LuxemburgDer Markt für Wohnimmobilien: Auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht

Luxemburg / Der Markt für Wohnimmobilien: Auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht
Der Rückgang der Kaufkraft lässt die Zahl der Verkäufe sinken. Im Gegenzug steigt die Nachfrage nach Mietwohnungen. Doch auch hier drohen Preissteigerungen. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Der Markt der Luxemburger Wohn-Immobilien ist auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht. Das ist die Überzeugung der Immobilienspezialisten von JLL.

2022 beschreibt Robby Cluyssen mit keinem geringeren Wort als „Gamechanger“, also als Jahr, das die Spielregeln verändert hat. Er ist Spezialist für den Markt von Wohnimmobilien bei JLL in Luxemburg.
Bedingt durch Entwicklungen wie steigende Zinsen und steigende Baupreise wurde der Zugang zu Wohneigentum noch komplizierter, was zu einem Rückgang bei den Wohnungsverkäufen geführt hat.

Trotzdem müsse man relativieren, so der Experte. Es habe kein Weltuntergang stattgefunden. Zurückgegangen seien die Verkäufe vor allem bei Neubauten, die Verkäufe von bestehenden Wohnungen seien hingegen widerstandsfähig geblieben. Er erklärt diesen Trend mit den zusätzlichen Sicherheiten, die der Kauf von bestehenden Wohnungen bietet: Man wisse, was man sich leistet, und sei vor so manchen Ungewissheiten und Überraschungen geschützt.

Auch gelte es, sich die Entwicklung in den einzelnen Regionen des Landes einzeln anzusehen, so Cluyssen weiter. So gebe es im Norden und im Osten zwar immer noch einen deutlichen Mangel beim Angebot – im Süden und im Zentrum liege das Wohnungsangebot jedoch teils wieder über der Nachfrage.

Als Folge dieser Entwicklungen erwartet er, dass die Preise in Luxemburg 2022 (offizielle Zahlen liegen noch keine vor) nicht mehr um über zehn Prozent, sondern „nur“ noch um fünf bis sechs Prozent gestiegen sind. Im Norden und Osten des Landes rechnet er mit Preiszuwächsen – im Zentrum mit einer Stagnation. Für viele seien die dortigen Wohnungen einfach unerschwinglich geworden, so Cluyssen.

Die Zeit des Mangels geht weiter

An einen Rückgang der Preise glaubt er aber nicht. Insgesamt wird die Zeit des Mangels weitergehen, ist der Experte von JLL überzeugt. Immerhin werde aktuell auch weniger gebaut, erklärt er. „Investoren sind vorsichtig geworden, schauen sich die Lage an und warten ab.“ In den ersten neun Monaten 2022 war die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen um 27 Prozent rückläufig.

Experte Robby Cluyssen
Experte Robby Cluyssen Foto: JLL

Nicht hilfreich seien in diesem Sinne auch die von der Regierung geplanten neuen Regelungen für private Vermieter, so JLL. Das sorge für Verunsicherung.

Gleichzeitig zur negativen Entwicklung bei den Verkäufen (die es in ganz Europa zu beobachten gibt) sei letztes Jahr jedoch die Anzahl der neuen Mietverträge gestiegen. Wie bereits 2021. Auch 2023 rechnet er mit einer noch weiter zulegenden Nachfrage. Gekoppelt an die zögernden Investoren äußert er jedoch die Sorge, dass das Angebot an Mietwohnungen 2023 nicht groß genug sein werde. Für 2023 rechnet JLL demnach, bedingt durch die hohe Nachfrage und das kleinere Angebot, mit einem Anstieg der Mieten.

Der Markt brauche Zeit, um sich an das neue Umfeld anzupassen, analysiert Robby Cluyssen die aktuellen Trends. In der zweiten Jahreshälfte werde der Investor jedoch zurückkommen, ist er überzeugt.

Eine positive Folge der geringeren Verkaufszahlen hebt das Unternehmen jedoch auch hervor: „Die Immobilienspekulation ist zum Stillstand gekommen. Diese Spekulation, die auf einen zukünftigen Preisanstieg in der Größenordnung von 10-15 Prozent im Jahr setzt, erweist sich als riskanter.“

Um den hohen Preisen im Großherzogtum zu entkommen und erschwinglichen Wohnraum zu finden, sind 2022, ähnlich wie in den Vorjahren, erneut 2.100 Haushalte über die Grenzen gezogen.

Einige aktuelle Zahlen zum Luxemburger Markt für Wohnimmobilien
Einige aktuelle Zahlen zum Luxemburger Markt für Wohnimmobilien Screenshot: JLL