„Die schönsten, besten, apartesten Geschenke“. In den letzten Wochen wurden wir mit diesbezüglicher Werbung geradezu überschüttet. Und mit dem Jahreswechsel hat es nicht aufgehört. „Solden, Solden, Solden“, ertönt es nun von allen Seiten.
Jetzt bringen die Schnäppchenjäger das Weihnachtsgeld unter die Leute.
Offiziell betrifft der Winterschlussverkauf vor allem die Modebranche, doch auch die Möbelhändler machen eifrig mit. Schließlich wird am 6. Januar der Weihnachtsbaum abgerissen, und das Haus muss neu dekoriert werden.
Heumonat
Für den Handel sind Weihnachtsgeschäft und Winterschlussverkauf Heumonate. Der Umsatz steigt um durchschnittlich 50 Prozent. „Wir sind da, wenn der Kunde uns braucht“, bringt es Thierry Nothum, Direktor der Handelsvereinigung, auf den Punkt. Eine Bilanz will er noch nicht ziehen, ein erster Eindruck jedoch ergibt, dass das Geschäft nicht schlechter lief als in den letzten Jahren. An den Boom der Jahre 2003 bis 2008 kommt es zwar nicht mehr heran, aber der Kunde bleibt konsumfreudig.
Die Nachfrage ist allerdings weitaus differenzierter geworden. „Wenn keine Neuheiten auf den Markt kommen, wird nicht so viel gekauft“, weiß Nothum.
Eine neue Tendenz ist auch der Konsum aus Frust. Um der morosen Stimmung zu entkommen, kaufen viele Konsumenten im oberen Preissegment ein. Besonders in Deutschland, das schon viel länger und viel tiefer in der Krise steckt, wurde das festgestellt.
Moderne Plage
Je mehr die Verbraucher verwöhnt werden, umso länger müssen die Geschäftsleute und ihr Personal zur Verfügung stehen. Die verkaufsoffenen Sonntage im Dezember und Januar gehen an die Substanz. Doch „sie entsprechen dem Wunsch unserer Mitglieder“, sagt Yves Piron, Geschäftsführer des hauptstädtischen Geschäftsverbands.
Genau wie Thierry Nothum muss aber auch er zugeben, dass der intensive Arbeitsrhythmus mit einer aufwändigen Personalverwaltung einhergeht. Die Gesetzgebung ist klar. Auch bei verlängerten Öffnungszeiten gilt die 40-Stunden-Woche, Sonntagsarbeit wird zusätzlich entschädigt. Aber die Arbeitnehmer stöhnen unter der zusätzlichen Belastung.
Die großen Geschäfte finden Freiwillige, die das zusätzliche Geld und die freien Wochentage schätzen. In den kleineren Betrieben jedoch ist es weitaus schwieriger. Die Personaldecke ist weniger groß und die Arbeit nicht mit ungelernten Arbeitskräften zu bewältigen.
Die hauptstädtische „Union commerciale“ kommt Kunden und Arbeitnehmern mit Kindern an den verkaufsoffenen Tagen mit zwei „Maison relais“ entgegen.
André Sowa vom OGBL sieht das Ganze trotzdem nicht so idyllisch. „Die Arbeitszeiten werden immer unregelmäßiger und belasten Gesundheit und Familie“, meint er. Protestiert werde nur wenig. „Aus Angst um den Arbeitsplatz“.
Transportproblem
„Das Problem sind nicht die Überstunden und die Arbeit, sondern der Transport“, bedauert Piron, der darüber mit der Regierung verhandelt. Die Herausforderung für das Personal, das hauptsächlich aus Grenzgängern und zu 80 Prozent aus Frauen besteht, ist nämlich der Weg zur Arbeit, da es sonntags nur wenige Zug- und Busverbindungen gibt. Die Anfahrt mit dem Auto ist ein zusätzlicher Kostenfaktor.
Weniger verkaufsoffene Sonntage wird es in nächster Zeit jedoch nicht geben. „Die Politik beugt sich dem Wunsch der Verbraucher und der Geschäftsleute“, sagt Sowa. „Wir passen uns dem Wechsel der Gesellschaft an“, meint Piron. Solange der Kunde kauft, bleibt alles, wie es ist.
De Maart

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