Dienstag16. Dezember 2025

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Sozial Schwache sind stärker betroffen

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Wie viele Menschen leiden in Luxemburg an chronischen Krankheiten? Welches sind die Ursachen dafür? Beeinflussen sozioökonomische Faktoren die Verbreitung? Diesen und anderen Fragen geht eine rezente CEPS/Instead-Studie nach.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO („World Health Organization“) definiert chronische Krankheiten als „lange andauernde und im Allgemeinen langsam fortschreitende Krankheiten“, die „United States Centers for Disease Prevention and Control“, also die Krankheitspräventions- und -kontrollzentren der Vereinigten Staaten, sprechen in diesem Zusammenhang von „Krankheiten, die nach ihrem Auftreten nicht geheilt werden …“ bzw. von „Krankheiten, die drei Monate oder länger andauern“. Zu den häufigsten chronischen Krankheiten zählen Atemwegserkrankungen, Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen sowie Diabetes, Fettleibigkeit und psychische Gesundheitsprobleme.
Chronische Krankheiten sind für rund 60 Prozent der Todesfälle in der Welt und für 86 Prozent in den 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO verantwortlich. Dementsprechend stellen chronische Erkrankungen ein ernst zu nehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit dar.

Ein Viertel der über 16-jährigen Bewohner Luxemburgs (genau 26 Prozent) erklärte 2007 im Rahmen einer CEPS/Instead-Studie*, an chronischen Erkrankungen zu leiden. 76 Prozent der Befragten gaben dabei an, an nur einer Krankheit zu leiden, bei 18 Prozent waren es zwei, bei sechs Prozent gar drei Erkrankungen.

Wie die angesprochene Studie festhält, steigt die Häufigkeit der chronischen Erkrankungen mit dem Alter. Während in der Altersklasse 16 bis 49 Jahre lediglich 16 Prozent der Befragten von einer oder mehreren chronischen Erkrankungen betroffen sind, sind es bei den 50- bis 64-Jährigen bereits 35 und bei den über 65-Jährigen gar die Hälfte aller Personen.
Unabhängig vom Alter sind Frauen (28 Prozent) häufiger von chronischen Erkrankungen betroffen als Männer (24 Prozent).

Aber auch die Häufigkeit der verschiedenen chronischen Krankheiten selbst variiert. Am weitesten verbreitet sind Erkrankungen der Gelenke und der Muskeln (38 Prozent der an chronischen Krankheiten Leidenden haben diesbezügliche Beschwerden), gefolgt von Stoffwechselkrankheiten (26 Prozent), Atemwegserkrankungen (22 Prozent) und Kreislauferkrankungen (21 Prozent).

In diesem Zusammenhang festzuhalten bleibt, dass Frauen häufiger als Männer an Muskel- und Gelenkkrankheiten (42 gegenüber 32 Prozent) sowie an Stoffwechselkrankheiten leiden (29 gegenüber 22 Prozent). Bei Männern hingegen treten häufiger Erkrankungen der Atemwege auf (25 gegenüber 20 Prozent).

Die Studie hat sich aber nicht nur mit der Verbreitung von chronischen Krankheiten, sondern auch mit den diesbezüglichen Risikofaktoren auseinandergesetzt. Wie diverse internationale Studien belegen, werden Nikotin, schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung für den Großteil der chronischen Erkrankungen verantwortlich gemacht. Die CEPS/Instead-Autoren bestätigen die entsprechende Verbindung. Sie weisen gleichzeitig aber auch darauf hin, dass zumindest auf Basis ihrer Ergebnisse kein direkter Link zwischen Ursache und Wirkung erstellt werden kann.Was den Tabakmissbrauch anbelangt, so gaben in der Studie 25 Prozent der täglichen Raucher an, an chronischen Erkrankungen zu leiden. Bei den Nichtrauchern waren es 26 Prozent. Zwischen beiden Gruppen besteht also kaum ein Unterschied.

Eine geschlechtsspezifische Analyse allerdings konnte Unterschiede zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern feststellen. Allerdings nicht in der erwarteten Richtung wie die Autoren festhalten. Denn: bei Männern sind chronische Erkrankungen häufiger bei Nichtrauchern als bei gelegentlichen oder täglichen Rauchern anzutreffen (24 gegenüber 16 bzw. 21 Prozent). Dieses „unerwartete“ Ergebnis würde sich aber zum Teil dadurch erklären, dass bei den Nichtrauchern etliche Ex-Raucher befänden, so die Experten für Bevölkerungs- und Sozialstudien.

Auch nicht ohne Einfluss auf die mehr oder weniger starke Verbreitung chronischer Erkrankungen sind die sozioökonomischen Faktoren sprich das Bildungsniveau sowie das berufliche Statut der jeweiligen Person. In diesem Sinne bestätigt die CEPS/Instead-Studie, dass – auch in Luxemburg – ein gesundheitliches Ungleichgewicht in der Bevölkerung besteht – zuungunsten der sozial und wirtschaftlich schwächsten Bevölkerungsschichten. In anderen Worten: Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern kann man unabhängig vom Alter und bezogen auf den Bildungsstand ein Gefälle feststellen. In der Alterskategorie 50 bis 64 Jahre z.B. leiden 47 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen mit Primärschulabschluss an chronischen Erkrankungen, bei den Hochschulabsolventen sind es lediglich 26 (Männer) bzw. 29 Prozent (Frauen).

Ähnlich sieht es bei der Aufteilung nach Berufsständen aus: Arbeiter sind weit häufiger von chronischen Erkrankungen betroffen als zum Beispiel Angestellte oder Beamte.