Euro MeetOlympiasieger Chad Le Clos im Interview: Keine Angst vor der neuen Generation

Euro Meet / Olympiasieger Chad Le Clos im Interview: Keine Angst vor der neuen Generation
Tageblatt-Fotograf Jeff Lahr hielt bei den Olympischen Spielen 2012 in London Chad Le Clos’ Sieg gegen Michael Phelps fest Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Chad Le Clos ist einer der größten Stars beim Euro Meet. Bis heute unvergessen ist der Moment, als der Südafrikaner bei den Olympischen Spielen 2012 in London über 200 Meter Schmetterling den langjährigen Dominator Michael Phelps im Zielsprint niederrang und Gold holte. Le Clos gewann drei weitere Silbermedaillen bei Olympia, dazu feierte er zahlreiche Siege bei Weltmeisterschaften. In den vergangenen Jahren schwamm der mittlerweile 30-Jährige allerdings der Weltspitze hinterher – etwas, das sich jetzt wieder ändern soll, wie er im Interview mit dem Tageblatt verrät. 2024 will er in Paris wieder ganz oben stehen.

Tageblatt: Chad Le Clos, werden Sie für das Euro Meet erstmals nach Luxemburg reisen?

Chad Le Clos: Ja, ich bin das erste Mal dabei. Ich wollte schon in den vergangenen Jahren immer einmal an dem Meeting teilnehmen. Diesmal hat es endlich gepasst und ich bin sehr motiviert.

Was war dieses Jahr anders?

Im Januar habe ich meistens eine Pause eingelegt, denn für uns in Südafrika findet die Sommerzeit nicht wie in Europa im August, sondern im Dezember und Januar statt. Wir haben dann drei bis vier Wochen frei. Dieses Mal habe ich mir nur um den Jahreswechsel zwei Wochen Urlaub genommen und komme jetzt sehr motiviert nach Luxemburg.

Was wissen Sie über den Schwimmsport in Luxemburg?

Ich kenne ein paar Schwimmer. Zum Meeting in Luxemburg bin ich aber durch Ben Proud (GB), meinen ehemaligen Teamkollegen bei Energy Standard, gekommen. Er hat mir gesagt, es sei ein fantastischer Ort.

Was haben Sie sich für das Euro Meet vorgenommen?

Es wird mein erstes Rennen in diesem Jahr sein und ich hoffe, dass ich schneller sein werde, als ich es erwarte. Ich bin neben dem Wettbewerb sehr darauf gespannt, die Kultur in Luxemburg kennenzulernen.

Wie ist Ihre aktuelle Form?

Ich hatte vor meinem Urlaub eine tolle Kurzbahn-Saison. Das hat mir einen „big boost“ gegeben. Ich hoffe, diesen jetzt in mein erstes Rennen seit Monaten im 50-Meter-Becken mitnehmen zu können. Um ehrlich zu sein, peile ich jetzt in Luxemburg keine spezifischen Ziele an. Zusammen mit meinem Coach Dirk (Lange) werde ich beim Euro Meet mit ein paar Taktiken experimentieren. Ich muss meine Geschwindigkeit verbessern. Das weiß ich und das ist mein Ziel. Wir haben aber jetzt noch keine spezifische Arbeit in dieser Hinsicht gemacht. Es wird also jetzt zuerst vor allem darum gehen, nach meinem Urlaub mit der Familie wieder auf Touren zu kommen und ein mentales Reset zu machen. Wir werden sehen, was dabei rauskommt.

Welche Ziele haben Sie sich für den Rest der Saison gesetzt?

Ich will wieder Schritt für Schritt schneller werden und bei der WM in Japan aufs Podium. Das ist der Plan. Dafür muss ich mich aber verbessern. 

Im März beginnt auch die Qualifikationsperiode für die Olympischen Spiele 2024 …

Ich werde mich sicher qualifizieren. Ich denke nicht, dass das ein Problem sein wird. Ich sehe die kommenden Monate also eher als Vorbereitung auf Paris. Wie gesagt: Die Kurzbahn-Saison war gut, aber auf der Langbahn muss ich mich steigern. Ich bin zuversichtlich, dass dies klappen wird und ich bin bereit für diese Herausforderung. Bei den Olympischen Spielen nächstes Jahr werde ich kompetitiv sein. Ich werde nicht nur dahin fahren, um dabei zu sein. Das Ziel ist, eine Medaille zu gewinnen und die bestmögliche Version meiner selbst zu sein. Ich fokussiere mich dafür auf mich selbst und versuche, zurück in eine gute Form zu finden und von meinem Coach Dirk, mit dem ich noch nicht so lange zusammenarbeite, zu lernen. „Very excited about what lies ahead.“

Vor zwölf Jahren haben Sie bei den Olympischen Spielen über 200 m Schmetterling Michael Phelps geschlagen und Gold gewonnen. Ist das im Rückblick der bisher größte Moment Ihrer Karriere?

Unglaublich, dass es schon so lange her ist (lacht). Ja, klar war das mein größter Moment – das würde jeder in meiner Position sagen. Nichts kann den Augenblick übertreffen, in dem man Michael Phelps bei den Olympischen Spielen schlägt. Der Kerl, der davor zehn Jahre lang auf der Strecke ungeschlagen war. Das ist der Moment, an den sich die Menschen erinnern werden. Aber ich hatte viele gute Momente in meiner Karriere. Und ich sage Ihnen: Wenn ich die Olympischen Spiele nächstes Jahr gewinne, wird das der größte Moment sein. Es wäre die größte Comeback-Story der olympischen Geschichte, wenn ich nächstes Jahr Gold holen würde. Ich schwimme jetzt gegen eine neue Generation. Nicht mehr Phelps, sondern Milak, Dressel oder Popovici heißen jetzt meine Konkurrenten. In den drei, vier letzten Jahre bin ich nicht gegen sie angekommen. Ich war zu weit weg. Wenn ich aber wieder auf Touren komme, „we make it a little dog fight and we see what happens“.

Sie sind also in der Rolle des Jägers?

Das ist für mich kein Problem, ich bin glücklich in meiner Position und muss mir keine Sorgen machen. Sie sind die Gejagten. „They have to look over their shoulders.“ Ich bin hier, titelhungrig und selbstbewusst. Natürlich habe ich aber noch viel Arbeit vor mir.

Aus welchem Grund konnten Sie in den vergangenen Jahren nicht mit dieser neuen Generation mithalten?

Einen spezifischen Grund gibt es nicht. Ich war einfach zu weit weg. Das war jeder. Niemand kam gegen diese Kerle an. Ich muss meine Leistung steigern, wenn ich gegen sie ankommen und Champion im großen Becken sein will. Genau das ist der Plan. Ich muss dafür aber realistisch und geduldig sein und Schritt für Schritt nehmen. Das passiert nicht in zwei Monaten, es braucht Zeit. Aber ich habe keine Angst vor ihnen, sie müssen mich fürchten. (lacht) Im kleinen Becken ist es mir aber bereits gelungen, sie zu schlagen. Im großen wird es noch ein bisschen Zeit brauchen. Ich bin aber zuversichtlich. Mein Selbstbewusstsein ist zurück. Daran habe ich in den vergangenen Monaten mit meinem Coach gearbeitet. Selbstvertrauen ist für mich sehr wichtig. „And when the final whistle goes, we see what everyone is made of.“


Die Topstars in der Coque

 Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Ben Proud

Ben Proud ist der Top-Sprintspezialist bei der diesjährigen Ausgabe des Euro Meet. Mit dem Briten ist der amtierende Weltmeister über 50 Meter Freistil am Start. Zuvor hatte sich der 28-Jährige bereits 2017 bei der WM die Goldmedaille über 50 m Schmetterling gesichert. Proud ist außerdem der erste Schwimmer überhaupt, dem es gelungen ist, im selben Jahr Gold bei den Commonwealth Games sowie bei Welt- und Europameisterschaft zu gewinnen – das Ganze innerhalb von nur zwei Monaten. 


 Foto: Euro Meet/Facebook

Mykhailo Romanchuk

Der Ukrainer ist Freistilspezialist auf der langen Distanz. Der 26-Jährige feierte seinen bisher größten Erfolg bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, wo er sich über 800 Meter Bronze und 1.500 Meter Silber sicherte. In Tokio stellte er in den Vorläufen des 800-m-Rennens zudem einen Olympischen Rekord auf (7:41.28). Romanchuk ist über 1.500 Meter Freistil außerdem der amtierende Europameister.


 Foto: Euro Meet/Facebook

Louise Hansson

Die Schwedin ist mehrfache Europameisterin sowie dreifache Kurzbahn-Weltmeisterin. Außerdem nahm die 26-Jährige bereits zweimal an den Olympischen Spielen teil. Einen ganz besonderen Erfolg feierte sie zusammen mit ihrer Schwester Sophie, die ebenfalls beim Euro Meet dabei sein wird. Die beiden Schwestern sind Teil der schwedischen Staffel über 4×50 m Lagen, die bei der Kurzbahn-WM 2021 in Abu Dhabi einen Weltrekord aufstellte. 


 Foto: Ferenc Isza/AFP

Thomas Ceccon

Mit Thomas Ceccon ist der aktuelle Weltrekordhalter über 100 m Rücken beim Euro Meet am Start. Diesen stellte er im vergangenen Jahr in 51,60 Sekunden bei der WM in Budapest auf. Der Italiener, der heute seinen 22. Geburtstag feiert, ist mehrfacher Welt- und Europameister und hat mit der Staffel bereits zwei olympische Medaillen in seinem Palmarès stehen.