„Wir haben nicht über ArcelorMittal im Konjunkturkomitee geredet.“ Damit dementierte Wirtschaftsminister Jeannot Krecké gestern gleich jedes negative Gerücht über die schlechte Verfassung des Stahlkonzerns in Luxemburg. Weltweit seien die Produktionskapazitäten der Stahlbetriebe zu 60 Prozent ausgelastet. Auch Luxemburg sei betroffen. Das Konjunkturkomitee war zuvor zu seiner monatlichen Sitzung zusammengekommen.
Krecké verwies auf die ausgezeichneten Geschäftsergebnisse des Konzerns in diesem Jahr. Er werde sein Ziel von 20 bis 25 Milliarden Euro Ebita (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erreichen. Dem gegenüber stünden Schulden in Höhe von 30 Milliarden Euro. „Eine ausgezeichnete Ratio“, so Krecké. Zwar habe ArcelorMittal Probleme an der Börse, doch die hätten auch andere Unternehmen. Der Aktienkurs des Stahlunternehmens ist in den vergangenen Wochen massiv gefallen.
Der Produktionsrückgang wirkt sich auf die Beschäftigung in den Stahl- und Walzwerken aus. Die betroffenen Beschäftigten werden von der „Cellule de reclassement“ übernommen. Die CDR verleiht die Mitarbeiter an andere Unternehmensbereiche oder andere Firmen. Die Kosten werden zu einem großen Teil vom Staat übernommen. Die entsprechende Vereinbarung über die CDR und die Vorruhestandsregelung läuft Ende des Jahres aus. Die Gewerkschaften pochen daher auf eine Stahltripartite, um den Fortbestand der CDR und anderer Vereinbarungen zu garantieren.
CDR auch 2009
Laut Arbeitsminister François Biltgen werde die CDR auch im kommenden Jahr beibehalten. Die Frage werde im Rahmen des „Comité de suivi des effectifs de la sidérurgie“ erörtert. Eine Sitzung ist für Mitte November geplant. Dank der CDR konnten Entlassungen in der Stahlindustrie vermieden werden. Biltgen zufolge werde daran gedacht, das Modell CDR auch in anderen Wirtschaftssektoren anzuwenden. Wann es zu einer Stahltripartite kommen werde, konnte Biltgen nicht sagen. Bei einem Abschluss der Verhandlungen über eine Fortsetzung von Lux2006 würden diese von der Dreierkonferenz gutgeheißen. Es handelt sich dabei um ein Investitionsprogramm zur Steigerung der Produktivität und zum Erhalt der Arbeitsplätze am Stahlstandort Luxemburg.
Zur Sprache kam gestern die allgemeine wirtschaftliche Lage des Landes. Krecké schloss einen konjunkturellen Einbruch in der Industrie und in anderen Bereichen nicht aus. Insbesondere in Sektoren, die eng ans Ausland gebunden seien. Bis zu 60 Prozent der Luxemburger Erzeugnisse und Dienstleistungen werden nach Deutschland, Frankreich und Belgien exportiert.
Krecké zufolge seien die meisten Betriebe durchweg gesund. „Wir kennen ja die, die Probleme haben, da wir uns jeden Monat mit solchen Fällen befassen.“
Gleich 16 Betrieben wurde gestern Kurzarbeit genehmigt. Betroffen sind 2.283 Beschäftigte. Bei der Hälfte dieser Betriebe handelt es sich um Zulieferer für die kriselnde Autoindustrie im Ausland.
Kurzarbeit vermeidet Entlassungen. Da erkenne man, wie wichtig derartige Instrumente seien, um konjukturell bedingte Schwierigkeiten abzufedern, sagte uns OGB-L-Präsident Jean-Claude Reding, der an der Sitzung des Konjunkturkomitees teilnahm.
Über die weiteren Wachstumsprognosen wollte Wirtschaftsminister Krecké sich nicht äußern. Die nächste Statec-Schätzung wird am 3. Dezember erwartet. Kommende Woche wird die EU-Kommission ihre Prognose für den Euroraum bekannt geben.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können