Nicht nur Bankjobs gefährdet

Nicht nur Bankjobs gefährdet

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG - Die Einführung des automatischen Informationsaustausches wird nicht spurlos an Luxemburgs Wirtschaft vorbeigehen. Laut Statec könnten außerhalb des Banksektors bis zu tausend Jobs verloren gehen.

Am 1. Januar 2015 führt Luxemburg einen automatischen Informationsaustausch auf Zinserträge ein. Ausländische Steuerbehörden werden über die Kapitaleinkünfte informiert, welche die Bürger ihres Landes in Luxemburg erzielt haben. Die bisher an den Luxemburger Fiskus entrichtete Quellensteuer, die größtenteils an die ausländischen Steuerbehörden weitergereicht wurde, entfällt.

Bis zu 2.000 Stellen könnten in einem Zeitraum von vier Jahren verloren gehen, rechnet Statec nun in einer neuen Studie „Impact de l’échange automatique d’informations en matière de produits financiers: une tentative d’évaluation macro-économique appliquée au Luxembourg“ vor. Davon könnte etwa die Hälfte auf andere Bereiche als der Banksektor entfallen. Ein Verlust über den bisher recht wenig geschrieben wurde.

Der im vergangenen Jahr vom damaligen Finanzminister Luc Frieden (CSV) angekündigte Informationsaustausch hat bereits in den letzten Monaten zu einem Kapitalabfluss geführt. Bis zu 15 Milliarden Euro könnten vom Bankenplatz abgezogen werden, rund fünf Prozent des Gesamtbestandes, schätzt Statec, der bei dieser Studie eng mit der Bankervereinigung ABBL zusammengearbeitet hat.

321 Milliarden Euro Vermögen

Ende 2012 wurde das in Luxemburg verwaltete Privatvermögen auf 321 Milliarden Euro beziffert. Davon entfielen 145 Milliarden Euro auf Privatpersonen: 41 Milliarden gehörten Luxemburger Gebietsansässigen, 56,1 Milliarden Euro Personen, die in Belgien, Frankreich und Deutschland leben, 24,4 Milliarden Euro anderen EU-Bürgern und 23,4 Milliarden Euro Bürgern aus Drittstaaten.

Der Verlust von Aktiva, die Zunahme der Kosten u.a. durch einen höheren Verwaltungsaufwand in den Banken könnte zu einem Abbau von bis zu 1000 Stellen im Bankensektor führen.

Ganz so schwarz sieht Statec die Entwicklung jedoch nicht. Die negativen Effekte des Informationsaustausches könnte durch die positiven Folgen der Aufgabe des Bankgeheimnisses wettgemacht werden. Bereits heute würden neue Gelder nach Luxemburg kommen, sagt Ferdy Adam, beim Statec für Previsionen und Modellierung verantwortlich. Die Entscheidung, den automatischen Informationsaustausch aufzugeben, wirke sich positiv auf das Image Luxemburgs als sauberer Bankenplatz.

Der Aktivitätsrückgang bei der Vermögensverwaltung könnte auch andere Effekte. Freiwerdende Büroflächen etwa könnten den Preisdruck bei den Immobilien reduzieren, wodurch Luxemburg wieder attraktiv für andere Wirtschaftsakteure werden kann.