Ohne sie fährt kein Zug: Der Job des Zugbegleiters

Ohne sie fährt kein Zug: Der Job des Zugbegleiters

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Sie sind unverzichtbar für den luxemburgischen Zugverkehr: die Zugbegleiter. Béatrice Bütgenbach arbeitet seit nun fast zehn Jahren für die CFL. In ihrem Arbeitsalltag kommt keine Routine auf, denn jede Schicht beginnt anders.

Während einer Fahrt sind Zugbegleiter die ersten Ansprechpartner für Fahrgäste. Bei der CFL gehen derzeit 280 Menschen diesem Job nach – Tendenz steigend. Béatrice Bütgenbachs Tätigkeiten gehen viel weiter als die einer reinen Fahrkartenkontrolleurin. Was ihr besonders an ihrem Beruf gefällt: „Wir sind unser eigener Chef.“ Ihre Arbeitszeiten sind sehr unterschiedlich und in Nacht- und Tagesschichten unterteilt. „Manchmal arbeiten wir an nur drei Tagen in der Woche und ein anderes Mal sind wir für sieben Tage am Stück eingeteilt.“ Jeder Arbeitstag kann zu einer anderen Zeit beginnen. Da heißt es: aufgepasst beim Weckerstellen, gerade bei den Frühschichten.

„Was aber nicht vergessen werden darf: Wenn wir früh anfangen, haben wir auch früh Feierabend.“ Für den Körper ist das natürlich nicht ohne. „Jeder hat seine Präferenz bezüglich der Früh- und Spätschicht.“ Als Nachtmensch zieht Béatrice es vor, spät mit der Arbeit anzufangen. „Je nach Zug müssen die Begleiter zehn bis 20 Minuten vor der geplanten Abfahrt auf dem Bahnsteig sein, um gegebenenfalls Informationen an die Kunden weiterzugeben.“ Oft gibt es dann eine Art Übernahme des vorherigen Zugbegleiters, bei der auch mögliche Probleme angesprochen werden.

Eine der wichtigsten Aufgaben ist es natürlich, den Fahrplan einzuhalten. Eine verfrühte Abfahrt darf eigentlich nicht passieren. Gleichzeitig müssen die Begleiter auf die Signale achten. „Wir arbeiten mit doppelter Sicherheit, neben dem Lokführer müssen auch wir darauf aufpassen.“ Bei den Zügen müssen regelmäßig auch Bremsproben durchgeführt und die Fahrgäste kontrolliert werden – wobei diese Kontrolle mehr beinhaltet als nur die Überprüfung von Fahrkarten. Der ganze Zug sollte schon zwei- bis dreimal durchquert werden. Schließlich kann es immer passieren, dass ein Fahrgast belästigt wird, es jemandem schlecht wird oder dass sich Touristen nicht zurechtfinden und nicht genau wissen, wo sie aussteigen sollen.

„Man wird schon öfter mal dumm angemacht“

„Wir sind ja in erster Linie eine Hilfsperson und vor allem dazu da, die Zugpassagiere zu informieren. Zudem helfen wir auch, wenn es jemandem nicht gut geht. Deshalb ist die Absolvierung eines Erste-Hilfe-Kurses Pflicht. Zugbegleiter müssen deswegen auch Blut sehen können“, erklärt Bütgenbach.

Verbale Ausfälle von Passagieren nimmt sie locker: „Man wird schon öfter mal dumm angemacht – vor allem, wenn man Passagiere auf ihr Fehlverhalten hinweist.“ Aber das gehe dann zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus: „Davon darf man sich nicht fertig machen lassen.“ Um auf solche Situationen vorbereitet zu sein, absolvieren die Mitarbeiter Kurse bei einer Psychologin. Eine ganze Woche lang werden verschiedene Szenen durchgespielt und anschließend anhand einer Videoanalyse diskutiert. Auch besuchen Zugbegleiter Kurse zum richtigen Umgang mit aggressivem Verhalten. In diesen Selbstverteidigungskursen wird ihnen beigebracht, wie sie sich am besten wehren und die aufgebrachten Passagiere beruhigen. Richtige Aggressionen seien jedoch die Ausnahme, es werde vielmehr verbal ausgeteilt. Mit der Zeit hat die 42-jährige Bütgenbach eine ganz gute Menschenkenntnis erlangt: „In 90 Prozent der Fälle weiß ich, wenn etwas im Busch ist. Aber ich sage den Auszubildenden immer, dass der erste Eindruck auch täuschen kann.“

Bei einem tatsächlichen Angriff sei es wichtig, recht schnell wieder runterzukommen, auch damit der Zug seine Fahrt wie geplant beenden kann. Falls sich der Zugbegleiter nicht mehr dazu in der Lage fühlt, bleibt der Zug auf den Gleisen stehen und wird annulliert. In Luxemburg muss nämlich immer ein Zugbegleiter an Bord sein und wenn dann einer ausfällt, fällt zwangsweise auch der Zug aus.

Ab und zu gibt es ein kleines Geschenk

Bei den vielen rezenten Verspätungen und Zugausfällen kocht die Stimmung der Zugpassagiere des Öfteren hoch. Mit dem neuen Fahrplan laufe noch nicht alles rund. Die Verständigung und der Informationsfluss klappen dann auch nicht immer: „In solchen Momenten sehen die Menschen zuerst uns, die Zugbegleiter.“ Die Passagiere wüssten, dass die Begleiter eigentlich nichts dafür könnten, doch der Frust müsse in dem Moment nun mal raus. „Ich schlage den Passagieren dann immer vor, die Beschwerden schriftlich zu verfassen und den Verantwortlichen zu schicken. Wir müssen ja ebenfalls unsere Berichte bei Verspätungen oder Problemen schreiben.“

Die Situation sei nicht einfach. Luxemburg ist ein kleines Land und es fahren zusätzlich viele Züge aus anderen Ländern in den hauptstädtischen Bahnhof. Die Verspätung eines einzigen Zuges reiche aus, dass der ganze Fahrplan durcheinandergebracht werde. In den letzten Jahren habe die Zahl der Zugreisenden um 60 Prozent zugenommen. „Doch wir können sagen, dass wir nicht streiken. Das ist immer ein gutes Gegenargument bei Diskussionen um Zugverspätungen oder Ausfälle“, erklärt Bütgenbach mit einem Schmunzeln.

Wo viele Menschen unterwegs sind, bleibt auch so einiges liegen. Zugbegleiter finden so manches auf, unter und zwischen den Sitzen: Handys, Computer, Aktenkoffer, Geld … „Vor Kurzem habe ich noch eine volle Windel gesehen, die lasse ich dann liegen.“ Letztens hat sie auch Überreste von einem ganzen Brathähnchen unter den Sitzen entdeckt, trotz zahlreicher Mülleimer im Zug. Dennoch habe der Beruf des Zugbegleiters für sie viel Positives. „Ich kann mich mit den Mitfahrenden unterhalten. Manchmal wird mir Essen angeboten.“ Ab und zu gibt es sogar ein kleines Geschenk, zum Beispiel letztens, als ein Passagier ihr eine Blume überreichte.

de rom
23. Mai 2018 - 23.36

die Frau ist Super kannte Sie aus Beruflichen Gründen ein wenig Persönlich so etwas braucht die Bahn