Youssef Razzak
Der rasante Zuwachs an Einwohnern im Centser Viertel bringt immer wieder Bedarf an neuer Infrastruktur mit sich. Doch ob die nötigen Bauplanungen dieser Nachfrage gewachsen sind, scheint auf dem Centser Schulhof mehr als fraglich zu sein. Schon seit mehreren Jahren werden dort die Schulgebäude mit Anbauten erweitert.
Lärm, Bauarbeiten und permanente Baustellen sind so für die 400 Kinder der Centser Schule zum Alltag geworden. Trotzdem konnten in den vergangenen Jahren alle Schüler ihren Platz in diesem riesigen Durcheinander finden.
Zu dieser „Rentrée“ hat das aber nicht geklappt. Rund 50 Kinder fanden anstelle eines wenigstens provisorischen Klassenzimmers noch immer eine graue Baustelle mit hängenden Stromkabeln und fehlender Bodenbedeckung vor. Seitdem ist das Durcheinander vorprogrammiert und löst sich nicht mehr auf.
Schnell improvisierten die Gemeindeverantwortlichen. Ein Container wurde neben dem Rohbau organisiert, der zwei Klassen ein Dach bieten soll.
Der Weg führt durch die Baustelle
Um in ihren Klassenraum zu gelangen, müssen die vierjährigen Kinder durch die Baustelle marschieren. Ein provisorischer Eingang direkt in den Container ist zurzeit noch in Arbeit. Die dritte Klasse des „Précoce“, die aus den jüngsten Schülern besteht, sollte eigentlich in einen der Räume kommen, an denen noch gearbeitet wird.
Doch die Lehrerin weigerte sich, mit ihrer Klasse dort einzuziehen, und alarmierte die Eltern über den bedenklichen Zustand der Schulräume. „Als ich über den Zustand der Schulräume informiert wurde, war mir sofort klar, dass mein Sohn auf keinen Fall in dieser Baustelle Unterricht erhalten wird“, schimpft ein Vater gegenüber dem Tageblatt.
Erst die anschließenden Proteste von betroffenen Eltern wie ihm und vom „Syndicat d’initiative et d’intérêts locaux Fetschenhof-Cents“ bei den Gemeindeverantwortlichen bewirkte, dass sofort für einen Teil der Kinder ein Ausweich-Klassenraum in Hamm zur Verfügung gestellt wurde.
Seitdem begeben sich die kleinen Schüler täglich unter Aufsicht eines Erwachsenen mit einem Pendelbus von Cents nach Hamm.
Wie lange diese Situation anhalten wird, ist noch unklar. Laut Schöffin Viviane Loschetter sollen die Schulräume bis Ende dieses Jahres fertiggestellt werden. Bis dahin muss der erste Zyklus von Cents weiterhin nach Hamm reisen. Die beiden anderen Klassen müssen weiterhin mit dem Container vorlieb nehmen, in der Hoffnung, dass die Frist eingehalten wird.
„Foyer du jour“
Die Problematik der sich verzögernden Fertigstellung der Einrichtungen ruft auch beim Personal des „Foyer du jour“ viel Ärger hervor. Mehrere Jahre wird schon an der neuen Tagesstätte gebaut – und zwar im Schneckentempo, was den Verantwortlichen einiges an Improvisationskunst abverlangt. Um beispielsweise den Betrieb der Kantine zu gewährleisten, wird täglich um zwölf ein Klassenraum in eine Kantine umgewandelt.
Jeden Tag transportiert das Personal des „Foyer du jour“ das Essen und das Geschirr dorthin, Schulbänke dienen dann den Kindern als Esstisch. Um Punkt zwei Uhr verwandelt sich die improvisierte Kantine dann wieder in ein normales Klassenzimmer.
Die Frage der Verantwortung ist bislang ungeklärt. Die Gemeinde Luxemburg schiebt die alleinige Schuld auf einen der beauftragten Betriebe. Dieser soll „die Lieferfrist nicht eingehalten und damit den Fortgang der Arbeiten aufgehalten“ haben, so Viviane Loschetter.
De Maart
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