Moody’s stuft sechs Euroländer ab

Moody’s stuft sechs Euroländer ab
(dpa-Archiv)

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Nach Standard & Poor's und Fitch stuft nun auch die dritte große Rating-Agentur Moody's die Kreditwürdigkeit mehrerer Eurostaaten schlechter ein. Luxemburgs Top-Note ist nicht in Gefahr, heißt es.

Die Agentur Moody’s senkte am späten Montag den Daumen über Italien, Spanien, Slowenien, der Slowakei, Portugal und Malta. Die Agentur bekräftigte ihr AAA-Rating zugleich für die Euro-Staaten Finnland, Luxemburg und die Niederlande sowie für Dänemark.

Fitch und S&P senken Bonitätsnoten von spanischen Banken

Die Ratingagenturen Fitch sowie Standard & Poor’s (S&P) haben die Bonitätsnoten spanischer Banken gesenkt. Fitch stufte die vier Geldhäuser Santander, BBVA, Bankia und CaixaBank herab. Santander, die größte Bank der Eurozone, werde nun mit „A“ und einem negativen Ausblick eingestuft.

S&P senkte die Bewertung von 15 Banken des hochverschuldeten Eurolandes. Zudem änderte S&P die Risikobewertung des spanischen Bankensektors (Banking Industry Country Risk Assessment – BICRA) auf „5“ von zuvor „4“. Die beiden Ratingagenturen begründeten den Schritt mit der schwachen Konjunktur. Die Profitabilität des spanischen Bankensektors werde darüber hinaus mittelfristig unterdurchschnittlich bleiben. (Reuters)

Besonders hart traf es Spanien mit einer Abstufung der Kreditwürdigkeit gleich um zwei Stufen auf ein A3-Rating. Da das Land jedoch bereits unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft ist, ist es für seine Finanzierung vorerst nicht mehr vom Kapitalmarkt abhängig.

Bis auf Portugal besitzen aber alle genannten Länder immer noch ein gutes bis befriedigendes Rating. Die nächstniedrige Stufe ist bereits ein B-Rating. Italien rutschte um eine Stufe herunter, Spanien um zwei. Die Sorgen, die beiden Staaten drohten wie Griechenland, Portugal und Irland Hilfen ihrer Euro-Partner zu brauchen, haben zuletzt aber deutlich nachgelassen. Italien hat unter der Experten-Regierung von Mario Monti an den Märkten Glaubwürdigkeit zurückgewonnen.

Höhere Zinsen

Eine verschlechterte Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen oder Probleme bekommen, überhaupt an frisches Geld zu gelangen. Zudem sind viele institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen verpflichtet, beim Kauf von Schuldenpapieren ein möglichst geringes Risiko einzugehen.

Die führende Ratingagentur Standard & Poor’s hatte im Januar für einen Schock gesorgt, indem sie unter anderem Frankreich und Österreich die Bestnote AAA aberkannte. Die kleinere Agentur Fitch stufte anschließend ebenfalls mehrere Euroländer ab.

Euro wackelt

Euro und britisches Pfund gerieten daraufhin in Fernost unter Druck. Die Gemeinschaftswährung rutschte kurzfristig auf bis zu 1,3145 Dollar ab, bevor sie sich wieder auf 1,3162 erholte. Dem Aktienhandel nahm die Entscheidung allen Schwung.

„Den asiatischen Märkten ist klar geworden, dass es noch keine Lösung gibt, und das hat die Sorgen wegen der europäischen Probleme wiederbelebt“, sagte Frances Cheung von Credit Agricole CIB in Hongkong. „Der negative Ausblick für Großbritannien hat seinen Teil dazu beigetragen. Bisher galt das Land als ziemlich immun, weil es nicht zur Euro-Zone gehört.“

Düstere Aussichten

Bei Moody’s behalten die Franzosen und Österreicher zwar ihr Spitzen-Rating, doch ist der Ausblick bei beiden Staaten nun negativ. Das heißt, dass die Gefahr einer Abstufung wächst. Auch dem bislang mit einer Bestnote bewerteten Nicht-Euroland Großbritannien droht dieses Schicksal.

Als Grund für die Abstufungen führte Moody’s die Schuldenkrise an. Es sei unklar, ob und wie die Probleme gelöst werden könnten. Die wirtschaftlichen Aussichten verschlechterten sich vor diesem Hintergrund, hieß es. Das wiederum belaste die Finanzmärkte und könnte in der Zukunft für weitere Schocks sorgen.

Großbritanien betroffen

Großbritannien, wenngleich nicht selbst Mitglied der Eurozone, drohe von diesen Schocks in Mitleidenschaft gezogen zu werden, warnte Moody’s. Zudem verschlechterten sich auch auf der Insel die wirtschaftlichen Perspektiven, was den geplanten Schuldenabbau infrage stelle. Moody’s verpasste auch den bereits abgewerteten Staaten durchgehend einen negativen Ausblick.

Ebenfalls unberührt bleibt nach einer gesonderten Erklärung vom Dienstag der Rettungsfonds EFSF. Er hat bei Moody’s weiterhin ein Spitzen-Rating mit einem stabilen Ausblick. Standard & Poor’s dagegen hatte das Rating um eine Stufe gesenkt, was die Bemühungen um die Stabilisierung der Eurozone erschweren könnte.

Frankreich reformiert

Frankreich signalisierte umgehend, dass es den Warnschuss gehört hat. Finanzminister Francois Baroin beteuerte kaum eine halbe Stunde nach der Entscheidung von Moody’s, das Land werde seine Reformen durchziehen und seinen Schuldenberg abtragen. „Die Regierung ist entschlossen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit voranzutreiben, besonders durch die Reform der Finanzierung der Sozialsysteme, des Arbeitsmarkts und eine Senkung des Staatsdefizits“, erklärte er.

Zugleich lenkte Baroin den Blick auf die positive Seite des Rating-Urteils: Moody’s habe die hohe Produktivität und breite Vielfalt der französischen Wirtschaft hervorgehoben. Der Ausblick für die weitere Entwicklung der Bonitätsnote sei wegen der Risiken in der Euro-Zone insgesamt auf negativ gesetzt worden. Staatspräsident Nicolas Sarkozy stellt sich voraussichtlich im Frühjahr der Wiederwahl. Sein härtester Gegner, der Sozialist Francois Hollande, hat zuletzt in den Umfragen zusehends mit Kritik an der Sparpolitik der konservativen Regierung gepunktet.

Warnschuss gehört

Auch Großbritannien wertete das Urteil als Signal dafür, dass es mit seinem Sparkurs auf dem richtigen Weg ist. Die Entscheidung sei ein Beleg dafür, „dass Großbritannien in der gegenwärtigen globalen Lage nicht von seinem Kurs abweichen darf“, erklärte Finanzminister George Osborne. „Dies sollte allen die Augen öffnen, die glauben, dass sich Großbritannien vor seinen Schulden wegducken kann.“ Die konservativ-liberale Regierung hat wegen ihrer Einschnitte an Popularität verloren.

Bei Moody’s hat das Top-Rating AAA von Frankreich, Österreich und Großbritannien nun einen negativen Ausblick. Dies bedeutet nicht zwangsläufig eine Herabstufung in naher Zukunft, ist aber ein Hinweis darauf, dass der Spielraum bei einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzen nur noch gering ist.

Bislang jedoch hielten sich die Auswirkungen der Rating-Abstufungen in Grenzen. Im Gegenteil: Manche Eurostaaten schafften es sogar in jüngerer Vergangenheit, sich zu günstigeren Konditionen Geld am Kapitalmarkt zu leihen. Erst am Montag hatte die Verabschiedung des Sparpakets durch das griechische Parlament die Börsianer aufatmen lassen.