Luxemburg macht den Planeten unglücklich

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Luxemburg landet beim "Happy Planet Index" auf dem vorletzten Platz. Doch die Macher der Studie scheinen das Großherzogtum nicht sehr gut zu kennen.

„Luxemburg, das Land der Seen“ – der Länderbericht beginnt bereits mit einem Fehler. Das „Land der Seen“ ist eher Finnland. Wenn überhaupt, dann ist Luxemburg das „Land der Stauseen und Baggerweiher“. Auch wenn das Großherzogtum das zweithöchste BIP pro Kopf hat – also sehr reich ist –, sei die Wirtschaft des Landes laut Studie wahrhaft ineffizient.

Doch nicht alles in Luxemburg ist schlecht, das sehen auch die Macher des „Happy Planet Index“ so. Bei den Unterkategorien „Lebenserwartung“ und „allgemeines Wohlbefinden“ landet das Großherzogtum auf einem sehr guten 16. Platz (von 140). Noch besser schneidet Luxemburg ab, wenn es um die Verteilung des Reichtums geht. Die Schere zwischen Reich und Arm ist laut „Happy Planet Index“ nur in fünf Ländern kleiner. Luxemburg landet also hier auf dem sechsten Platz.

Soziale Komponenten

„Bei den sozialen Komponenten sticht Luxemburg besonders hervor“, so die Studie. Die hohe Lebensqualität sei u.a. auf die hohe Wählerbeteiligung zurückzuführen. „Ganze 91 Prozent gehen wählen. Daraus geht hervor, dass die Bürgerbeteiligung beim politischen Prozess sehr hoch ist“, meint die Studie. Dabei scheint den Machern aber entgangen zu sein, dass hierzulande die Wahlpflicht besteht.

Erstaunlicher ist, dass ganze neun Prozent nicht wählen gehen. Außerdem kann die Wahlbeteiligung nicht unbedingt mit Bürgerengagement und Lebensqualität gleichgesetzt werden. Schon gar nicht in einem Land mit Wahlpflicht.
Positiv auf die Bewertung wirkte sich auch das „garantierte Mindesteinkommen“, das es in Luxemburg schon seit 1986 gibt, aus. Lobenswert findet der „Happy Planet Index“ aber auch den „nationalen Plan zum Kampf gegen die Diskriminierung und für eine bessere Integration der Migranten“. All diesen Punkten, die für das Glück der Einwohner förderlich sind, stellt der Länderbericht die negativen Aspekte entgegen.

Garantiertes Mindesteinkommen

„Der CO2-Fußabdruck, der den Löwenanteil des ökologischen Fußabdruckes ausmacht, ist doppelt so groß wie der der USA“, heißt es laut dieser Studie. Luxemburg habe die höchste Auto-Dichte und auch den höchsten Pro-Kopf-Energieverbrauch Europas.

Außerdem würden die tiefen Kraftstoff-Preise viele Benzin-Touristen anlocken. Eine von Staatssekretär Camille Gira kürzlich veröffentlichte Studie zeigt aber, dass der Anteil der Tankstellentouristen nur rund zehn Prozent beträgt. Doch auch wenn man diese Personen aus der Statistik herausrechnen würde, wäre Luxemburg immer noch kein CO2-Musterschüler.

Erneuerbare Energien

Eine weitere Schelte gibt es von den Machern des Index im Fach „erneuerbare Energien“. Nur 2,1 Prozent Anteil hätten diese am Energie-Verbrauch. Laut dem europäischen Statistik-Institut Eurostat lag der Anteil 2013 bei 3,6 Prozent. Aufgrund von Berechnungen aus dem Jahr 2015 meint das luxemburgische Statec, dass der Öko-Anteil beim Endenergieverbrauch sogar bei fünf Prozent lag. „Luxemburg hat den niedrigsten Anteil an erneuerbaren Energien in ganz Europa“, so der Index. Das sieht auch Eurostat so.

„Nur ein Prozent der Fläche Luxemburgs sind Naturschutzgebiete“, steht im Länderbericht geschrieben. Auch das zog das Gesamturteil nach unten. Abschließend überwogen die negativen Punkte bei Weitem die positiven. Das Großherzogtum landet auf dem 139ten von 140 Plätzen. Nur der Tschad war noch schlechter. Auf dem anderen Ende der Skala landete Costa Rica. Ein Vorbild, da fast 100 Prozent der Energie dieses Landes aus erneuerbaren Quellen stammt. Aus diesem Grund macht Costa Rica den Planeten sehr glücklich.

Die Macher des Index kommen also zum Schluss, dass Luxemburg noch sehr viel zu tun habe, um den Planeten glücklich zu machen. „Wenn alle anderen Länder Luxemburg nachahmen würden, bräuchte man 9,1 Planeten“, so die Studie.