JPEEVon null auf hundert: Trapschützin Lena Bidoli schlägt Olympische Silbermedaillengewinnerin und holt Gold

JPEE / Von null auf hundert: Trapschützin Lena Bidoli schlägt Olympische Silbermedaillengewinnerin und holt Gold
In der Trap-Karriere von Lena Bidoli ging es in den letzten beiden Jahren steil bergauf Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Es sind diese Geschichten, die die Spiele der kleinen Staaten so besonders machen: Erst vor zwei Jahren hat Lena Bidoli überhaupt mit dem Schießsport begonnen, am Mittwoch holte die Trapschützin nun Gold bei den JPEE in Malta und schlug dabei sogar eine Olympia-Medaillengewinnerin.

So richtig konnte Lena Bidoli es eine halbe Stunde nach ihrem Gold-Coup noch immer nicht wirklich glauben. Gerade eben hatte sich die Trapschützin im Finale im „Shoot-off“ gegen Alessandra Perilli durchgesetzt. Die San-Marinesin ist nicht einfach nur irgendjemand, sondern die erste und bisher einzige Sportlerin, die für ihr Land bei Olympischen Spielen eine Medaille gewinnen konnte, 2021 in Tokio war dies Silber. Doch was für Nerven aus Stahl die Luxemburgerin besitzt, zeigte sie im alles entscheidenden Moment. Beide Schützinnen lagen zum Schluss des Finales gleichauf, sodass das Stechen die Entscheidung bringen musste. Direkt bei der ersten Scheibe patzte Perilli, ein Treffer fehlte Bidoli noch, damit ihr Goldtraum Wirklichkeit wird, und ihr Schuss saß souverän. „Es ist eine große Überraschung, ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Ich bin einfach nur happy“, so eine überglückliche JPEE-Siegerin.

Ein beeindruckendes Finish der 29-Jährigen, deren Geschichte umso bemerkenswerter ist, wenn man erfährt, dass die hauptberufliche Autoverkäuferin erst vor zwei Jahren überhaupt mit dem Trapschießen begonnen hat und auch davor gar nicht in Kontakt mit dem Schießsport gekommen war. Es war ihr Freund, der sie mit zum Training geschleppt hat, wie Bidoli lachend erklärt. „Er selbst schießt auch und hat gefragt, ob ich es nicht einmal ausprobieren wolle. Direkt nach dem ersten Versuch war ich verkauft.“ Dass die 29-Jährige ein gewisses Talent für die Sportart mitbringt, war schnell mehreren Leuten am Stand klar: „Sie haben gesagt, das muss gefördert werden. Ich kannte damals ja noch gar nichts davon und dachte, klar es macht mir ja Spaß.“ Eines steht für die Trapschützin so auch fest: „Durch sie bin ich jetzt da, wo ich stehe. Ohne sie, die mich die ganze Zeit gepusht haben, wäre es nie etwas geworden.“

Einzige luxemburgische Trapschützin

Erst vor zwei Jahren hat Lena Bidoli mit dem Trapschießen begonnen
Erst vor zwei Jahren hat Lena Bidoli mit dem Trapschießen begonnen Foto: Editpress/Mélanie Maps

Zwei- bis dreimal die Woche versucht die im Préizerdaul wohnhafte Schützin zu trainieren, so wie es die Zeit erlaubt. Denn bis zu den Geländen nach Differdingen bzw. Echternach ist es ein Stückchen. Dass sie binnen so kurzer Zeit nun ein solches Niveau erreicht hat, überrascht sie dann umso mehr, denn auch bei den Europaspielen Ende des Monats in Krakau wird Bidoli dabei sein, da sie für diese eine Wildcard bekommen hat. Hier wird sie dann erstmals auf die gesamte europäische Spitze treffen. „Es ist Wahnsinn, es ist alles so schnell gegangen in diesem Jahr: von null auf hundert.“

Warum sie in entscheidenden Situationen keine Nerven zu zeigen scheint, weiß sie dann auch nicht richtig, wie sie schmunzelnd erklärt: „Die Kunst ist es einfach, mit diesem Druck umgehen zu können, und mir gelingt das bei Finals erstaunlich gut. Beim Training hier war ich komischerweise nervöser.“

Einen großen Wunsch hat Lena Bidoli dann noch, und so hofft die Goldmedaillengewinnerin, dass sie am Mittwoch bei den JPEE auch etwas Werbung für das Trapschießen machen konnte, vor allem bei jungen Mädchen. Denn in Luxemburg ist dieser Schießsport nur wenig populär, und so ist die 29-Jährige tatsächlich die einzige Frau, die dies als Wettbewerbssport betreibt. „Es ist ziemlich unbekannt, was schade ist, denn es ist wirklich ein schöner Sport. Ich sage immer, wir nehmen unsere Flinte wie andere ihren Tennisschläger. Es wäre schön, auch etwas Konkurrenz im Land zu haben. In Italien gibt es zum Beispiel sehr viele Frauen, nur hier ist es wirklich unbekannt.“ Ein spektakuläreres Finale hätte sie in dieser Hinsicht am Mittwoch dann auch nicht liefern können, so viel steht fest. Eine Athletin eines Kalibers wie Alessandra Perilli schlägt man nämlich nicht jeden Tag. (J.Z.)


Sosa scheitert früh

Der Traum vom doppelten Trap-Gold lebte am Mittwochnachmittag nur kurz. Mit Lyndon Sosa stand auch bei den Herren ein Luxemburger im Finale, hatte die Qualifikation zuvor sogar auf dem ersten Platz beendet. Doch so starke Nerven Lena Bidoli eine Stunde vorher gezeigt hat, so nervös war Sosa und schied im Finale als erster der sechs Teilnehmer aus. Keine Medaille gab es damit für die Herren, denn Yves Thiltgen überstand die Qualifikation nicht. Am Donnerstag hat das Duo im Doppel-Trap aber die nächste Chance.