Romain Durlet
Das Spiel hat eine lange Tradition und galt schon vor Tausenden von Jahren als Freizeitgestaltung oder Befriedigung der Gewinnsucht. Man erinnert sich u.a. an die biblische Legende, gemäß der die Soldaten nach der Kreuzigung Christi um dessen Kleider gespielt haben sollen. Und Dostojewski, selbst Spieler, hat die Lage jener Menschen, die in den verheerenden Bannkreis geraten, geschildert und vor den Folgen gewarnt.
Es begann mit einem Franken
In Luxemburg waren die Spiele seit jeher mit Verbot belegt. Und trotzdem tauchten in den 60er Jahren die ersten Automaten in den Gastwirtschaften auf. Am Anfang war der Einsatz minimal und lag bei einem Franken, was heute 25 Cent darstellt, doch dann wurde er immer höher, so dass der Staat in den 70ern reagierte, an einem Tag mit Hilfe der Armee 200 verbotene Geldmaschinen beschlagnahmte und zerstörte.
Das gesetzlich vorgesehene Casino öffnete wenig später seine Türen in Mondorf. Heute scheint die Situation verwässert zu sein, denn vieles wird toleriert, was einst verboten worden wäre. Das beginnt bei Rubbellosen und Zubito und endet bei PC- und Internetspielen bzw. Pokerpartys.
Die 2002 gegründete Assoziation, die jenen helfen will, die glauben, ohne das Spiel nicht mehr leben zu können, geht davon aus, dass wir derzeit 4.500 chronische Spieler in Luxemburg haben. Europaweit scheinen, je nach Land, 0,8 bis 1,6% der Bevölkerung sich diesem Rausch zu ergeben.
Einem Rausch, der dazu führt, dass Einzelpersonen und Familien in wirtschaftliche Abhängigkeit geraten und finanziell schnell und stark abrutschen, was zu einer sozialen Zerstörung führt.
Abrutschen und soziale Zerstörung
Die Situation ist nicht einfach. Das Zubito-Spiel, das man in den Gastwirtschaften vorfindet, einen selten gesehenen Erfolg verzeichnet und von dem die Gastwirte einen kleinen Prozentsatz der Einlagen kassieren, wirft den abgeführten Gewinn an die „Oeuvres Grande-Duchesse Charlotte“ ab, was 25 bis 28 Millionen Euro jährlich ausmacht.
Dies ist schon eine widersprüchliche Situation, denn einerseits geraten Leute ins Elend, weil sie Haus und Hof verlieren, und andererseits sollen die „Oeuvres“ Notleidenden helfen… mit dem gleichen Geld.
Die Vereinigung der „Anonym Glécksspiller“ hat sich zum Ziel gesetzt, für Aufklärung und Information zu sorgen, Betroffene zu beraten und eine Begleitung der Hilfesuchenden beim Arzt oder im Therapiezentrum sowie Schuldenberatung zu garantieren. Außerdem strebt sie die Änderung der lokalen Gesetzgebungen an.
Dies geschieht durch Kontaktaufnahmen, Erstgespräche und Beratung; Teilnahme an Selbsthilfegruppen; Vermittlung und stationäre Therapie.
Teufelskreis
Eine Beratungsstelle gibt es in der rue Dicks Nr. 18 in der Hauptstadt. „Setz auf dich, nicht auf das Glück“ ist das Motto. Man kann dort vorstellig werden, sich aber auch telefonisch beraten lassen. Interessante Einzelheiten findet man ebenfalls im Internet.
In einem jetzt veröffentlichten Faltblatt, das gezielt verteilt werden soll, wird das Spiel als echte Gefahr charakterisiert. „Sucht bringt Leiden – für Betroffene und Angehörige.
Glücksspielsucht führt zu Familien- und Partnerschaftsproblemen, zu Einsamkeit, Verschuldung, Depression und Kriminalität. Aus diesem Teufelskreis kommt man nicht mit Willenskraft und Vernunft allein heraus. Glücksspielsucht ist eine Krankheit und muss als solche behandelt werden.“
Krankenkasse zahlt mit
Behandlungen können von einem Psychiater verschrieben werden. Sie dauern ca. zehn bis 16 Wochen und können wiederholt werden. Die Krankenkasse kommt für die Kosten auf; der Patient selbst zahlt bei stationärer Therapie maximal 280 Euro (10 Euro pro Tag).
Über die mögliche Selbstmordrate gibt es keine Erkenntnisse. Man weiß aber, dass sie höher liegt als bei Drogen- und Alkoholsucht.
De Maart
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