Studie Hohes Risiko auf dem Bau: Das verrät die Analyse der ersten Phase des Large Scale Testing 

Studie  / Hohes Risiko auf dem Bau: Das verrät die Analyse der ersten Phase des Large Scale Testing 
Luxemburg setzt im Kampf gegen das Coronavirus auch auf das Large Scale Testing. So sollen asymptomatische Fälle gefunden werden. Eine neue Studie zeigt nun, welche Wirkung diese Massentests tatsächlich hatten.  Foto: Vincent Lescaut

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In Luxemburg heißt es nun schon seit Monaten: „Testen, testen, testen“. Doch was genau bringt das Large Scale Testing eigentlich? Um diese Frage beantworten zu können, haben die Forscher der Covid-19-Taskforce die Daten der ersten Phase ausgewertet. Dabei stellten sie unter anderem fest, dass die Teilnahmebereitschaft im Horeca-Sektor besonders niedrig war und der Bausektor deutlich mehr Risiko ausgesetzt ist als anfänglich vermutet.  

„Mir sinn all Deel vun der Léisung“, steht in der Überschrift der Einladungen für das Large Scale Testing, die das Gesundheitsministerium seit Monaten an die Bevölkerung verschickt. Und weiter: „Duerch Är Participatioun um Large Scale Testing drot Dir derzou bäi, Iech selwer an och Är Matmënsche beschtméiglech ze schützen.“ Wie sehr das tatsächlich der Fall ist, zeigt eine neue Studie der Covid-19-Taskforce. Sie wird im Mai im renommierten Wissenschafts-Magazin The Lancet veröffentlicht und kommt zum Schluss: Ohne die Massentests hätte es im Sommer viel mehr Infektionen gegeben. 30 Euro hat ein Test im Schnitt gekostet. Mit dem wirtschaftlichen Schaden, den das Virus angerichtet habe, sei das nicht zu vergleichen, sagen die Forscher.

Der zeitliche Verlauf der Corona-Pandemie in Luxemburg
Der zeitliche Verlauf der Corona-Pandemie in Luxemburg Grafik: Covid-19-Taskforce

In den Sommerwochen vom 1. Juli bis zum 15. September wurden 4.175 Personen positiv getestet, 850 Coronainfektionen wurden beim LST entdeckt. Das sind nur 0,15 Prozent aller Tests. Doch Berechnungen im Rahmen der Forscher zeigen: Hätte Luxemburg auf das Large Scale Testing verzichtet, hätte es insgesamt 42,5 Prozent mehr positive Fälle im Land gegeben (Grafik C). 

Das Large Scale Testing hatte einen deutlichen Effekt in Luxemburg, zeigen die Grafiken der Covid-19-Taskforce
Das Large Scale Testing hatte einen deutlichen Effekt in Luxemburg, zeigen die Grafiken der Covid-19-Taskforce Grafik: Covid-19-Taskforce

Mehr als 1,4 Millionen Einladungen wurden ab dem 25. Mai während der ersten Phase des Large Scale Testing (LST) verschickt. Doch nur 566.320 Tests wurden zwischen dem 1. Juli und dem 15. September durchgeführt. 49 Prozent der Luxemburger Bevölkerung haben das Angebot für die Gratis-Tests angenommen und nur 22 Prozent der Grenzgänger haben sich damals testen lassen. Das gleiche Computer-Modell zeigt: Hätten alle dazu eingeladenen Menschen am Large Scale Testing teilgenommen, hätte man die Gesamtzahl der Fälle um 39,7 Prozent senken können. „Die Daten sprechen für sich“, sagt Prof. Dr. Paul Wilmes von der Universität Luxemburg. Er ist einer der federführenden Forscher der Taskforce, die die Studie realisiert haben. 

Die Wissenschaftler haben für das Dokument die pseudonymisierten Daten der LST-Teilnehmer ausgewertet. Für die Massentests wurden die Teilnehmer nach drei verschiedenen Strategien eingeladen. Zunächst gab es die Gruppen, die mit einem hohen Risiko, am Coronavirus zu erkranken, eingestuft wurden, wie etwa Menschen aus dem Service-Sektor oder das Gesundheitspersonal. Sie wurden systematisch alle zwei Wochen zur Teilnahme eingeladen (Abbildung A). In Berufssparten, denen man ein mittleres Risiko zuschrieb, wurde jeweils eine von fünf Personen pro Woche für den Test eingeladen. In Sektoren mit geringem Risiko und dem Rest der Bevölkerung wurde jeweils eine Person von zehn pro Woche eingeladen (Abbildung B). Gleichzeitig wurde regional intensiver getestet, wenn in einer bestimmten Region des Landes deutlich mehr Infektionen entdeckt wurden (Abbildung C). 

Die drei Strategien, mit denen die Bevölkerung in Luxemburg zum Large Scale Testing eingeladen wurde
Die drei Strategien, mit denen die Bevölkerung in Luxemburg zum Large Scale Testing eingeladen wurde Grafik: Covid-19-Taskforce

Dies hat den Forschern erlaubt, die gesammelten Daten etwa für bestimmte Berufssparten auszuwerten. Sie stellten beispielsweise fest, dass die Bereitschaft, im Sommer am LST teilzunehmen, im Gastronomiebereich besonders niedrig gewesen ist (27 Prozent). Dabei wurde dieser Berufssektor aufgrund der vielen Kontakte als einer mit hohem Risiko klassiert. „Personen aus dem Horeca-Bereich sollten sich unbedingt testen lassen“, sagt Wilmes. „Es sind aber manchmal sozioökonomische Gründe, wieso die Menschen sich scheuen mitzumachen.“ Ein selbstständiger Gastwirt fällt bei einem positiven Test für mehrere Tage aus. „In der Zeit macht er natürlich keinen Gewinn.“ Da müsste sich die Politik Anreize ausdenken, wie man die Leute gezielt zur Teilnahme am LST motivieren könne. 

Eine weitere Berufsgruppe, die besonders stark vom Coronavirus betroffen war, ist der Bausektor. Eigentlich war dieser als Branche mit mittlerem Risiko klassiert worden. Stellt man aber die Gesamtzahl der positiven Fälle aus der Berufssparte mit den Tests im LST gegenüber zeigt sich: Das Virus grassierte dort deutlich stärker als erwartet. So empfiehlt die Taskforce denn auch in der Studie, den Sektor in Zukunft als Hoch-Risiko-Branche einzustufen. Es sei die Rolle der Politik zu entscheiden, ob außerhalb des Gesundheitssektors die Berufe bei den Impfungen vorgezogen werden, die sich im Rahmen des LST als solche mit einem hohen Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, herausgestellt haben, sagt Wilmes.

Der Bausektor müsste als Hochrisiko-Sektor klassiert werden, findet die Taskforce nach der Analyse des Large Scale Testing
Der Bausektor müsste als Hochrisiko-Sektor klassiert werden, findet die Taskforce nach der Analyse des Large Scale Testing Grafik: Covid-19-Taskforce

Neben der Überwachung der verschiedenen Berufsgruppen konnte das LST auch feststellen, ob eine bestimmte Region in Luxemburg stärker vom Virus heimgesucht wurde. Und besonders den Escher Kanton traf die Pandemie im Sommer hart. Hier gab es 327 Fälle pro 100.000 Einwohner, während es in anderen Kantonen nur 108,6 Fälle pro 100.000 Einwohner waren. „Es gab eine deutliche Wechselwirkung zwischen der Publikation von stark betroffenen Regionen und dem Large Scale Testing“, sagt Wilmes. Nicht nur habe man Bürger von dort verstärkt eingeladen, sondern auch die Teilnahme an den Tests sei gestiegen. Auch das Einkommen habe laut der Taskforce einen Einfluss darauf, wie gefährdet man ist. Personen mit Einkommen von weniger als 30.000 Euro im Jahr hätten ein deutlich höheres Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. 

Der Kanton Esch/Alzette war in der ersten Phase besonders stark von der Pandemie betroffen. Das wird auch beim Large Scale Testing deutlich.
Der Kanton Esch/Alzette war in der ersten Phase besonders stark von der Pandemie betroffen. Das wird auch beim Large Scale Testing deutlich. Grafik: Covid-19-Taskforce

„Die Studie beweist, wie wichtig es ist, nicht nur die symptomatischen Personen zu testen“, betont Wilmes. Zwar entwickelten von den 850 entdeckten Fällen zwei Drittel Symptome, doch oft haben diese sich zum Zeitpunkt des Tests noch nicht krank gefühlt. Sie wurden also frühzeitig „aus dem Verkehr“ gezogen und weitere Ansteckungen konnten verhindert werden. Die asymptomatischen Fälle, die beim LST entdeckt wurden, steckten im Schnitt nur geringfügig weniger Kontaktpersonen an als symptomatische (0,6 zu 0,7). „Das ist besonders wichtig, wenn nun geimpft wird“, betont Wilmes. Es sei nämlich nicht bewiesen, wie sich die Impfung auf die Ansteckungen auswirkt. Das müsste sich erst noch zeigen. „Auch als asymptomatische Person bin ich weiter ansteckend, muss ich also weiter aufpassen“, sagt Wilmes. „Man darf das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ 

Der Forscher ist überzeugt, dass man die Effizienz des Large Scale Testing noch hätte steigern können. Denn neben Luxemburgs Teststrategie wollte man die Krise durch intensives Contact Tracing in den Griff bekommen. Doch das hat nicht immer geklappt. Teilweise wurden Positiv-Getestete und ihre engen Kontakte erst Tage später angerufen und in Isolierung oder Quarantäne geschickt. „Hätte das zu 100 Prozent geklappt, könnten wir nun auch sagen, wie viele Infektionen durch ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen Tracing und dem Large Scale Testing hätten vermieden werden können“, sagt Wilmes.

De soziale Fred
5. März 2021 - 17.30

Majo, eis blo Ministeren hu léiwer eng Drëps ënnert der Nues ewéi eng op der Stiir...... ?

Karel vun Arel
2. März 2021 - 18.14

Vun Tuuten bloosen keng Ahnung.. vun Kierperlech schweirer Aarbecht schon mol guer nett... ! Masken um Bau etc.. dei wou dei Gesetzer maachen , deenen as nach nie eng Dröpps Schweess vum Schaffen beim Aar... zesummen gelaaf. wann verschiedene Leit missten no Leeschtung bezuehlt gin , dann wär awer nett viel an da Louhntut en Mount.

J.C. Kemp
2. März 2021 - 10.13

Wo waren viele Bauarbeiter denn so im winterlichen 'Congé collectif'?

santé
1. März 2021 - 15.08

Wie wäre es von Anfang an wie Israel, Großbritannien, UAE, etc sich auf das Impfen zu konzentrieren und zu investieren? Anstatt diese Massentests und Blödsinn Gelabber von der ganzen Santé, die sowieso nichts bringen ausser weiterhin im Lockdown zu sitzen und Leute sterben zu lassen? Wieso nicht von Anfang an in Impfstoffe investiert (Impfstoff=Gegenmittel zu Covid19 und kein komm wir warten lieber ab dass noch weitere Menschen sterben und die Wirtschft und Bewohner leiden, weil nebenwirkungen nicht von studien bekannt sinn aber Spätfolgen vum Virus selbst sind noch nicht gewiss) dann würden wir jetzt über andere Themen diskutieren. Man würde glaube man sitzt in einem Drittstaat wie die EU hier versagt hat!

Thomas
1. März 2021 - 14.25

Erzieher fast so betroffen von Infektionen wir Krankenpfleger in Krankenhäusern. Interessant !

baerchen
1. März 2021 - 12.52

Ma tip top beschten beweis fir den Horeca an Horesca erem op zemachen Der Blo Ministeren

Observer
1. März 2021 - 11.16

Wann gibt es endlich die Schnelltests zum selber testen? Die wären sehr nützlich in diesem Kampf!

Grober J-P.
1. März 2021 - 10.05

"Hohes Risiko auf dem Bau." Ach, seit wann das denn. Ich habe schon Mühe mit Maske 3 Stockwerke hoch zu steigen. Wann wird denn eigentlich geimpft in dem Sektor?

Babs
1. März 2021 - 7.35

Dass der Bausektor einem hohen Risiko ausgesetzt ist war schon lange klar und wundert uns nicht, sieht man die Arbeiter doch immer wieder ohne Masken ohne Abstand, nicht zu sprechen davon in ihren Betriebswagen, meistens zu dritt ohne Maske ?? und viele andere Betriebe auch, Gemeinde Arbeiter, Pont et Chaussée Lamesch und und und, dringend notwendig vom Gesundheitsamt das leider wieder zu predigen !! So kommen wir noch so lange nicht aus dem Dilema, Pandemie !!!

Karel vun Arel
1. März 2021 - 7.10

normal das een sech um Bau mei oft infizeiert , Kierperlech schweier Aarbecht as mat Mask nett emmer meiglech.., do as et schweier sech 100 Prozent ze schützen, zwechend Theorie an Praxis leit bekanntlech en Universum. tjo . et kann , an et därf een leider nett emmer alles schreiwen waat een denkt.