GemeinderatPetingen nimmt Kredit von 50.000 Euro für Hilfsaktion auf

Gemeinderat / Petingen nimmt Kredit von 50.000 Euro für Hilfsaktion auf
Eine noble Geste: Die Gemeinde streckt ihren Kunden das Geld für die Einkäufe vor Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Am 4. Mai fand die Gemeinderatssitzung wieder in der „Salle Schiffweiler“ des „Centre Rousen“ statt. Auf der Tagesordnung standen neben Routineangelegenheiten unter anderem die Aufnahme eines Spezialkredits für eine Solidaritätsaktion und die Arbeit der kommunalen Ausschüsse.

Die Führung in Petingen hat im Zuge der Coronavirus-Krise beschlossen, dass 14 Mitglieder des Gemeindepersonals die Einkäufe für Personen, die einer Risikogruppe angehören, Senioren oder Menschen, die sich in Quarantäne befinden, erledigen. Die kommunalen Mitarbeiter holen ebenfalls Medikamente für die Kunden in der Apotheke ab. Seit Mitte März wurden insgesamt 254 Einsätze gezählt.

Im Zusammenhang mit dieser Dienstleistung beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 4. Mai die Aufnahme eines Kredits von 50.000 Euro. Der Grund: Die Gemeinde streckt den Auftraggebern das Geld für die Einkäufe vor. „Wir verlieren mit dieser Aktion kein Geld und auch unsere Verschuldung wird nicht ansteigen, weil wir die Beträge zurückerstattet bekommen“, erklärte Bürgermeister Pierre Mellina. Er betonte zudem, dass diese Vorgehensweise konform mit der Gesetzgebung von 1988 sei.

Neben dem Gemeindepersonal absolvieren auch die lokalen Pfadfinder und Mitglieder der Vereinigung EVAT (Emergency Volunteer Aid Team) Botengänge für gefährdete oder kranke Personen. Auch hier sind jeweils inzwischen einige hundert Einsätze zusammengekommen, heißt es. Die Initiative kommt allgemein gut an. „Ich traue mich nicht raus aus dem Haus, weil ich Diabetes habe und erst vor kurzem den Krebs besiegt habe. Da bin ich froh, dass ehrenamtliche Helfer mir die Einkäufe erledigen“, so Marguerite (81) aus Petingen. Auch im Gemeinderat wurde das Engagement der freiwilligen Helfer gelobt. In Petingen leben 2.723 Personen über 65 Jahre. Viele davon seien alleine, wurde betont. In diesem Zusammenhang wurde die Frage aufgeworfen, welche psychologische Hilfe für Menschen vorgesehen ist, die in Isolation leben. Ob zum Beispiel eine Sozialarbeiterin nicht bei diesen Leuten nach dem Rechten sehen könne? Bürgermeister Mellina unterstrich, dass das Sozialamt für die Unterstützung dieser Leute verantwortlich sei. Er kündigte aber auch an, dass man im Rathaus nach der Krise Bilanz über die Lage ziehen werde und durchaus bereit sei, gegebenenfalls seine Hilfe anzubieten.

Weiteres Thema waren die Gemeindeausschüsse, wo mehrere Nominierungen auf der Tagesordnung standen. Seit dem Ausbruch der Pandemie ruhten die meisten Kommissionen. Lediglich die Schulkommission gab via Briefwechsel ihr Gutachten zur Schulorganisation 2020/2021 ab. „Wie werden die Kommissionen arbeiten?“, so die Frage. Pierre Mellina betonte, dass es leider im Augenblick nicht möglich sei, sich physisch zu begegnen. Man müsse also andere Wege finden, um die Arbeit in den Ausschüssen zu garantieren. Er nannte als Beispiel die „Commission de la surveillance de l’école de musique“, die zurzeit dabei sei, über die Organisation der Musikschule zu diskutieren. Dies könne per Chat, E-Mail oder Briefwechsel geschehen, so Mellina. Bei der Bautenkommission zum Beispiel würde sich die Arbeit schwieriger gestalten, weil man dort Pläne unter die Lupe nehmen müsse. Hier wird dann auch überlegt, Versammlungen  zu organisieren. Diese könnten im „Centre Rousen“ stattfinden und ähnlich gestaltet werden wie die Gemeinderatssitzung, mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand und allen erforderlichen Hygienemaßnahmen, hieß es. „Das würde uns erlauben, einen ,Baustau’ in der Gemeinde zu verhindern, zumal auf den Baustellen ja wieder gearbeitet werden darf“, so der Bürgermeister abschließend.

Erste Sitzung für den „Neuen“

Am 4. Mai sah man ein neues Gesicht im Sitzungsraum des Gemeinderats. Es war nämlich der erste Auftritt für André Martins Dias auf der kommunalpolitischen Bühne. Er ersetzt den am 20. April zurückgetretenen CSV-Rat John Polfer. Normalerweise hätte Romain Rosenfeld den 76-Jährigen in seinem Amt beerben müssen, er verzichtete jedoch zugunsten des jüngeren Kollegen auf den Posten. Der neue Gemeinderat ist 33 Jahre alt, verheiratet und arbeitet als Wirtschaftslehrer im LTMA („Lycée technique Mathias Adam“). Er lebt seit seiner Geburt in der Gemeinde, hat dort seine ganze Schulzeit verbracht und ist seit langem im Vereinsleben involviert, unter anderem im Fußball, im Tischtennis und in der Feuerwehr. André Martins Dias engagiert sich außerdem ehrenamtlich u.a. in der Kita „Villa Bambi“ und in der Vereinigung „Fir ee gudden Zweck“. Er ist zudem Präsident der Finanzkommission und Mitglied der Jugendkommission. Soziale Fragen, der Wohnungsbau, die Schule, die Kinderbetreuung und die kleinen und mittleren Unternehmen der Gemeinde liegen dem neuen Rat besonders am Herzen.

André Martins Dias (CSV) absolvierte am 4. Mai seine ersten Schritte in der aktiven Gemeindepolitik
André Martins Dias (CSV) absolvierte am 4. Mai seine ersten Schritte in der aktiven Gemeindepolitik Foto: Gemeinde Petingen

Grober J-P.
7. Mai 2020 - 20.36

Wie geht es eigentlich den "Tornadoopfern"?