„In Mondorf herrscht keine Transparenz“

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Gérard Bichler tritt in Mondorf für die CSV als Spitzenkandidat an. Liest man die Veröffentlichungen der „Munnerefer“ CSV „op de Punkt“, wird schnell klar, woran sich die heftige und zum Teil polemische Kritik der Opposition im Gemeinderat entzündet: am Führungsstil der amtierenden DP-Bürgermeisterin Maggy Nagel. Aber es gibt auch sachliche Punkte.

Seit 2005 sitzt der gebürtige Beleser zusammen mit drei Parteikollegen in der Opposition im Gemeinderat von Mondorf. Priorität bei einem Wahlgewinn hat für die CSV der Bau eines Schwimmbades. Seit der Schließung des defizitären Schwimmbades 1999 gibt es keines mehr. Der Schulschwimmsport ist seitdem ins saarländische Perl ausgelagert. In den Thermalbadeinrichtungen finden sich junge Familien mit Kindern nicht wieder, so die Argumentation. Die CSV will ein Spaßbad mit Sportbecken, wo sich Kinder, Jugendliche und eben die Schüler wiederfinden – auch die der umliegenden Gemeinden, die nicht zu Mondorf gehören. Geld sei da, sagt Bichler, immerhin profitiere man ja von den Einnahmen des Kasinos.

Oppositionsrat Gérard Bichler (CSV)

Weniger Neubauten

Die zweite Kritik entzündet sich an der Städtebaupolitik der DP in Mondorf. Es sei zu viel von der Jugendstilarchitektur zerstört worden.

Den Einwand, das sei aber auch unter einem CSV-Bürgermeister passiert, wischt Bichler mit einem Verweis vom Tisch. „In den letzten 30 Jahren hat die DP 24 Jahre regiert“, sagt er, „außerdem hat das der Staat im Zuge der Renovierung des Thermalbades zu verantworten.“

Man müsse daraus lernen und nicht einfach so weitermachen. Weniger „Kompaktbauten“, mehr Erhalt alter Bausubstanz wie das alte Postgebäude oder die Villa „Marie Louise“, lauten die Forderungen. Das neue Zentrum, das Quartier Brill, habe keine Anbindung an die restlichen Stadtteile, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Bichler wünscht sich einen Übergang zur François-Clément-Straße und eine Neugestaltung des Eingangs der Stadt mit Garten und einem Platz.

Ein weiterer Kritikpunkt ist: „Es muss mehr in Bezug auf sozialen Wohnungsbau in Mondorf passieren“ – Wohnraum für junge Familien. Das Projekt „Roeserberg“ sei so eines und von der CSV mitgetragen worden. Bis jetzt passiere aber nichts.

„Wir als Gemeinderat werden immer vor vollendete Tatsachen gestellt und haben wenig Möglichkeiten der Einflussnahme“, bemängelt Bichler. Außerdem brauche Mondorf eine Sporthalle – Velodrom hin oder her. „Die alte Halle ist zu klein“, sagt Bichler, „wenn Mondorf den Zuschlag für das Velodrom bekommt, kann man sie darin integrieren.“

Neben diesen Alternativvorschlägen zur Gestaltung der Stadt hat die Mondorfer CSV das große Anliegen, den Tourismus weiter auszubauen. „Wir müssen das auch im Hinblick auf die hiesige Geschäftswelt tun“, sagt Bichler. Im Brill-Viertel hätten einige Geschäfte schon wieder aufgegeben.

„Mehr Werbung“ vor allem bei den Gästen, die über Kasino und Thermalbad sowieso da sind, heißt ein CSV-Vorschlag. Der nächste geht in Richtung „thematischen“ Tourismus. „Wir haben hier nach dem Zweiten Weltkrieg Weltgeschichte geschrieben“, sagt Bichler.

Tourismus fördern

Von Mai bis August 1945 wurden einige Nazi-Größen während der Vorbereitung der Nürnberger Prozesse von der US-Armee vorübergehend im Mondorfer Kurhotel „Palace“ festgehalten (s. Tageblatt vom 18.11.2010). Und Jean Monnet habe in Mondorf die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, den Vorläufer der heutigen EU, aus der Taufe gehoben.

„Das wird unseres Erachtens nicht genug gewürdigt und touristisch vermarktet“, sagt Bichler. Auch in dem Gedanken „Mondorf ist Fahrradstadt“ liegt touristisches Potenzial, das man mit einem Ausbau der Wanderwege untermauern könnte. In diesem Zusammenhang ist die Schließung des Campings ein Dorn im Auge des lokalen CSV-Teams. „Wir sind der Meinung „campen ist in“, sagt Bichler stellvertretend für seine Mannschaft, als deren Sprecher er sich sieht. „Ich arbeite lieber im Team“, sagt der siebenfache Familienvater.