Sonntag19. Oktober 2025

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Von der Pionierarbeit zur festen Größe

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ESCH - Am Mittwoch wurde in einer kleinen Feierstunde das 30-jährige Bestehen der Psychiatrie im "Centre hospitalier Emile Mayrisch" (CHEM) begangen.

Doch schon vor dem offiziellen Startschuss im Jahr 1981 kümmerte sich das damalige „Hôpital de la ville d’Esch“ um Patienten mit psychiatrischen Pathologien.

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Im Rahmen des 30-jährigen Bestehens der Psychiatrie im CHEM findet in den drei Fluren zwischen den Gebäuden „Héichuewen“ und „Buggy“ eine Ausstellung statt mit Werken der Patienten der Ergotherapie. „Das zeigt, was in den Patienten steckt“, so Marc Gleis, „es erlaubt ihnen, ihre Kreativität und ihre Ressourcen zu entdecken. Das Ergebnis ist außergewöhnlich.“ Die Bilder sind noch bis zum 31. März zu besichtigen und sie stehen auch zum Verkauf. Mit dem Erlös wird zur Hälfte neues Material für die Ergotherapie-Gruppe gekauft, die andere Hälfte wird einem wohltätigen Zweck zugeführt.

„Wir waren 1981 Trendsetter in der Psychiatrie, was vor allem meinen mutigen Vorgängern zu verdanken ist“, so CHEM-Generaldirektor Michel Nathan, „wir waren die Ersten, die eine psychiatrische Abteilung in einem offenen Allgemeinkrankenhaus hatten. Heute ist das eine große Abteilung und sie funktioniert gut.“ Und das, was in den Anfangsjahren gar nicht so selbstverständlich war, ist heute „nicht mehr wegzudenken“, so Nathan und verweist auf die ca. 3.500 Fälle, die alleine in der Krisenintervention pro Jahr behandelt werden.

Pioniere

Es war dann Marc Gleis, verantwortlicher Arzt für die psychiatrische Abteilung im CHEM, der einen kurzen Überblick zum 30-jährigen Bestehen lieferte. Allerdings gab es die Psychiatrie in Esch schon lange davor, und zwar seit Anfang der 60er Jahre. Georges Muller, einer der ersten freien Psychiater in Luxemburg (davor wurde diese Pflege nur in Ettelbrück angeboten), begann in den 60er Jahren im Escher Krankenhaus zu arbeiten. Ihm folgten später Jules Molitor und John Hildgen. Diesen drei sei es zu verdanken, dass die Psychiatrie in Luxemburg ihr Stigma verlor und sich ihren Weg gebahnt habe, die 1981 in der Eröffnung der psychiatrischen Abteilung in Esch (dann auch im „Centre hospitalier“ und im „Hôpital Saint-Louis“) und in den 90er Jahren in den Haffner-Plan (Dezentralisierung der psychiatrischen Versorgung auf die vier regionalen Krankenhäuser) mündete.

Vorsicht Falle

„Alles, was der Patient braucht, soll er so nahe wie möglich vorfinden können“, erklärt Gleis. Zehn Prozent aller Fälle in der Notaufnahme seien psychiatrischer Natur, rund 20 Prozent davon ziehen einen Krankenhausaufenthalt nach sich. Allerdings bleibe die Zahl der großen psychologischen Erkrankungen gleich, so Gleis, was zunehme seien aber Reaktionen wie Depression, Angstzustände oder Abhängigkeiten. Hier warnte Gleis vor einer Falle: „Die Psychiatrie ist nicht da, um Leute zu reparieren, die nicht mehr funktionieren.“ Vielmehr gelte es Lobby-Arbeit zu leisten, um Ursachen wie Stress (am Arbeitsplatz oder in der Familie) zu bekämpfen. Und da sei es wichtig, vernetzt zu denken und mit Strukturen außerhalb des Krankenhauses zu arbeiten. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Das Krankenhaus ist nicht die Krone, die über den anderen Akteuren steht wie über Zulieferern.“ Manchmal sei ein Krankenhausaufenthalt zwar notwendig, aber es sei wichtig, die Leute „fit für draußen“ zu machen.

Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo hatte dem Überblick von Gleis nicht viel hinzuzufügen. Man habe in kurzer Zeit viel erreicht, aber die Arbeit sei noch lange nicht beendet. „Die nächste Etappe besteht darin, zu sehen, was die zusätzlichen Bedürfnisse sind. „Wir dürfen uns nicht nur auf große Ideen verlassen, sondern herausfinden, was die Bedürfnisse vor und nach dem Krankenhaus sind“, so Di Bartolomeo. Die Reform der Psychiatrie sei vielleicht nicht die medienträchtigste gewesen, „aber eine der wichtigsten“. Er beendete seine Rede mit einem Dankeschön „im Namen derer, die hierher kamen, und das durch die große Tür, als normale Patienten, die sich nicht zu verstecken brauchen“.