Kreativität made in DifferdingenDas 1535° Creative Hub wird zum Filmset für die virtuelle „Porte ouverte“

Kreativität made in Differdingen / Das 1535° Creative Hub wird zum Filmset für die virtuelle „Porte ouverte“
Kreatives Zentrum: Der traditionelle Tag der offenen Tür findet dieses Jahr virtuell statt, ein Event der besonderen Art soll es trotzdem werden Foto: Editpress/Anouk Flesch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Normalerweise öffnet das 1535° Creative Hub in Differdingen Mitte Oktober seine Türen einem breiten Publikum. Doch der Tag der offenen Tür kann dieses Jahr aus bekannten Gründen nicht stattfinden. Trotzdem, so heißt es, wird er stattfinden, nur anders, und es soll ein Event werden, das es auch dieses Jahr nicht zu verpassen gilt. In diesem Sinne suchen sich die Kreativen des 1535° ihr Publikum nun auf einem anderen Weg, nämlich 100 Prozent digital. Die Dreharbeiten für die 51 Video-Porträts, die vom 17. bis zum 24. Oktober zu sehen sind, haben am Montag begonnen.

Foodtrucks und Konferenzen, hautnahe Begegnungen mit Kreativen und ihren Werken darf es dieses Jahr nicht geben. Aus bekannten Gründen wird der Tag der offenen Tür im 1535° Creative Hub in Differdingen nicht stattfinden. Zumindest nicht in gewohnter Form. Trotzdem soll daraus ein Event werden, das es nicht zu verpassen gilt. Mit Ausnahme von einem Pop-up-Store in der Fußgängerzone wird es ein zu 100 Prozent digitales Event.

Deshalb treten die Hauptakteure des Kreativ- und Kulturbetriebes vor die Kamera und erzählen in verschiedenen Sprachen, wer sie sind und was sie machen. 51 solcher Video-Porträts sind vorgesehen. Vom 17. bis zum 24. Oktober werden sie online zu bewundern sind. Ziel ist es, die schöpferische Vielfalt des 1535° zu zeigen. Die Vorbereitungen dazu haben bereits im Mai begonnen, die Dreharbeiten am Montag.

„Attention, on tourne!“

Montag, später Nachmittag. Der große Begegnungsraum im ersten Stock des 1535° wird zum Filmset mit allem, was dazugehört. Kameras, Scheinwerfern und Reflektoren.

Am Drehort tummeln sich jede Menge Leute: Fotografen, Beleuchter, Mikrofonhalter, natürlich auch Ton- und Kameraleute und jemand, der aufpasst, dass niemand ins Blickfeld der Kamera gerät, der dort nichts zu suchen hat. Wie auf einem ganz normalen Filmset.

Die Crew berät sich, nimmt diverse Einstellungen der Beleuchtung und der Kamera vor. Dann kommen Constant Mirkes, 88, und Eugène Linden, 86. Beide haben vor vielen, vielen Jahren in der Industrie gearbeitet, auf dem Gelände, wo sich heute das 1535° befindet.

Stühle werden gebracht. Constant und Eugène bekommen kleine Mikrofone angesteckt. Der Maskenbildner legt Hand an. Haare zurechtmachen und etwas Puder auftragen, damit das Gesicht im Licht der Scheinwerfer nicht glänzt. Die beiden Herren scheinen froh darüber, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Regisseurin Tania Brugnoni, die Leiterin des 1535°, gibt Anweisungen und stellt die Interview-Fragen. „Action!“

„Attention, on tourne!“, ruft jemand. Constant und Eugène geben Anekdoten zum Besten und erzählen, wie es früher an diesem Ort in Differdingen ausgesehen hat.

Talentschmiede in historischem Ambiente

Constant war Modellschreiner. Er fertigte Räder aus Holz an. Daraus, so erzählt er, wurden Sandformen gemacht, die zum Gießen der Metallräder für die Kräne gebraucht wurden. „Jedes Rad war anders, denn jeder Kran war anders“, sagt er.

Eugène hingegen war Rohrschlosser. „Eine wichtige Aufgabe, denn ein kaputtes Rohr konnte den ganzen Produktionsablauf bremsen oder gar stoppen.“ Um 4.30 Uhr sei er täglich aufgestanden: „Um 5.00 habe ich den Bus in Bascharage genommen, um pünktlich um 5.55 Uhr durchs Portal zu gehen. Bei einigen Minuten Verspätung wurde nämlich sofort eine Viertelstunde vom Lohn abgezogen.“ Eugène hat sogar Fotografien aus der damaligen Zeit und seinen Werkspass mitgebracht.

„Und wie gefällt es euch heute hier im 1535°?“, fragt Tania Brugnoni.

„Sehr gut, wunderbar, ein tolles Team“, antworten Constant Mirkes und Eugène Linden. Beide erzählen, dass sie schon öfters dagewesen seien und in der „Schräinerei“ etwas getrunken hätten. Sie wünschen jedem, dass er sich mit seinen Talenten in diesem einmaligen Ambiente verwirklichen kann.

„Eine schöne Visitenkarte“

Doch die Zeit drängt. „Wir sind schon arg in Verspätung!“, sagt Tania Brugnoni, die darauf hinweist, dass jetzt noch einige der kreativen Köpfe des 1535° vor die Kamera treten.

Auch Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch kommt an die Reihe: Sie erzählt, wer sie ist, was sie macht, über ihr Leben allgemein und die Entwicklung der Stadt Differdingen. Einem Ort, der sich von der grauen Maus zu einer schönen Stadt entwickelt habe. Auch auf kultureller Ebene. „Differdingen lebt. Das liegt auch am 1535°“, sagt die Bürgermeisterin. Es freut sie, dass die alten Industriegebäude nicht niedergerissen, sondern einem neuen Zweck zugeführt wurden, einem der die Kreativität fördert. „Es ist eine schöne Visitenkarte für die Stadt. Es ist wunderbar.“

Insgesamt sieben Drehorte dienen bis zum nächsten Montag als Kulisse für die Porträts: „So stellen wir nicht nur die Kreativen und Kulturschaffenden vor, sondern auch ihre Wirkungsstätte, ihr Atelier oder ganz allgemein das 1535°“, sagt Tania Brugnoni.

Das 1535°, Zentrum der Kreativität

Am Anfang, 2011, stand eine Idee. Nämlich in Differdingen, auf früherem Industriegelände, eine Plattform für Kreative und Kulturschaffende zu schaffen. Ihnen bietet das 1535° Creative Hub seit 2013 und zu einer sehr bescheidenen Miete Arbeitsräume, Mehrzweckräume für Treffen oder Workshops und kollektive Treffpunkte, die Gemeinschaftsgeist fördern, sowie den Austausch zwischen allen, die im Bereich der Kreativität tätig sind (Architektur, Design, Werbung, Kunst und Handwerk, Mode, virtuelle Kunst, Kino, Animation, Kommunikation, Musik). 2015 war die offizielle Eröffnung des bis heute in Luxemburg einzigartigen Konzeptes. Zwei Gebäude sind fertiggestellt. Ein drittes wird gerade renoviert. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des 1535° ist die Eröffnung im Juli 2019 des Sonotron. Mit seinen neun Proberäumen ermöglicht es allen interessierten Musikschaffenden, unter optimalen Bedingungen und zu einem fairen Preis zu proben. Der Name 1535° entspricht der Fusionstemperatur von Stahl und verweist auf das industrielle Erbe von Differdingen. Zudem drückt er den Willen aus, die verschiedensten Bereiche der Kreativwirtschaft miteinander zu verschmelzen. 

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar von Marco Goetz „Kreativität lässt sich nicht bremsen“

Grober J-P.
28. August 2020 - 21.16

1535 ° haut Creativ Hub, virun 43 Joer war d'Konstruktioun e Gebai wou een den Niddergang vun der Arbed hautno materliewen konnt. D'Aarbechter aus der DAC hun séch do d'Klensch an de Grab gedréckt fir gewuer ze gin op d'Lompen nach nët zevill géifen sténken.