Montag10. November 2025

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„Renert auf der Première“

„Renert auf der Première“

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Luxemburgisch als integratives Instrument der Gesellschaft. Ein glattes Parkett, auf dem man schnell in den Populismus oder noch weiter nach rechts abrutscht.

Fernand Kartheiser (ADR) versuchte gleich zu Beginn seiner Interpellation zum Thema, diesem Risiko aus dem Weg zu gehen, indem er es direkt ansprach. So ganz gelang das dann aber doch nicht.

In einzelnen Punkten, etwa in der Bildungspolitik, wurde deutlich, dass auch zwischen den Koalitionsparteien noch Klärungsbedarf besteht. Er wisse nicht, „ob eine deutsche oder zweisprachige Einschulung wirklich etwas bringt“, meinte etwa Claude Adam („déi gréng“). „Die Dreisprachigkeit hochhalten“, bemerkte Marc Angel (LSAP).

„Ein zweisprachiges Angebot ist wichtig für Kinder zwischen 1 und 3 Jahren“, erklärte André Bauler (DP). Unterrichtsminister Claude Meisch (ebenfalls DP) fand, im „Précoce“ sei es „wichtig, auch die Muttersprache zu fördern“. Von Justizminister Félix Braz („déi gréng“) kam die Bemerkung, dass es „nicht nur eine Integrationssprache gibt“.

So viel Luxemburgisch wie noch nie …

Mit Ausnahme von Fernand Kartheiser (ADR), der sich Michel Rodanges „Renert“ sogar im Programm einer Première vorstellen könnte, waren sich die Redner einig, dass Luxemburgisch in erster Linie Integrations- bzw. Brückensprache sein soll. Ein Schulfach, an dem sogar eine Versetzung scheitern könne, sei da kaum vorstellbar. Man solle „aus der Sprache kein prinzipielles Problem machen“, meinte Claude Adam („déi gréng“). Luxemburgisch als offizielle, von der EU anerkannte Sprache: mit dieser Forderung stieß Kartheiser auf eine breite Gegenfront. Das bringe nichts außer Problemen. U.a. würde es bedeuten, dass Luxemburg zunächst einmal seine ganze nationale Gesetzgebung auf Luxemburgisch übersetzen müsste, wie Serge Wilmes (CSV) bemerkte. Ein vermeintlicher Fortschritt, der letztlich ein Rückschritt wäre, meinte Marc Angel (LSAP).

Anstrengungen im Gesundheitssektor

Er wies darauf hin, dass bis in die 1980er Jahre hinein im Parlament ausschließlich Französisch gesprochen wurde. Allein dass sich dies geändert habe und heute so viele Menschen wie nie zuvor Luxemburgisch beherrschen, zeige, dass die Sprache sich dynamisch entwickle, auch und vielleicht sogar besser als mit dirigistischen Eingriffen der Politik. Luxemburgisch als Umgangssprache scheint generell kein wirkliches Problem, schwieriger wird es jedoch im Bereich der Gesundheitsversorgung. „Eine lebensgefährliche Diskriminierung von Patienten, die Französisch nicht ausreichend beherrschen, darunter auch viele Luxemburger“, spitzte Kartheiser die Diskussion zu. Gerade in dem Bereich seien sehr große Anstrengungen gemacht worden, hieß es auf der anderen Seite. Über die Hälfte aller Teilnehmer an Luxemburgischkursen kommen aus dem Gesundheitssektor.

Marc Angel (LSAP) wies zudem auf die Zwangslage hin, in der sich das Land befindet. Es gebe „keinen anderen Sektor, in dem Bedarf und nationales Angebot an Fachkräften so weit auseinanderklaffen“.