Im Pazifik bahnt sich eine nukleare Katastrophe an

Im Pazifik bahnt sich eine nukleare Katastrophe an

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Von unserer Korrespondentin Barbara Barkhausen

Vor 70 Jahren testeten die USA Atomwaffen im Pazifik. Etliche Inseln sind noch heute nicht bewohnbar. Atommüll wurde in einem Bunker auf der Insel Runit eingeschlossen. Durch den steigenden Meeresspiegel dringt inzwischen Meerwasser ein und droht, den Pazifik zu verseuchen.

Das Meer ist türkisfarben, der Sand so weiß, dass einem die Augen brennen. Die Insel selbst – bewachsen mit Büschen und vereinzelten Palmen – ragt nur wenige Meter aus dem Meer hervor. Rungit Island wirkt wie ein verlassenes Eiland im Pazifik. Doch Luftaufnahmen zeigen eine untertassenförmige Betonstruktur mit etwa 100 Metern Durchmesser.

Denn auf der Insel, die zum Inselstaat der Marshallinseln gehört und im weiten Pazifik zwischen Australien und Hawaii liegt, lagert seit Ende der 70er-Jahre Atommüll. Insgesamt befinden sich auf Rungit Island 85.000 Kubikmeter nuklearer Abfall, darunter Plutonium-239, eine der giftigsten Substanzen der Erde. Der Müll sitzt dabei direkt auf dem Boden der Insel, abgedeckt mit einem 50 Zentimeter dicken Betondeckel. Und wird nun zur Gefahr.

Überbleibsel amerikanischer Atombombentests

Der Nuklearabfall ist ein Überbleibsel der amerikanischen Atombombentests, die nach dem Zweiten Weltkrieg große Teile von insgesamt über 1.200 Inseln im Pazifik verseuchten. Insgesamt 67 Atombomben warfen die USA zwischen 1946 und 1958 in der Pazifikregion ab.

Eine ganze Generation sah sich mit den Folgen der radioaktiven Strahlung mit  Krebserkrankungen, Tumoren, Fehlgeburten und Missbildungen konfrontiert. Etliche Menschen verloren ihre Heimat, mussten umsiedeln. Bis heute sind viele Inselbewohner auf amerikanische Importe angewiesen und mussten ihre traditionelle Ernährung mit Fisch und lokalen Produkten wie Kokosnüssen umstellen, die nach wie vor zu verseucht für den Verzehr sind.

Gefährlicher Nebeneffekt des Klimawandels

Inzwischen sind zwar einige der Inseln wieder bewohnbar, doch nun bringt der Klimawandel Probleme mit sich, mit denen vor 70 Jahren noch niemand rechnete. Denn durch den steigenden Meeresspiegel drohen tief liegende Inseln wie Rungit Island überschwemmt zu werden.

Inzwischen sickert Meerwasser von unten durch. Risse sind auch im Atombunker selbst zu sehen, wie jetzt eine Dokumentation des australischen Senders ABC aufdeckte. Auch ein Bericht des US-Energieministeriums wies 2013 bereits auf die Problematik hin. Durch das in die Struktur eingedrungene Meerwasser ist schon jetzt radioaktives Material ins Meer geraten. Doch sollten die Lecks größer werden, wäre dies ein „verheerendes Ereignis“, wie der Klimawandel-Aktivist Alson Kelen der ABC sagte. „Wir sprechen dabei nicht nur über die Marshallinseln, sondern den gesamten Pazifik.“

Insulaner fürchten Umsiedelung

Auch der amerikanische Experte der Universität Columbia in New York, Michael Gerrard, betrachtet die Situation als kritisch. Bei einem Sturm wasche die See schon jetzt manchmal über die Betonkuppel, sagte er. „Die Regierung der Vereinigten Staaten ist sich dessen bewusst, dass ein größerer Taifun sie auseinanderbrechen lassen könnte und die Strahlung aus dem Inneren damit verteilen würde.“

Er plädiert dafür, die Betonstruktur zu verstärken. Doch ein weiterer Bericht aus dem Jahr 2014 kam zu dem Schluss, dass die Verseuchung im Meer schon heute so groß ist, dass der Katastrophenfall gar keinen so großen Unterschied mehr machen würde. Den Anwohnern auf den benachbarten Inseln hilft dies wenig. Sie haben Angst, dass sie im Fall eines Bruchs erneut ihre Heimat verlieren würden und umgesiedelt werden müssten, wie sie dem australischen Sender berichteten.


Zur Autorin

Barbara Barkhausen, Asia-Pacific-Korrespondentin, lebt seit 2002 in Sydney, Australien. Sie deckt für Café Europe neben ihrem neuen Heimatland Australien auch Neuseeland, Indonesien, Papua-Neuguinea und die Pazifikinseln ab. Barbara hat Kommunikationswissenschaften, Englische Literatur und Kunstgeschichte in München und Los Angeles studiert und für das ZDF, Pro7 und die Bavaria Film in München gearbeitet, bevor es sie ans andere Ende der Welt zog. Sie ist Print-, TV-, und Radiojournalistin und Autorin mehrerer Kinder- und Sachbücher.

Stein François
4. Dezember 2017 - 23.10

tja eine Seuche wäre ja noch vertretbar.Richtig gewählte Wörter ergeben dann einen Sinn.Es muß ..verstrahlt ..heißen dann ist die Sache direkt katastrophal.Gegen Radioaktivität hilft keine Medezin ,gegen Seuchen schon eher..Vergiftet ist auch nicht verseucht.Aber die Schreiber lernen diese 3 Begriffe nie auseinander zu halten .So nach dem Motto..alles Richtung ,,,Hauptbahnhof ,,,,