Neue Hoffnung für die Kinder im Niger

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In unserer Serie über Nichtregierungsorganisationen (NGO) stellen wir heute die „Action Lutte contre la pauvreté“ vor. Die Vereinigung setzt sich für Hilfsprojekte im Niger ein. Claude Molinaro

Die Geschichte von „Action lutte contre la pauvreté asbl“ beginnt lange vor der Gründung der Organisation. In den späten neunziger Jahren wurde Mariette Braquet, die Präsidentin von ACP, durch eine Fernsehreportage auf die Armut im Niger aufmerksam. In dem Film sah sie, wie Frauen Mehl stampften und dabei ihre Babys auf dem Rücken trugen. Ob es keine Mühlen im Niger gebe, fragte sie einen Studenten aus dem westafrikanischen Land, der damals in Luxemburg studierte und bei ihr wohnte. Es gebe sie wohl, war die Antwort, doch niemand könnte sie sich leisten.
So entstand die Idee, Banikanou, einem Dorf 220 km von der Hauptstadt Niamey entfernt, von wo der Student stammte, eine Hirsemühle zu kaufen. Nachdem das dazu benötigte Geld gesammelt war, fuhr Mariette Braquet 1998 nach Banikanou, um die Mühle zu installieren. Obwohl sie wusste, dass der Niger eines der ärmsten Länder der Welt überhaupt ist, war sie doch sehr geschockt über das Ausmaß dieser Armut. Vor allem die Lebensbedingungen der Frauen und Kinder waren erschreckend. Sie entschloss sich daraufhin, zwei Hilfsprojekte für das Dorf zu organisieren: den Bau eines Gesundheitshauses und den eines Brunnens. Am Anfang habe sie noch nicht daran gedacht, eine NGO (engl. Kürzel für Nichtregierungsorganisation) zu gründen, so Mariette Braquet. Das geschah erst im August 2000. Nach 1998 fuhr sie mehrmals in das Land. Schon damals wurde ihr klar, dass es sehr schwer sein würde, Projekte von Luxemburg aus ohne eine Präsenz vor Ort durchzuführen. Seit drei Jahren lebt Mariette Braquet nun im Niger.

Projekte

Das erste größere Projekt waren zehn Gesundheitshäuser für zwei Kantone der Region Tillaberi (120 km nordwestlich der Hauptstadt). In den beiden Kantonen ist die Gesundheitsversorgung äußerst spärlich. Dieses Projekt, welches vom Außenministerium kofinanziert wurde, sichert etwa 30.000 Menschen eine medizinische Versorgung. Der Niger ist ebenfalls ein Land mit einer sehr hohen Analphabetenrate. Ganz besonders sind Frauen davon betroffen: Schätzungen zufolge können nur etwa 0,4 Prozent der weiblichen Bevölkerung lesen und schreiben; bei den Männern sind es etwa 4,8 Prozent. In der Region gibt es jedoch einige wirtschaftliche Interessensgemeinschaften. Allerdings kann oft kein einziges Mitglied dieser Vereinigungen lesen und schreiben. 15 Alphabetisierungszentren half ACP in dieser Region zu bauen. Alphabetisierung ist im Niger gleichbedeutend mit Wirtschaftshilfe. Ein weiteres großes Problem im Niger ist das Abholzen. Holz wird als Brenn- und Baumittel verwendet, was die Wüstenbildung beschleunigt. 100.000 Hektar werden im Niger jedes Jahr abgeholzt. ACP hat ein Ausbildungsprogramm für Maurer in die Wege geleitet, in welchem Bauen mit Lehm gelehrt wird. Auch dieses Projekt findet in der Region von Tillaberi statt.

„La maison de l’espoir“

Das wohl ambitionierteste Projekt führt ACP im Südwesten des Nigers in Tibiri, einem Dorf 650 km von der Hauptstadt Niamey entfernt, durch. Hier leben 29.000 Menschen „unter der Armutsgrenze“, wie aus einem Faltblatt der Organisation hervorgeht. In dem Dorf wurden zwischen 1985 und 2000 infolge einer Fluorvergiftung des Trinkwassers 5.500 behinderte Kinder geboren, welche an schweren Knochendeformationen leiden. Sie werden meistens von ihren Eltern verstoßen, müssen auf der Straße leben und sich mit Betteln über Wasser halten. Da niemand sie unterstützt, können sie auch keinen Beruf erlernen. Die lokalen Behörden stellten ACP ein 1.200 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung, um das Projekt zu verwirklichen. Hier wurden ein Heim und eine Schule – die „Maison de l’espoir“ – gebaut, damit diese Kinder eine Ausbildung und somit eine Zukunft erhalten. Zweimal im Jahr werden Kinder aus Tibiri von zwei monegassischen Ärzten im nationalen Krankenhaus von Niamey operiert. Bisher waren es etwa 80 Kinder, die davon profitieren konnten. Das Haus der Hoffnung soll nun, wenn die Geldmittel zur Verfügung stehen, ausgebaut werden. Mehr über die Arbeit von ACP auf http://acpong.com