„Kontinuität muss gewährleistet werden“

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Unterschiedlicher könnten die beiden Kandidaten, die sich in Mertert aus parteipolitischer Sicht gegenüberstehen, nicht sein. Gust Stefanetti, der amtierende Bürgermeister, ist LSAP -Mann und Angestellter. Aly Leonardy, der erste Schöffe, gehört der CSV an und ist selbstständiger Winzer und Landwirt.

Seit sechs Jahren regiert eine „große“ Koalition, wenn man so will, die Gemeinde. Und spiegelt damit, wiederum wenn man so will, die Zusammensetzung der Regierung auf lokaler Ebene wieder. Aly Leonardy ist Winzer, aber auch Landwirt. Er betreibt Mutterkuhhaltung mit Charolais- und Limousin-Rindern. Auf europäischer Ebene vertritt er die luxemburgischen Winzer im europäischen Netz der Weinbauer. Seit 18 Jahren ist er im Gemeinderat von Wasserbillig-Mertert, seit zwölf Jahren sitzt er als erster Schöffe im Schöffenrat. Alle Projekte, die in dieser Zeit realisiert wurden, hat er mitgetragen.

Aly Leonardy (CSV)

Ein Gespräch mit ihm über die Gemeinde bringt nicht viele Gegensätzlichkeiten zur LSAP hervor. Fast drängt sich schon die Frage auf, ob der CSV-Vertreter in der Gemeinde gar „LSAP-Politik“ macht? Das will er so nicht stehen lassen, aber die Vorschläge seiner Partei seien nicht so „eckig“, dass sich gleich die Geister daran scheiden.

Verkehrsprobleme lösen

Nach zwölf Jahren vielen Austauschens habe man sich angenähert. Konsens statt Dissens im Sinne der Einwohner also, von einer radikalen Kehrtwende will der christlich-soziale Politiker, sollte er eine Mehrheit bei den Wahlen erhalten, nicht sprechen.

Und doch. Leichte „Modifikationen“ oder so etwas wie „Zusätze“ zu den Projekten der Zukunft seitens der LSAP sind bei Leonardy schon herauszuhören.
„Wir haben viel erreicht, aber alles ist noch ausbaufähig“, sagt er und spricht damit im Detail den Hochwasserschutz und den Verkehr an. Mit dem Bau der Kläranlage könnte der Hochwasserschutz gleich miterledigt werden – zumal in Oberbillig bereits einer existiert.

Beim zweiten Punkt, dem Verkehr, kommt allerdings ein neuer Vorschlag auf den Tisch. Das hohe Verkehrsaufkommen beschäftigt alle. „Wir haben bei Messungen festgestellt, dass wir ab und zu über die Messwerte schlagen“, sagt er und fordert deshalb eine Umgehung. Vor allem für Wasserbillig. „In der Gemeinde ist die Ortschaft Wasserbillig am schwersten betroffen“, sagt er.

Grenzüberschreitende Lösung

Ideen liegen vor und befürworten eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Eine Brücke von deutscher Seite aus über die Sauer mit einer anschließenden direkten Zufahrt auf die Autobahn Richtung Luxemburg wäre die beste Lösung.

„Gerade die deutschen Pendler könnten dann direkt vor Langsur auf die Autobahn fahren“, sagt Leonardy, „das braucht auch keine aufwendige Tal-Überbauung zu werden“.

Beim Thema Verkehr ist er dann auch gleich bei einer besseren Anbindung der „Cité Cerabati“. Das Einfachste wäre, den innerörtlichen Bus mit einer Haltestelle anzubinden. Die andere Möglichkeit sei, eine neue Straße unter der Eisenbahnlinie hindurch an die „Nationale 1“ zu bauen. Damit wäre auch ein besserer Zugang zur Fähre nach Oberbillig garantiert.

Bei der Frage nach der von Grevenmacher angedachten Fusion liegt er auf Linie mit Gust Stefanetti. Genau wie er verweist Aly Leonardy auf die Gespräche mit Manternach und Mompach, die schon stattgefunden haben. „Die haben Priorität“, sagt er und sagt damit alles. Auch zur Rolle des Hafens in Mertert hat er eine klare Position. „Es ist der einzige Hafen Luxemburgs, und er ist als Umschlagplatz konzipiert“, sagt er. Ob Öl, Schrott oder anderes.

Deswegen hat er sich öffentlich schon klar gegen den Ausbau der Tanklager ausgesprochen. „In der Enge dieses Tales stellt das eine höllische Gefahr dar“, sagt er, „wenn da etwas passiert, dann ist die Natur zerstört“. Anders ist seine Haltung bei dem Vorhaben zum Bau der Futtermittelfabrik. Das fragliche Terrain liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Mertert-Wasserbillig. „Ich stehe einer Anfrage positiv gegenüber“, sagt er, „das ist wahrscheinlich auch die letzte Möglichkeit, die Futtermittelfabrik in Luxemburg zu behalten“.

Zwei Punkte kommen dann aber doch noch als alleinige Vorschläge der CSV auf die Agenda. Sollte die Ära nach dem Tanktourismus anbrechen, wünscht er sich auf der Hauptstraße, neben Wohn- und Gewerbeflächen, eine grenzüberschreitende Schule nach dem Vorbild des deutsch-luxemburgischen Gymnasiums in Perl. „Wir haben gute Kontakte zu den angrenzenden deutschen Gemeinden, und das würde unsere Gemeinde enorm aufwerten“, sagt er.

Und: „Ich will den Weinbau in der Gemeinde halten“, sagt er. Wer von Echternach nach Wasserbillig käme, sähe als erstes die Weinberge, nähme die Gemeinde als Teil des Weinbaus an der Mosel wahr. „Darauf sind wir stolz“, sagt er.