Soziale ArbeitFake News und Maskenpflicht: Der neue Alltag des „Service Ensemble Quartiers Dudelange“

Soziale Arbeit / Fake News und Maskenpflicht: Der neue Alltag des „Service Ensemble Quartiers Dudelange“
Die Aktivitäten des „Service Ensemble“ finden jetzt alle im Freien statt. Foto: Service Ensemble Quartiers Dudelange 

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Der „Service Ensemble Quartiers Dudelange“ der Inter-Actions Asbl. bringt täglich viele Menschen zusammen. Die Mitarbeiter des Dienstes erzählen, wie sie bei ihrer „Rentrée“ im September weiter zum allgegenwärtigen Thema Coronavirus sensibilisieren wollen.

„Wenn wir eine Aktivität anbieten, dann denken die Menschen oft, dass das Virus nicht so schlimm ist und dass sie wieder mehr unternehmen dürfen“, erklärt die Sozialarbeiterin Ina Tereziu im Gespräch mit dem Tageblatt. „Erst wenn wir uns dann zurückziehen, erkennen sie wieder den Ernst der Lage.“ Während des Lockdowns hatte sich die Arbeit des Dienstes vollständig in die virtuelle Welt verlagert. Die Kaffeepause, die sonst im Gemeinschaftsgarten stattfindet, wurde online abgehalten, genau wie Yogakurse und das Fitness-Bootcamp. Zu dem Zeitpunkt war es besonders wichtig, zu zeigen, dass der Dienst weiterhin für die Menschen da ist.

Etwas später konnten sich alle wieder live begegnen, stets im Respekt der „gestes barrières“. Der Wunsch nach einem Treffen war groß: „Die Menschen hatten wirklich das Bedürfnis, sich wiederzusehen“, erzählt Tereziu weiter. Seitdem finden alle Aktivitäten draußen statt, beispielsweise die Kaffeepause oder eine Kräuterwanderung. Das Tragen  eines Mundnasenschutzes ist dabei unabdingbar.

Absagen blieben nicht aus

Das luxemburgische Sprachprojekt für Kinder musste jedoch kurzfristig abgesagt werden. Lehrer und Erzieher haben berichtet, dass über die letzten Monate einige Kinder etwas von ihren luxemburgischen Sprachkenntnissen verloren hätten, da sie die ganze Zeit über ausschließlich ihre Muttersprache geredet haben. Dem wollten sie etwas entgegensetzen. Doch mit dem rasanten Anstieg der Infektionszahlen vor den Sommerferien war das Risiko zu groß. Alle Kurse waren ausgebucht, mit Kindern aus allen Vierteln und den verschiedenen Schulen: „Wir hatten einfach Angst, dass im Falle eines positiven Coronatests die Rückverfolgung zu schwierig wird“, erinnert sich Tereziu.

Die Menschen seien ihnen gegenüber allgemein sehr vorsichtig, erzählt Cédric Czaika, ein Kollege von Ina Tereziu. Er hätte noch nie jemanden an das Tragen einer Maske erinnern müssen. Tereziu erinnert sich in dem Zusammenhang an ein Gespräch mit einem Mann im Viertel, das sie sehr geprägt hat: „Er hat gesagt, dass er für sich selbst sehr aufpasst. Er wisse, wie es sein kann, wirklich schlecht dran zu sein.“ Menschen aus finanziell schwächer gestellten Schichten wüssten, wie es sei, wenn es einem moralisch nicht gut gehe. Manche passten besonders gut auf, da sie fürchten, die Krankheit finanziell nicht stemmen zu können.

Doch bei ihrer Arbeit begegnen die Sozialarbeiter auch der anderen Seite: der der Menschen, die sich in größeren Gruppen treffen, ohne auf Distanz und sonstige Schutzmaßnahmen zu achten. Oft sei es einfach kulturell und traditionell bedingt, dass sich Personen in die Arme schließen wollen, ergänzt Tereziu.

Kritisches Denken fördern

Ein weiterer Punkt, an dem die Sozialarbeiter dranbleiben wollen, ist die Förderung der Medienkompetenz. Oft würden Informationsquellen nicht hinterfragt oder gefiltert. Eine Problematik, die den beiden Mitarbeitern immer wieder begegnet, ist die der Verschwörungstheorien. „Das kann Jugendliche betreffen, Erwachsene oder auch ältere Menschen. Es zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten.“

Es sei schwer, dagegen anzukommen: „Als Sozialarbeiter müssen wir immer Gegenargumente liefern und diejenigen damit konfrontieren“, sagt Tereziu. Doch auf der anderen Seite dürfen sie nicht den Polizisten spielen, ergänzt Cédric Czaika und weist auf die richtige Kommunikationsweise hin.

Auch die Tatsache, dass Regelungen teilweise schnell geändert werden, kann für Verwirrung sorgen. Tereziu und Czaika müssten selbst stets am Ball bleiben, um auf dem letzten Stand zu sein. Vor allem bei Personen, die keine der offiziellen Sprachen hierzulande beherrschen und sich nicht über die Medien informieren, sei es nicht immer leicht, sie auf den aktuellen Stand zu bringen.

Thema der nächsten Zeitung des „Service Ensemble Quartiers Dudelange“ wird deswegen eine Erinnerung an die Schutzmaßnahmen gegen das Virus sein. Dabei sei es das erste Mal überhaupt, dass die Mitarbeiter eine „Rentrée“ unter diesen Bedingungen organisieren. Es sind unsichere Zeiten und niemand kann wirklich voraussagen, wie es weitergehen wird. Es könnte besser werden, aber auch eine gravierende Verschlechterung der Situation ist stets möglich. Deswegen müssen die Sozialarbeiter vom „Service Ensemble Quartiers Dudelange“ stets einen Plan B im Hinterkopf haben.