KroatienVor Euro-Einführung explodieren nicht nur die Preise für Trockenfisch

Kroatien / Vor Euro-Einführung explodieren nicht nur die Preise für Trockenfisch
Ein 100 Kuna-Schein liegt neben einem Starter-Kit mit neuen kroatischen Euro-Münzen: Kroatien führt mit dem 1. Januar 2023 die Gemeinschaftswährung ein Foto: Denis Lovrovic/AFP

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30 Prozent mehr haben die Kroaten in diesem Advent für getrockneten Kabeljau für ihr populäres Weihnachtsmahl zu berappen. Viele Kroaten fürchten wegen der Einführung des Euro zum 1. Januar eine verschärfte Teuerungswelle. Die hohe Inflation habe mit dem Euro nichts zu tun, versichert indes die Regierung.

Zumindest für traditionsbewusste Kroaten gehört das Fischgericht zum Heiligen Abend wie die Geschenke unterm Weihnachtsbaum. Doch nicht nur die sorgengeplagten Familienköche- und köchinnen, sondern auch die Medien im Küstenstaat schlagen bereits vor Zubereitung des traditionellen „Bakalar“-Eintopfs Alarm. „Die Preise für getrockneten Kabeljau fliegen in den Himmel!“, titelt geschockt das Webportal morski.hr.

Satte 30 Prozent mehr haben die Kroaten in diesem Advent für den begehrten Trockenfisch zu berappen. Doch auch die Preise für Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Kartoffeln, Schweinefleisch und Eier sind laut dem jüngsten, in der letzten Woche veröffentlichten Bericht von Kroatiens Statistikamt DZS mit 19,2 Prozent im letzten Monat fast um ein Fünftel in die Höhe geschossen. Mit 13,5 Prozent ist Kroatiens Inflationsrate kurz vor der Einführung des Euro am 1. Januar gar auf einen neuen Rekordwert geklettert.

Bereits im November hatten in einer Umfrage 75 Prozent der Kroaten die Sorge vor steigenden Preisen bei der ansonsten überwiegend positiv bewerteten Einführung des Euro geäußert. Noch haben die Kroaten die gestiegene Rechnung für den Weihnachtskabeljau mit den vertrauten Kuna zu begleichen. Doch sorgt der Euro als „Teuro“ schon vor seinem Debüt im Adria-Staat für galoppierende Preise? Die verschärfte Teuerungswelle der letzten Monate habe mit dem Euro nichts zu tun, versichern Würdenträger und Medien unisono.

In den letzten Staaten, die den Euro eingeführt hätten, seien die Preise „nur minimal“ um 0,2 bis 0,4 Prozent gestiegen, versichert gegenüber dem Tageblatt Kroatiens Finanzminister Marko Primorac. Doch „Europas stärkster Inflationsdruck seit Jahren“ mache derzeit allen Staaten des Kontinents zu schaffen – egal, in welcher Währung: „Die Tatsache, dass die Inflationsraten auch in den Staaten außerhalb der Eurozone sehr hoch sind, macht unseren Bürgern klar, dass diese nicht mit der Euro-Einführung zu tun haben.“

Transportkosten, nicht der Euro sind schuld

Tatsächlich ist die Inflationsrate bei den eurolosen EU-Partnern Ungarn (23,1 Prozent), Tschechien (17,2 Prozent) und Polen (16,1 Prozent) selbst noch deutlich höher als in Kroatien oder in der Eurozone (10,1 Prozent). Doch in Zeiten von ohnehin galoppierenden Preisen könnte es windigen Geschäftsleuten leichter fallen, die Euro-Einführung für illegale Preisaufschläge zu nutzen.

Um eine möglichst transparente Entwicklung der Preise zu garantieren und die Kunden an den Wert der neuen Währung zu gewöhnen, muss Kroatiens Einzelhandel schon seit September alle Preise in Kuna und Euro auszeichnen – eine Praxis, die bis Dezember 2023 beibehalten werden soll.

Nicht den „Teuro“, sondern stark erhöhte Transportkosten und ein schlechtes Kabeljau-Jahr in Norwegen machen derweil Kroatiens Fischhändler für die gesalzenen Preise für den populären Festfisch verantwortlich. Die Kunden, die die Fischpreissuppe auslöffeln müssen, setzen vor Weihnachten auf die bewährte Art der Kostenkontrolle: Statt größeren würden die Leute dieses Jahr eher kleinere Trockenfische kaufen, berichtet ein Händler dem Portal index.hr.

Bella
24. Dezember 2022 - 17.25

Einfach in Portugal überwintern, da gibt's die massenhaft.

Phil
24. Dezember 2022 - 15.18

Das Phänomen ist bekannt. Ausser den initialen Euroländer der Maastricht-Verträge haben alle zugezogenen Staaten eine erhebliche Teuerungrate beim Wechsel der Landungswährung in Euro hinnehmen müssen. Dadurch sind die Lebenshaltungskosten drastisch gestiegen, das Lohn- und Gehaltsniveau, sowie Altersbezüge sind dieser Entwicklung nicht gefolgt. Der Euro wurde nicht umsonst als "Teuro" bezeichnet!