Preise für neue Krebsmittel schießen durch die Decke

Preise für neue Krebsmittel schießen durch die Decke
(Mark Lennihan)

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Sie sind die große Hoffnung für viele Krebspatienten: die neuen Immuntherapien, mit denen das körpereigene Abwehrsystem so aktiviert wird, dass es Krebszellen erkennen und zerstören kann.

Ein von der Pharmabranche heiß umkämpftes Feld, in dem der hohe Wettbewerbsdruck jedoch nicht zu sinkenden Preisen führt. Die Behandlungskosten für ein Jahr können mit mehr als 250.000 Dollar den Preis eines Eigenheims übersteigen, von außen verordnete Preisgrenzen sind heikel.

„Bei Krebsmedikamenten ist es schwierig, die Kosten zu senken. Niemand will gesagt bekommen, dass sein Kind nur das zweitbeste Krebsmedikament bekommt“, sagt Steve Miller vom Dienstleister Express Scripts Holding, der unter anderem für Versicherungen die Arzneimittelpreise aushandelt und Arzneikosten abrechnet.

Rennen um die Vorherrschaft

Pharmariesen wie Bristol-Myers-Squibb, Merck & Co, Roche und AstraZeneca liefern sich auf dem lukrativen Gebiet der Krebsimmuntherapie ein Rennen um die Vorherrschaft. Nach Daten der Analysefirma GlobalData wird alleine dem weltweiten Markt für Krebsimmuntherapien bis 2022 ein Wachstum auf 75,8 Milliarden Dollar von 16,9 Milliarden 2015 zugetraut.

Insgesamt wuchs die Pipeline an neuen Krebsmedikamenten in der Pharmaindustrie nach Angaben des Instituts QuintilesIMS zwischen 2005 und 2015 um 63 Prozent.

US-Präsident Donald Trump hatte wiederholt bekräftigt, für niedrigere Arzneimittelpreise sorgen zu wollen. „Wettbewerb ist der Schlüssel zu niedrigeren Medikamentenpreisen“, hatte er etwa im Januar betont. Für die Krebsimmuntherapien dürfte das allerdings nicht gelten, trotz Wettbewerbsdrucks sind die Preise hoch: Die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren haben gegenwärtig einen Listenpreis von rund 150.000 Dollar im Jahr. Eine Kombination der beiden Medikamente Yervoy und Opdivo von Bristol-Myers, die in den USA zur Behandlung des fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebs zugelassen ist, kostet sogar 256.000 Dollar im Jahr.

Uneingeschränkte Preisgestaltungsmacht

Die Pharmaindustrie verweist auf die hohen Investitionen, die zur Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente notwendig sind. Neben dem wissenschaftlichen Fortschritt ist es auch die Preissetzungsmacht, die die Konzerne in die Krebsforschung lockt. „Der Großteil der Strategie der Pharmakonzerne geht von einer uneingeschränkten Preisgestaltungsmacht aus“, sagte Peter Bach, Direktor beim weltgrößten privaten Krebsinstitut Memorial Sloan Kettering. Zwar haben die Krankenversicherungen Erfolge mit Preiszugeständnissen in Medikamentengruppen wie Diabetesmitteln errungen – wo mehrere Firmen ähnliche Produkte verkaufen. Bei neuen, innovativen Krebsmitteln, die meist per Injektion verabreicht werden und für bestimmte Patientengruppen zugelassen sind, sind Preisnachlässe dagegen viel seltener. „Wir sehen nicht, dass Unternehmen kostengünstige Strategien verfolgen.“