EditorialZur Korruptionsaffäre im EU-Parlament: Die Demokratie stärken

Editorial / Zur Korruptionsaffäre im EU-Parlament: Die Demokratie stärken
Die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, gibt zu Beginn der Sitzung des Parlaments eine Erklärung zur Korruptionsaffäre ab, die die Institution erschüttert Foto: AFP/Frederick Florin

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Der Korruptionsskandal im Europäischen Parlament (EP) hat das Vertrauen in die Volksvertretung erschüttert. Unter anderem ein ehemaliger Parlamentarier und eine Vizepräsidentin der hohen Institution haben sich offenbar gegen Geld einem anderen Land angedient, das seinen Einfluss im EU-Parlament geltend machen will. Noch gibt es zu wenige Informationen und zu viele offene Fragen, um sich ein Bild darüber machen zu können, welches Ausmaß die Affäre hat. Abgesehen davon, dass sehr viel Geld geflossen ist, ist nichts Genaues darüber bekannt, welche Gegenleistungen dafür erwartet wurden. Das Ganze ist eine Woche nach dem Bekanntwerden des Falls noch sehr nebulös.

Die Reaktionen darauf hingegen sind klar und deutlich: In den heftigsten Wörtern wurde in Brüssel und Straßburg, wo diese Woche das EU-Parlament tagte, der Fall verurteilt, und das über das gesamte politische Spektrum des Plenarsaals hinweg. Und es wurde sogleich gehandelt: Eine Resolution wurde ausgearbeitet und verabschiedet, in der festgelegt ist, welche zusätzlichen Maßnahmen zur Stärkung der Transparenz sowie des korrekten Funktionierens der Institution noch getroffen werden müssen, um das beschädigte Vertrauen in die Volksvertretung wiederherzustellen. Die EU-Parlamentarier wollen offensichtlich diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und sind gewillt, den Ruf und das moralische Ansehen ihres Hauses zu verteidigen.

Da mag der ungarische Regierungschef Viktor Orban noch so sehr frotzeln über die Blamage, die jenen widerfahren ist, die ihn und seine Regierung seit Jahren zu Recht wegen deren Verstößen gegen die demokratischen Werte und rechtsstaatlichen Prinzipien vor sich hertreiben. Er aber hat sein Haus Ungarn immer noch nicht in Ordnung gebracht, weshalb ihm jetzt wegen mangelnder Korruptionsbekämpfung viele Milliarden Euro an EU-Hilfen vorenthalten werden. Das verdeutlicht den Unterschied, um den es letztendlich geht: Es gibt Systeme, in denen Korrekturen selbstverständlich sind, wenn Fehler auftreten. Andere, wie Orban, versuchen zu verschleiern, abzuwehren, um möglichst lange von der Regelverletzung profitieren zu können.

Allerdings, keine der Maßnahmen, die die EU-Parlamentarier nun zusätzlich umsetzen wollen, dürfte den gegenwärtigen Korruptionsfall verhindert haben. Wenn Menschen bereit sind, den Verlockungen des Geldes nachzugeben, helfen keine Transparenzregeln und kein Ethikrat. Wer keine Skrupel hat, hat auch keine Werte, die er oder sie in einer Rede vor einem Parlament verteidigen will. Dem ist es ein Leichtes, trotz Tausender tödlicher Arbeitsunfälle belobigende Worte über die Arbeitsbedingungen in einer arabischen Autokratie zu finden.

Dennoch ist es richtig und wichtig, das Arsenal an Regeln zur Förderung der Transparenz im politischen Geschäft wo möglich zu erweitern und Lücken dort zu schließen, wo sie sich auftun. Die europäische Ebene hebt sich bereits jetzt in dieser Hinsicht von vielen Mitgliedstaaten ab. Das stärkt das Vertrauen in die demokratischen Prozesse und somit die Demokratien selbst, die in den vergangenen Jahren durch populistische Bewegung zusehends unter Beschuss geraten.

Damit sollte es aber nicht getan sein. Die Korruptionsaffäre ist als ein feindlicher Akt, als ein „Angriff auf unsere Demokratie“ zu bewerten, wie es die EP-Präsidentin Roberta Metsola formulierte. Auch das bedarf einer Reaktion. Nicht nur zur Abschreckung all jener, die glauben, ähnliches versuchen zu müssen. Sondern ebenfalls zur Stärkung der Demokratie, indem unter Beweis gestellt wird, dass es eine wehrhafte Demokratie ist.

Lolli
20. Dezember 2022 - 11.29

Madame Metz dei Greng do muss nett esou scheinhelleg argumentieren,Si huet och Dreck um Stecken wei all dei aaner Kumpanen.

Summi
19. Dezember 2022 - 11.47

Deen EU-Bordell do zusperren.

Phil
18. Dezember 2022 - 12.18

Sie haben die "illegale Eroberin" des Militärstützpunktes Kleine Brogel in Belgien, Madame EU-Abgeordnete Tilly Metz vergessen.

Romain
18. Dezember 2022 - 10.12

Wer oben sitzt, der segnet sich.

Lucky
18. Dezember 2022 - 9.59

Was in dieser EU-Anstalt statt findet alles andere als Demokratie, Politik wird immer dreckiger und korrupter.

JJ
17. Dezember 2022 - 18.01

Bin gerade dabei zu ermitteln ob uns die " Frauenquote" weitergebracht hat. Ist irgend etwas besser geworden seit den Damen: Merkel,Leyen(von der),AKK,Schmidt,Semedo, May,Truss,Meloni(sic)Lambrecht,und nun die Senkrechtabstürzerin aus Griechenland...usw.? Natürlich könnte man die gleiche Zahl an männlichen Nieten dagegenhalten.Aber das war nicht die Frage. In unserem Parlament in Luxemburg "wüten" seit geraumer Zeit Nasen der ADR nach Lust und Laune.Die Reding,Kartheiser und der "Topert" Keupppp,der sich nicht zu schade ist seinen Kollegen und Anwalt Reding "freizusprechen" obwohl dieser von der Justiz verdonnert wurde. Was können die Wähler tun wenn " die da oben",die vergessen haben wer sie "da oben hingesetzt hat" machen was sie wollen? Alles wird gut. Irgendwann.

liah1elin2
17. Dezember 2022 - 15.27

Danke Herr Kemp für Ihren treffenden Kommentar. Die Korruptionsaffäre ist unerfreulich, doch Justiz und EU Instanzen funktionieren. Es muss im Interesse aller EU Länder sein, eine starke Gemeinschaft zu sein und bleiben. Ansonsten würden die einzelnen Nationen wirtschaftlich marginalisert und politisch ohne Einfluss dastehen. Uns EU Bürger sollte dies bewusst sein.

Conti
17. Dezember 2022 - 12.07

Die EU Auflösen und damit Europa retten