In der Finanzindustrie sind die Londoner City und Luxemburg ein bisschen Partner, aber noch viel mehr Konkurrent. Dieses Spannungsverhältnis macht auch vor dem Thema „Brexit“ nicht halt. Umso interessanter demnach die Aussagen des luxemburgischen Premiers am Rand des EU-Gipfels in Brüssel, der am Donnerstag begann und am heutigen Freitag fortgesetzt wird. Cameron will mit dem Reformpaket im Rücken beim geplanten Referendum in seinem Land für einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU werben und so den sogenannten Brexit verhindern.
Was aber würde ein Ausstieg Großbritanniens aus der EU für Luxemburg und seinen Finazplatz bedeuten? Frankreichs Präsident François Hollande machte bereits vor dem Beginn der Beratungen deutlich, dass ein Nicht-Euro-Land wie Großbritannien kein Veto-Recht bei Entscheidungen der Euro-Zone haben dürfe. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte, für Deutschland sei wichtig, dass zudem im Bereich der Finanzmärkte gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschten. Diplomaten zufolge war dieser Punkt auch für Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel von hoher Bedeutung.
#EUCO: Talking to the press: we need common rules and a #LevelPlayingField pic.twitter.com/GmvFaDgOcp
— Bettel Xavier (@Xavier_Bettel) 18. Februar 2016
Eventuelle Vorteile für Luxemburgs Finanzplatz
Doch könnten im Falle eines „Brexits“ auch Vorteile für Luxemburgs Finanzplatz entstehen. Die Finanzindustrie in Europa wird von europäischen Direktiven geregelt. Steigt Großbritannien aus der EU aus, könnten dort ansässige Firmen sozusagen die Zulassung verlieren, mit ihren Finanzprodukten in der EU zu handeln. Die Folge: Englische Finanzfirmen wären gezwungen, Niederlassungen in Luxemburg (oder in einem anderen Euro- oder EU-Land) zu eröffnen.
Amerikanische Banken in London haben angekündigt, im Falle eines Brexits ihren Europasitz nach Luxemburg zu verlegen. Sechs chinesische Banken haben dies bereits getan. Im Vorfeld sozusagen.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können