio einzubringen. Allein BlackRock in New York verwaltet ein Vermögensvolumen von 6 Billionen Dollar (4,9 Billionen Euro / 5,8 Billionen Franken) in börsennotierten Fonds und Pensionsfonds.
Gegensätzliche Reaktionen
Aus der Finanzwelt kamen unterschiedliche Kommentare. Fink setze mit seiner Forderung neue Maßstäbe, sagen die einen. Das entspräche auch dem Wunsch heutiger und künftiger Kunden, den Sinn der Portfolio-Konstruktionen verstehen zu können, sagte etwa Ben Johnson von der Investmentfirma Morningstar.
Andere wiesen die Forderung von Fink zurück. Laut Rob Nestor, leitender Fondsmanager bei BlackRock, seien Finks Bemerkungen etwas zu simpel. Es gehe bei der Charakterisierung einer Geldanlage nicht nur darum, ob man damit Geld verdienen könne oder nicht. Sondern es gehe auch um Faktoren wie Bewegung, Größe, Volatilität und Erträgen. Geldanlagen müssten ganzheitlich angeschaut werden, so Nestor.
Investor und Milliardär Sam Zell, Chef von Equity Group Investments, nannte Finks Brief ironisch. Seine Firma habe riesige Gewinne gemacht und nun verlange er neue Regeln. BlackRock müsse sich zudem entscheiden, ob er wie behauptet mit seinen Anlagen passiv den Markt abbilde oder eben den Markt in bestimmte Richtungen drängen wolle.
Auch andere Fonds zeigen Verantwortung
Der Vorstoß von Fink ist nicht völlig neu. BlackRock hat schon seit einiger Zeit energisch auf die soziale Verantwortung von Firmen verwiesen. So drängte es Exxon dazu, mehr Informationen über den Klimawandel offenzulegen. Auch andere Fonds tun Ähnliches. Jana Partners und die Pensionskasse der kalifornischen Lehrer haben Apple kürzlich zu einer Studie über die negativen Wirkungen von Smartphones und Tablets auf Kinder aufgefordert.
*John Dyer schreibt von Boston aus über Politik, Wirtschaft und Technologie in Nordamerika. Außer für das Tageblatt schreibt er auch für Newsday, den Boston Globe und andere Medien in Amerika und Europa.
De Maart
Larry Fink ist ein Witzbold !
Soziale Verantwortung statt Profit für BlackRock ??? Wen will der gute Larry veräpplen ?
Profitmaximierung um jeden Preis ist die Devise seinesgleichen; dafür würde er seine Mutter verkaufen und dafür geht er über Leichen .
Viele fordern eine soziale Verantwortung von großen Firmen doch nur deshalb weil ihre Regierung in dieser Hinsicht versagt hat! Insbesonders der Trump-Regierung ist Umweltschutz/Klimaschutz nur ein einziges Ärgernis!