Formel 1Oscar Piastri: Super-Talent mit Super-Ego

Formel 1 / Oscar Piastri: Super-Talent mit Super-Ego
Einige würden ihm „ein bisschen mehr Integrität“ wünschen Foto: AFP/William West

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Der Australier Oscar Piastri gilt als Wunderkind der Formel 1 – und an ihm scheiden sich vor seinem Heimrennen die Geister.

Es musste ja so kommen. Oscar Piastris Elternhaus liegt nur 15 Minuten von der Formel-1-Rennstrecke in Melbourne entfernt. Auf den Wiesen, auf denen an Rennwochenenden im Albert Park das Fahrerlager errichtet ist, spielte er Aussie Rules Football. Irgendwann fuhr er Kart – und allen davon. Und vor acht Jahren war Oscar Piastri Grid Kid, hielt in der Startaufstellung die Flagge für den Russen Daniil Kvyat. Am Sonntag wird jemand diesen Job für ihn erledigen.

„Es ist also etwas ganz Besonderes, dieses Wochenende zu Hause zu sein“, sagte Piastri am Donnerstag: „Ich habe Freunde und Familie getroffen, aber ich konzentriere mich voll auf das Fahren.“

Beim Rennen (Sonntag 7.00 Uhr MESZ/RTL Zwee) werden nicht nur die Augen der Australier auf den Melburnian mit der Startnummer 81 gerichtet sein. Denn Oscar Piastri ist einer der spannendsten Formel-1-Rookies seit vielen Jahren.

„Der nächste Max Verstappen“

Er gewann auf Anhieb den Titel in der Formel 3, dominierte als Neuling die Formel 2 und war auch im vergangenen Jahr als Ersatzfahrer bei Alpine ein höchst begehrter Mann. Zur Einordnung: Red-Bull-Teamchef Christian Horner ärgerte sich in der Netflix-Serie „Drive to Survive“ nicht zugegriffen zu haben, als Piastri verfügbar war. Dieser nämlich könnte seiner Auffassung nach „der nächste Max Verstappen“ sein.

Andere hatten aber früher die Hand drauf. Allen voran Alpine, das den Hot Shot aufbaute und schließlich als Stammfahrer für 2023 einplante. Der französische Rennstall machte im vergangenen Sommer allerdings die Rechnung ohne Piastri. Der hatte sich nämlich im Wissen um seinen Marktwert umgeschaut und schon bei McLaren unterschrieben. Ein FIA-Gericht musste den Fall klären, Piastri durfte 2023 zu seinem Wunschteam.

Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer ätzte, er würde dem Jungstar, in dessen Ausbildung sein Rennstall Millionen gesteckt hatte, „ein bisschen mehr Integrität“ wünschen.

Bislang hat sich die Entscheidung für McLaren für Piastri aber noch nicht ausgezahlt. Das Traditionsteam aus Woking krebst in der noch jungen Saison am Ende des Feldes herum. Es soll bald besser werden – allerdings erst nach Melbourne. Für das übernächste Rennen in Baku kündigte Teamchef Andrea Stella viele Updates, ja, gleich „eine Art B-Version“ des Autos an. (SID)

Fragen und Antworten zum Australien-GP

Was steht an?
Die Formel 1 kommt nach Australien, obwohl die Saison längst läuft – Traditionalisten müssen sich noch immer daran gewöhnen. Lange Zeit war das Rennen in Melbourne das erste des Jahres, diesen Status hat Australien mittlerweile verloren.
Holt Red Bull den nächsten Doppelsieg?
Das Weltmeister-Team um Max Verstappen sorgt bislang für einige Ernüchterung in der Formel 1. Zwei Rennen, zweimal belegte Red Bull die ersten beiden Plätze, und das, obwohl Verstappen zuletzt von Rang 15 ins Rennen gegangen war. In Saudi-Arabien gewann daher sein Teamkollege Sergio Perez – und daraus ergibt sich momentan der wohl einzige Faktor, der für Spannung an der Spitze sorgen könnte. Beide Piloten liegen (fast) gleichauf im WM-Ranking, sie sind nicht die besten Freunde, und Perez würde den Status des Helfers zu gerne ablegen.
Wer kann die Weltmeister stoppen?
Es braucht schon einen etwas genaueren Blick, und auch dann sind nur ganz kleine Hoffnungsschimmer sichtbar. Aston Martin wurde über den Winter vom Mittelfeldteam zum ersten Verfolger und hat in seinem noch neuen Auto-Konzept das vielleicht größte Entwicklungspotenzial. Mercedes hatte bereits nach dem ersten Rennen intern festgestellt, dass mit dem eigenen Boliden eine neue „Design-Philosophie“ verfolgt werden muss. Ferrari ist zumindest im Qualifying recht stark, muss dies aber ins Rennen überführen. „Es wird keine Wunder geben an diesem Wochenende“, sagte Scuderia-Pilot Charles Leclerc am Donnerstag. So richtig eng dürfte es für Verstappen und Perez also nicht werden. Vielleicht hilft ja wenigstens dieser Fakt: Seit 2011 hat Red Bull in Melbourne nicht mehr gewonnen.