Die grüne Fee aus dem NordenBrennerei aus Eschweiler produziert neben „Drëppen“ und Gin auch Absinth

Die grüne Fee aus dem Norden / Brennerei aus Eschweiler produziert neben „Drëppen“ und Gin auch Absinth
Pit Dolizy mit seinem Absinth, auch „grüne Fee“ genannt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Bis vor kurzem war Absinth in Luxemburg verboten; seit November 2022 gibt es das Getränk mit einem Alkoholgehalt von 70 Prozent wieder ganz legal im Großherzogtum zu kaufen. Ein Besuch in der Brennerei „Clos du Fourschenhaff“  in Eschweiler bei Wiltz.

„Batteralzem“ heißt die Pflanze auf Luxemburgisch, die als Basisprodukt bei der Herstellung von Absinth benutzt wird, zu deutsch „Wermutkraut“. Der wissenschaftliche Name „Artemisia absinthium“ deutet auf die griechische Göttin Artemis hin. Eigentlich sei es ein Unkraut, das fast überall wächst. „Das, was wir benutzen, muss natürlich einwandfrei sein. Wir kaufen es in Österreich ein“, erklärt Brenner Pit Dolizy, der erste legale Absinth-Produzent nach der Aufhebung des Verbots 2022.

Außer dem Wermutkraut werden noch Fenchel, Anis, Melisse (sorgt für die gelbliche Farbe), Ysopkraut u.a. benutzt. Künstliche Aromen, Zucker oder Farbe enthalte sein Produkt nicht, sagt Dolizy stolz.

Die Brennerei „Clos du Fourschenhaff“ befindet sich in einem denkmalgeschützten Bauernhof aus dem Jahr 1773. Bis das Haus 2015 niederbrannte, wohnte dort der bekannte luxemburgische Schriftsteller Lambert Schlechter. „Das Haus gehört seit Generationen unserer Familie. Nach dem Wiederaufbau haben wir beschlossen, aus Ehnen hierherzuziehen“, erzählt Dolizy. An der Mosel besitzt die Familie einen 4,5 Hektar großen Obstgarten. Mit dem Obst aus diesem „Bongert“ betrieb das Ehepaar auch in Ehnen bereits eine Brennerei.

Intensiver Anisgeschmack

Das Werbeschild im Jugendstil wurde von der Künstlerin Claudia Raimundo entworfen und ist vor Ort in Eschweiler erhältlich
Das Werbeschild im Jugendstil wurde von der Künstlerin Claudia Raimundo entworfen und ist vor Ort in Eschweiler erhältlich Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Gleich hinter der Eingangstür steht ein 150-Liter-Brennkessel, aus dem frischer Absinth tropft, als wir dort sind. „Sie können gerne probieren“, sagt Dolizy, und macht es vor. Mit dem Zeigefinger nehme ich einen Tropfen auf und führe ihn zum Mund. Der intensive Geschmack weckt Erinnerungen an die „Schueberfouer“ und Anisbonbons.

Die Brennerei betreiben Pit Dolizy und seine Ehefrau Margot Guillon nur nebenbei. Neben den in Luxemburg üblichen „Drëppen“ fingen sie vor ein paar Jahren auch an, Gin herzustellen.

Absinth, das berühmt-berüchtigte hoch-alkoholische Getränk der Belle Epoque – der Maler Van Gogh soll dadurch „verrückt“ geworden sein (dazu später mehr) – war bis 2022 in Luxemburg verboten. Die Idee, selbst Absinth herzustellen, stamme von einem Verwandten seiner Frau. Guy Zimer, ein Heilkräuterspezialist, trat mit der Idee an Dolizy heran.

Zimers Interesse für das Getränk sei übrigens durch einen Absinthlöffel geweckt worden, den er auf einem Trödelmarkt fand. Einen solchen Löffel benutzt man wie folgt: Man platziert ihn über einem Glas mit etwas Absinth, und legt ein Stück Zucker darauf, über dieses gießt man langsam Wasser. „Ich trinke ihn allerdings nicht so“, sagt Doliziy. „Ich verdünne den Absinth mit kaltem Wasser, manchmal benutze ich etwas Eis, und fertig“. In der Regel benutze man zwei bis drei Zentiliter Absinth pro Glas.

Goldmedaille 2023

2023 erhielt Dolizy eine Goldmedaille von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
2023 erhielt Dolizy eine Goldmedaille von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Im März 2022 hat er den ersten Absinth gebrannt. Als er beim Zoll um eine Verkaufserlaubnis vorsprach, wurde ihm gesagt, dass er das noch nicht dürfe, da noch ein Reglement in Kraft sei, das es verbiete. Doch schon im darauffolgenden September wurde die Verordnung aufgehoben, und der Verkauf konnte starten.

Kontrollen von Schnapsbrennereien und ihren Erzeugnissen gibt es Dolizy zufolge „zu wenig“. Zum einen kontrollieren sich die in der Undal („Union Nationale des Distillateurs Agricoles Luxembourgeois“) organisierten Brenner selbst, zum anderen lässt er seine Produkte auch bei der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) kontrollieren. Dass die Destillerie „Clos du Fourschenhaff“ ein hochwertiges Produkt herstellt, bescheinigte ihr die DLG 2023 mit einer Goldmedaille.

Sehr populär war Absinth im 19. Jahrhundert in Frankreich. „Und das in allen Bevölkerungsschichten“, erzählt Dolizy. Da die meisten Absinthmarken grün sind, nannte man das Getränk „La fée verte des boulevards“. 1915 wurde Absinth in Frankreich verboten, offiziell auch wegen der in dem Getränk enthaltenen Thujone. Die haben zwar neurotoxische Eigenschaften, allerdings, wie man heute weiß, nur in sehr hohen Dosen.

„Der Alkohol, der verrückt macht“

Man müsse aber schon sehr viel davon trinken, um Nervenschäden davonzutragen, sagt Dolizy. „Vorher ist man schon längst an einer Alkoholvergiftung gestorben. Leute, die durch den Absinth ,verrückt‘ wurden oder sonstige Schäden davontrugen, wurden es wohl auch, weil der benutzte Alkohol von sehr schlechter Qualität war.“ Er benutze 96-prozentigen Alkohol beim Brennen, den er in Deutschland einkauft, und der bestehe nur aus Ethanol; Methanol („schlechten“ Alkohol) enthalte dieser fast nicht.

Zudem dürfe man nicht vergessen, dass Künstler wie Toulouse-Lautrec Alkoholiker waren. Anstatt den Absinth mit Wasser zu verdünnen, tat der Maler es mit Cognac. Dieser Cocktail trägt übrigens den sehr bezeichnenden Namen „tremblement de terre“.

Nach dem Verbot wurde in Frankreich als Ersatz der Pastis erfunden. Erst 2011 wurde Absinth wieder in Frankreich legalisiert. Das einzige Risiko beim Absinth ist das gleiche wie bei jedem alkoholischen Getränk: das der Alkoholabhängigkeit.

Die Spirituosen des „Clos du Fourschenhaff“ findet man online auf letzshop.lu oder vor Ort in Eschweiler. Regelmäßige Öffnungszeiten gibt es keine; eine Terminvereinbarung ist nötig. Informationen unter distillerie.lu.