Freitag7. November 2025

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Mitarbeiter per Rundschreiben informiert

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Die Mitarbeiter der BGL BNP Paribas sind per Rundschreiben davon informiert worden, dass die Regierung sich bis Jahresende aus dem Kapital der Bank zurückziehen wird, sagte der Vorstandsvorsitzende des Institutes, Carlo Thill gegenüber dem Tageblatt.

Mit einer nachrangigen Schuld in Höhe von 2,5 Milliarden Euro ist die Regierung Luxemburgs Ende 2008 ins Kapital der BGL eingestiegen. Es handelte sich dabei um eine Wandelanleihe, die sich die Regierung zum derzeitigen Preis für solche Anleihen bezahlen ließ. „Der Zinssatz lag bei zehn Prozent“, sagt Carlo Thill. Der Einstieg der Regierung in Höhe von 49,9 Prozent bei der Bank hatte vor allem stabilisierenden Charakter. „Das war damals nötig“, sagt Thill, „weil die Fortis-Gruppe, zu der wir gehörten, in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war.“

Logo" class="infobox_img" />Carlo Thill ist seit ein paar Wochen alleiniger Chef der BGL BNP Paribas. (Martine May)

Das Fortis Drama hatte in Belgien wochenlang die Gerichte beschäftigt. Mehrfache Aktionärsversammlungen brachten die Fortis in immer größere Schwierigkeiten. Der Hintergrund: Die französische Finanzgruppe BNP Paribas hatte sich entschieden, sich die Fortis einzuverleiben, was eine belgische Aktionärsvereinigung mit allen Mitteln zu verhindern suchte.

Tochtergesellschaft war ein Opfer

Die Tochtergesellschaft Fortis Banque Luxembourg war ein Opfer dieser Schwierigkeiten. Der Einstieg der Luxemburger Regierung in das Kapital der BGL, der sich in den Jahren 2008 und 2009 nach und nach vollzog, stabilisierte und sicherte die BGL.

Der damalige Generaldirektor der BNP Paribas, Baudoin Prot, heute Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pariser Bank, verhandelte getrennt von den Brüsseler Ereignissen mit der Luxemburger Regierung über die Übernahme der BGL. Die Übernahme erfolgte schließlich durch den Einstieg der BNP Paribas Fortis in Brüssel und der BNP Paribas in Paris. Der Luxemburger Anteil sank von 49,9 Prozent auf 34 Prozent. Der Unterschied wurde in Aktien der Muttergesellschaft BNP Paribas umgewandelt.

Im Rahmen des Eintritts des Luxemburger Staates ins Kapital der BGL übergab diese ihren Anteil an der Luxemburger Börse sowie ihren Anteil an dem luxemburgischen Anlagenbauer Paul Wurth an den Staat. „Es wurde von Anfang an klar gemacht“, sagt Thill, „dass der Staat nicht auf Dauer im Kapital unserer Bank bleiben würde. Das hat die Regierung immer wieder betont und das tritt nun höchstwahrscheinlich ein“. Weiter sagt der Vorstandsvorsitzende der BGL BNP Paribas nichts zu der Situation und verweist darauf, dass die Regierung als Besitzer von 34 Prozent des Kapitals alleine das Recht habe, sich zu einer Veräußerung ihres Anteils zu äußern.

Was sind die Anteile des Staates wert?

Was aber ist das heutzutage wert, was die Regierung damals gekauft hat? Den wirklichen Wert kann man derzeit noch nicht ermessen. Was die BGL BNP Paribas angeht, so hat sie heute die Geschäftsfelder Privatkunden, Unternehmen, Vermögensverwaltung, und Leasing. Das ist nicht mehr die Bank, in deren Kapital die Regierung eingestiegen ist.

Eine Möglichkeit der Bewertung der Bank besteht darin, diese Geschäftsfelder der Bank auf ihre zukünftige Entwicklung hin zu prüfen und bewerten. Aus dieser Bewertung ergibt sich ein Kaufpreis, auf den ein möglicher Käufer noch einen Aufschlag – ein sogenanntes good will – zahlen kann.

Vergleiche ziehen

Eine andere Möglichkeit besteht darin, das Kunden- und Risikoprofil der Bank zu erstellen. Daraus kann man dann Vergleiche zum Verkauf von anderen Banken ziehen und einen Preis entwickeln. Das ist vor allem bei börsennotierten Gesellschaften üblich.

Den Wert des Staatsanteils zu berechnen, ist ohne genaue Einzeldaten derzeit nicht möglich. Einerseits muss der Wert der BGL BNP Paribas ermittelt werden. Andererseits muss der Wert des Aktienpaketes des Luxemburger Staates an der BNP Paribas ermittelt werden. Die Addition aus beiden Werten erst ergibt den heutigen Wert des damaligen Investments.

Das Aktienpaket an der BNP Paribas hat Veränderungen erfahren. Zum einen hat der luxemburgische Staat Dividenden erhalten, die dem Wert zugeschlagen werden müssen. Zum anderen hat der Staat sich an der Kapitalerhöhung der BNP Paribas beteiligt. Und: Er hat möglicherweise Dividenden in neue Aktien umgewandelt, was danach möglicherweise zur Zahlung von Dividenden auf angelegte Dividenden geführt hat. Diese Berechnungen müssen dann zeigen, ob der luxemburgische Staat insgesamt wieder auf die investierte Summe von 2,5 Milliarden Euro kommt. Die Regierung bleibt dabei nicht alleine. Üblicherweise umgibt sich ein Verkäufer dabei mit Beratern.