Gemeindepolitik Wormeldingen: Der neue Dorfkern wird konkreter – Pläne liegen vor

Gemeindepolitik  / Wormeldingen: Der neue Dorfkern wird konkreter – Pläne liegen vor
Wormeldingens Bürgermeister Max Hengel präsentiert auf dem Modell das Gebäude, das dort, wo sich aktuell der „Service technique“ befindet, entstehen soll Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Eine Mammutaufgabe braucht Zeit. Seit 2021, dem ersten Auftaktworkshop zusammen mit den Bürgern, laufen die Planungen für einen neuen Dorfkern in Wormeldingen. Mit dem Sieger des Architekturwettbewerbs ist man jetzt einen Schritt weiter. Rund 150 neue Einwohner soll das Viertel „Heiligenhaischen“ aufnehmen können, wenn es fertig ist, und der Dorfkern wird dann ein anderer sein.

„Wormer“, wie die Einwohner das Winzerdorf liebevoll nennen, hat einiges zu bieten. Die „Koeppchen“, eine der besten Rieslinglagen, direkter Anrainer der Mosel, Restaurants, einen Casinoturm als „Gîte“ für Touristen und eine ambitionierte Mannschaft um CSV-Bürgermeister Max Hengel. Der nach den Nationalwahlen frisch gebackene Vizepräsident der CSV-Fraktion in der Chamber und „député-maire“ weiß um diese Vorzüge.

Das neue Viertel wird nirgendwo den Blick auf die „Koeppchen“ verstellen und vom neuen Dorfkern aus ist zukünftig die Mosel besser zu sehen. Bislang versperrt das Gebäude des „Service technique“ den Blick, der, mitten im Ort angesiedelt, in ein neues Gebäude oberhalb des Dorfes umziehen soll. Es ist im Bau und soll 2025 fertiggestellt werden.

Sieben Architekturbüros haben sich Gedanken gemacht und Entwürfe eingereicht, drei kamen in den Endspurt. Der Gewinner ist die Arbeitsgemeinschaft rund um das in der Hauptstadt angesiedelte Architekturbüro HSA. Ihre Art, das Dorf ganzheitlich neu zu denken, hat den 13 Jurymitgliedern am besten gefallen. Die Jury war bunt, aber nicht zufällig zusammengesetzt.

Sieger erfüllt Wunschliste der Gemeinde 

Mit Vertretern der Gemeinde, Vertretern der Eigentümer des insgesamt rund 3,8 Hektar großen Geländes, das auf dem „Heiligenhaischen“ entsteht, und Vertretern aus Mobilitäts-, Logement- und Innenministerium sowie „Ponts et chaussées“ und Denkmalschutz ist die Entscheidung gefallen. Bürgermeister Hengel war es wichtig, dass möglichst viel Expertise bei der Entscheidung vertreten ist.

Die Aufgabe, ein neues Quartier und einen neuen Dorfkern unter einen Hut zu bringen und beides miteinander zu verbinden, war nicht einfach. Der HSA-Entwurf kam der Wunschliste der Gemeindeverantwortlichen und der Bürger am nächsten. Trotz schwieriger Aufgabe waren die Voraussetzungen umso besser. Schon vor vielen Jahren hat die Gemeinde „strategisch wichtige Gebäude“, wie Hengel es ausdrückt, rund um das Rathaus aufgekauft.

Dazu gehören die „Maison Beckius“, wo es mal das „Café des vignerons“ gab, und die „Maison Schlink“ neben dem in die Jahre gekommenen „Centre culturel“. Alleiniger Besitz macht nicht glücklich. Deswegen folgt es einer gewissen Logik, dass die Gebäude jetzt eine neue Bestimmung bekommen. Das in die Jahre gekommene „Centre culturel“ muss allerdings der Abrissbirne weichen.

Sichtfluchten, Verkehrsberuhigung und Lebendigkeit 

„Wir hätten so viel in zeitgemäße Auflagen investieren müssen, dass es Sinn macht, neu zu bauen“, sagt Hengel. Wenn der „Service technique“ umgezogen ist, kann es damit losgehen, den neuen Dorfplatz vor dem Rathaus, wo auch ein Bistro hinkommen soll, luftiger und einladender als bisher zu gestalten. Wormeldingen will damit Moseltouristen anlocken. Ein Parkhaus wird direkt an der Mosel entstehen, was den Blick auf den Dorfplatz und umgekehrt von dort auf die Mosel nicht verstellt. Obendrüber sind ein Spielplatz und ein Park geplant. „Wir wollen die Menschen damit ins Dorf locken“, sagt der Bürgermeister, der nicht müde wird, „Lebendigkeit“ zu betonen. Verkehrsberuhigung im Dorf, so weit es geht, denn der Verkehr über die Grenzbrücke wird bleiben, ist ein weiterer wichtiger Baustein. Das ist aber erst Phase zwei des Vorhabens.

Phase eins ist der Beckius-Platz samt gleichnamigem Gebäude. Letzteres ist denkmalgeschützt und muss renoviert werden. Was sich dort nach der Sanierung ansiedeln wird, ist noch offen. Für die zukünftigen Neubauten gegenüber auf der anderen Seite des Platzes stehen die Wünsche hingegen fest. Ärzte mit ihren Praxen sollen ihren Platz im neuen Dorfkern finden. Auf die Versorgung legen die politisch Verantwortlichen Wert.

Projekt beschäftigt die Gemeinde mindestens zehn Jahre 

„Im ländlichen Raum ist das wichtig“, sagt der Rathauschef. Da rund um den Platz alles in Gemeindehand ist, sollen Anfang 2024 die ersten Pläne entstehen. Er findet das auch psychologisch wichtig, damit die Bürger sehen: Es tut sich was. Das ist das eine. Das andere ist das neue Viertel. Im „Quartier Heiligenhaischen“ werden rund 70 Wohneinheiten im Mix aus Apartments und Einfamilienhäusern entstehen, die mit Fußgängerwegen an den Dorfkern angeschlossen sind.

Rund 146 Einwohner werden zu den aktuell 3.100 hinzukommen. Die Siedlungsdichte wirkt auf dem Modell, das das Architekturbüro ausgearbeitet hat, höher als sonst in der Gemeinde. Das ist den Gemeindeverantwortlichen bewusst. „Sie ist auch an unserer Hauptstraße hoch“, sagt Hengel. „Das stört das Dorfbild demnach nicht.“

„Wormer“ soll der Hauptort zwischen den sechs Ortsteilen, aus denen die Gemeinde besteht, bleiben. Es ist am besten an den Verkehr angebunden und wird zukünftig viele Versorgungseinrichtungen bieten. Mammutprojekte wie diese brauchen Zeit. Die geplanten Aufwertungen und Umbauten werden die Gemeinde noch die nächsten zehn Jahre beschäftigen.

Budget der Gemeinde 

Der Haushalt ist in Ausarbeitung. Deswegen gibt es vorläufig nur provisorische Zahlen. Rund 15 Millionen Euro umfasst der außerordentliche Haushalt voraussichtlich. Fest steht lediglich, dass für das nächste Jahr erstmalig ein Kredit in Höhe von 10 Millionen Euro aufgenommen werden muss. Es fallen Infrastrukturerneuerungen wie neue Wasser- oder Elektroleitungen in der Hauptstraße an. Das ist teuer und für viele nicht zu sehen.